Mit gemischten Gefühlen betraten die Glarner Handballer am frühen Samstagabend die Kantiturnhalle in Glarus. Einerseits konnte Spielertrainer Lienhard endlich wieder einmal ein angemessenes Kader aufbieten, andererseits resultierte vor knapp zwei Monaten gegen die SG Zürich-Affoltern/ Unterstrass im Hinspiel eine bittere 37:21 Niederlage. Trotz eines kuriosen Sieg vor zwei Wochen gegen den TV Uster war die Zuversicht in der Mannschaft auf weitere wichtige Punkte in einer engen Gruppe nicht allzu gross.
Gute erste zwanzig Minuten
Aufgrund der konsequenten Manndeckung auf Lienhard im Hinspiel, begannen die Glarner mit einer veränderten Startaufstellung. Leuzinger startete neben Kocic und Feldmann als Spielmacher, unterstützt vom starken Kreisläufer Umberg. Die Gastgeber kämpften in den ersten Minuten beherzt und konnten teils durch Tore in Extremis und unter Zeitdruck an den Zürchern dranbleiben. Bei den ersten Wechseln zeigte sich, dass der gegnerische Trainer nichts an seiner Taktik geändert hatte und den glarner Spielertrainer unter persönliche Bewachung stellte. Mit dem nun zur Verfügung stehenden Platz wusste das Fanionteam des HC Glarus anfangs wenig anzufangen. Immer wieder wurde der Spielfluss durch eine aggressive Zürcher Verteidigung gebrochen und die Glarner zu unnötigen Fehlern gezwungen, welche die Spielgemeinschaft rigoros ausnutzte und Tor um Tor davonziehen konnte. Durch ihr wendiges Angriffsspiel mit vielen Abläufen, wurde die heimische Defensive teils vorgeführt. Man versuchte durch ein Time Out den Spielwitz der Zürcher etwas zu brechen. Dies gelang einigermassen, doch der HC Glarus hatte sich in nur sieben unkonzentrierten Minuten von einem Unentschieden einen 8:13 Rückstand eingefangen, welcher bis zur Pause (9:15), halbwegs gehalten werden konnte.
Tor um Tor in der zweiten Halbzeit
In der Pausenansprache wurde das Hauptaugenmerk auf das fehlende Laufspiel und die Kommunikation untereinander gelegt. In der Verteidigung war der HCG meist zu passiv und sprach sich ungenügend bei den vielen Abläufen der Zürcher ab, so dass sie mit einem zweiten Kreisläufer meist zu einfachen Toren gelangen konnten. Zusätzlich wurde die Laufbereitschaft bemängelt und den Rückraumspielern Kocic und Feldmann klare Aufgaben und Laufwege in der Offensive aufgezeigt, um den vorhanden Platz effizienter ausnützten zu können.
Die Spieler schienen sich die Vorgaben zu Herzen genommen zu haben und zeigten bereits in den ersten Minuten der zweiten dreissig Minuten eine hochkonzentrierte Leistung. Durch eine kompaktere Defensive und tollen Paraden von Torhüter Huber kam der HC Glarus immer wieder mit der zweiten Welle zum Abschluss. Dank den erstarkten Flügelspielern Hauser und Sana, konnten die Rückraumspieler mit mehr Druck auf die Zürcher Abwehreihe anlaufen und dank perfekten Sperren von Kreisläufer Umberg vermehrt erfolgreich abschliessen. So holten die Glarner Handballer Tor um Tor auf und konnten so zehn Minuten vor Ende der Partie zum Unentschieden einschiessen. Die SG Zürich-Affoltern/ Unterstrass versuchte weiterhin mit ihren zahlreichen Spielzügen die Defensive der Glarner auszuhebeln, aber die Kommunikation stimmte immer und die Zürcher begannen nun aus schlechteren Positionen den Abschluss zu suchen. Sie scheiterten dabei aber meist bereits am Block des HCG oder spätestens an Torhüter Huber. Das Heimteam aber spielte souverän ihr Spiel weiter und agierte trotz dem jungen Alter, angeführt von Spielmacher Leuzinger, sehr routiniert. Das gefiel nicht allen Spielern und das Match wurde gegen Ende der sechzig Minuten immer ruppiger. Da der Schiedsrichter sehr viel weiterspielen liess und wenig Strafen aussprach, gaben die Glarner nicht kleinbei und wehrten sich mit allen erlaubten und teils unerlaubten Mitteln, gegen die härter agierenden Zürcher. Durch eine vierminüte Strafe (2+2) gegen die Spielgemeinschaft aus Zürich und drei Toren Vorsprung, schien dem überraschenden Sieg des HC Glarus nichts mehr im Wege zu stehen. Souverän spielte man die Überzahlsituation aus, bis der freie Flügelspieler Hauser gekonnt einschiessen konnte. Die Zürcher fanden in den letzten drei Minuten kein Mittel mehr gegen eine hochkonzentrierte Glarner Mannschaft, welche den 26:23 Sieg gekonnt über die Zeit brachte.
Beste Halbzeit der Saison
Der Sieg des HC Glarus war zwar überraschend, aber keineswegs unverdient. Dank der wohl besten Halbzeit der Saison, mit gerade acht erhaltenen Toren in dreissig Minuten, drehten die Glarner eine intensive und hart gekämpfte Partie noch zu ihren Gunsten. Es zeigte sich, dass mit einem nahezu kompletten Kader, kein Gegner in dieser turbulenten Gruppe 3, zu fürchten ist.
Wie beim Sieg vor zwei Wochen gegen den TV Uster, war erstaunlich zu sehen, wie der HCG, mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 20,7 Jahren, unglaublich routiniert und abgeklärt auftreten kann. Nicht nur, dass die Stammspieler ihre Leistung erbrachten, sondern auch die "zweite Garde" um Waltenspühl, Renzo und Collenberg fügte sich nahtlos ins Spiel ein und begann wenig Fehler. So konnten die arrivierten Führungsspieler in den Ruhepausen etwas Luft holen, um dann zum Schluss nochmals aufdrehen zu können.
In zwei Wochen wartet mit dem TV Thalwil ein nicht leichterer Gegner auf das Fanionteam aus Glarus. Die Mannschaft am rechten Seeufer ist den Glarnern bestens bekannt und man muss sich auf ein hartes, körperbetontes Spiel einstellen. Wenn sich der HC Glarus dadurch nicht einschüchtern lässt und dagegen halten kann, ist auch gegen einen mit ehemaligen 1. Ligisten gespickten TV Thawil der eine oder andere Punkt kein Ding der Unmöglichkeit.
Bemerkungen: Glarus ohne Altmann, Schelling (verletzt), Bur, Landolt, Zingg (abwesend)
Glarus mit Huber (Tor), Collenberg (0 Tore/ 0 2min), Feldmann (3/0), Hauser (2/0), Kocic (8/0), Leuzinger (1/0), Lienhard (6/0), Renzo (0/0), Sana (1/0), Umberg (5/0), Waltenspühl (0/0)
nächstes Spiel: 15.11.05, TV Thalwil - HC Glarus. 14:20 Uhr, Thalwil Sonnenberg
