Hauptsache gesund

Schon seit Längerem werde ich den Verdacht nicht los, dass ich sehr ungesund lebe.

Nicht deshalb, weil ich mir ab und zu eine Zigarette gönne oder auch einen Cognac. Auch könnte mehr Bewegung nicht schaden. Das alles ist mir bewusst und ich versuche mich zu bessern. Doch das ist es nicht, was mich beunruhigt.

 



Beim Thema Gesundheit ist nicht alles Banane. (Bild: zvg)
Beim Thema Gesundheit ist nicht alles Banane. (Bild: zvg)

Viel mehr sorge ich mich darum, wie ich es schaffen will, gesunde Lebensmittel einzukaufen. Glaubt man jeweils dem Hersteller, so ist das gar kein Problem. Steht doch auf den Verpackungen allerhand drauf. Wie viel Vitamine, Milch, Proteine und so weiter. Also ist doch alles gesund! Aber widme ich mich mal dem Kleingedruckten, ist es ratsam, auch gleich den Hausarzt beizuziehen. Was da noch alles darin ist, versteht kein normaler Mensch. Dutzende von Zahlen, Buchstaben, Abkürzungen. Ich bin ja kein Chemiker und auch kein Lebensmittel-Spezialist, doch von den Herstellern wird immer darauf hingewiesen, dass sich der Konsument, selber informieren muss. Es steht ja alles drauf. Oder zumindest sollte es darauf stehen. Doch, was ist tatsächlich darin? Das wissen wir nicht. Wie auch. Die Lobby der Lebensmittel-Industrie schaut penibel darauf, dass man nicht zu viel auf die Verpackungen schreibt. Oder zumindest nicht das, was uns tatsächlich interessieren würde. Wenn ich also einkaufen gehe und mir zirka 20 Produkte in den Einkaufswagen lege, müsste ich bei JEDEM ARTIKEL nachschauen, wie er produziert wurde. Wo er produziert wurde. Wann er produziert wurde. Unter welchen Bedingungen er produziert wurde und zusätzlich müsste ich noch das Kleingedruckte mit all den Inhaltsstoffen lesen, dabei sollte ich ein dickes Buch dabeihaben, wo all diese Abkürzungen erklärt werden und ob es gesundheitsschädlich ist oder nicht. Ich würde vermutlich viele Stunden oder sogar Tage in diesem Supermarkt verbringen, bis ich alles herausgefunden hätte. Ich glaube, das brauche ich nicht weiter zu kommentieren. Wenn ich mir aber absolut sicher sein will, kaufe ich nur noch Bio-Produkte. Die sind, oder zumindest sollten, gesund hergestellt worden sein. Doch die sind oft auch teuer. Und es gibt Menschen, die sich das einfach nicht leisten können. Doch haben diese Menschen nicht auch das Recht auf gesunde Lebensmittel und Waren? Es gibt zwar Gesetze, doch die können bequem umgangen werden. Und mit dem Hinweis auf die Verantwortung des Kunden sind die Hersteller aus dem Schneider. Super! Also liegt es wieder einmal bei uns. Doch wie soll ich mich nun entscheiden? Das ist schwer. Schwer ist es auch beim Kauf von Kleidern. Immer wieder sieht und hört man, dass gewisse Kleider unter schlimmen Bedingungen für die Arbeiter hergestellt werden. Doch ich frage Sie, oder besser die Einkäufer dieser Waren: Soll ich nun persönlich den Weg meines T-Shirts verfolgen, oder wie soll ich es bewerkstelligen, dass ich sicher sein kann, wie und unter welchen Bedingungen mein erstandenes Kleidungsstück hergestellt wurde? Es würde jetzt zu weit führen, nun darüber ausführlich zu berichten. Sind wir doch mal ehrlich, immer und überall versucht man den Konsumenten zu hintergehen, um möglichst viel Profit zu erzielen. Und immer wird die Verantwortung auf uns geschoben. Ich werde den Verdacht einfach nicht los, dass man uns für dumm verkauft. Wir können nur hoffen, dass die Politik sich in Zukunft auch diesem Thema annehmen wird. Und zwar meine ich die Politik auf höchster Ebene.