Hausarzt ohne Grenzen aus Ennenda

Oft sind Flüchtlinge gesundheitlich belastet. Deshalb verdienen sie besondere Beachtung. Diese bekommen sie im Kanton Glarus beim Ennendaner Hausarzt Pietro L’Abate. Doch: Seine Belastung nimmt zu, weil es im Kanton immer weniger Hausärzte gibt.



Mit viel Enthusiasmus versorgt Hausarzt Pietro L'Abate aus Ennenda die Asylsuchenden, die nach Glarus kommen. Doch der Aufwand nimmt zu • (Foto: zvg)
Mit viel Enthusiasmus versorgt Hausarzt Pietro L'Abate aus Ennenda die Asylsuchenden, die nach Glarus kommen. Doch der Aufwand nimmt zu • (Foto: zvg)

Normalerweise betreut Pietro L’Abate in seiner Arztpraxis die Patientinnen und Patienten, die er seit Jahren kennt. Einmal pro Monat trifft er ausserhalb seiner Praxis komplett unbekannte Patienten: Seit sieben Jahren macht er nämlich im Durchgangszentrum Rain die grenzsanitarische Untersuchung. «Das sind die ersten Checks, ich frage nach gesundheitlichen Problemen. Die Flucht ist zwar in Ennenda zu Ende, das Trauma wirkt aber weiter. Und dies verursacht häufig körperliche Schmerzen», erklärt er. Diese ersten Begegnungen führen dazu, dass er sich auch danach um die Gesundheit dieser Menschen kümmert. Bei Bedarf hilft er unkompliziert in seiner Praxis weiter.

Helfen als innerer Drang

Mit viel Enthusiasmus versorgt Hausarzt Pietro L'Abate aus Ennenda die Asylsuchenden, die nach Glarus kommen. Doch der Aufwand nimmt zu • Foto: zvg.

«Dass es bisher funktioniert hat, ist der guten Zusammenarbeit im Kanton zu verdanken – zum Beispiel bei der psychologischen Betreuung mit Dr. Liana Gerber in Glarus, mit der Apotheke in Glarus, mit dem Kantonsarzt und noch vielen anderen», lobt L’Abate. In absehbarer Zeit geben allerdings zwei Hausärzte ihre Praxen in Glarus auf. Pietro L’Abate erwartet, dass er viele der Patientinnen und Patienten übernehmen muss. Für die Asylfälle bleibt ihm dann noch weniger Zeit. Dies befürchtet auch Christine Saredi, Leiterin Asyl- und Flüchtlingskoordinatorin des Kantons Glarus: «Pietro unterstützt uns seit vielen Jahren engagiert und unkompliziert, dafür sind wir dankbar. Für die Ukrainerinnen und Ukrainer haben wir mit der temporären Praxis in Schwanden und dem pensionierten Arzt Martin Bendel eine Lösung gefunden (Radiobeitrag SRF). Für den Asylbereich machen wir uns angesichts der steigenden Zahlen Sorgen. Pietros Hilfe dürfen wir aber nicht überstrapazieren und hoffen deshalb auf zusätzliche Hilfe im Kanton.»

Auf diese hofft auch Pietro L’Abate. Er könne aber verstehen, dass nicht alle die gleiche Energie aufbringen können. Doch: «Jeder auch noch so kleiner Beitrag ist wertvoll.» Er persönlich verspüre als Arzt und Sohn von italienischen Einwanderern einen inneren Drang, den Flüchtlingen zu helfen. Während er dies ausspricht, hinterlässt L’Abate den Eindruck, als ob er gerade jemandem zusieht, der am Ertrinken ist. Dann zu helfen, ist für ihn gar keine Frage: «Man muss!»