Im Dialog liegt die Zukunft der Kirche(n)

Ökumene zu leben ist ein heisses Eisen – es nicht zu tun, keine Alternative. Christus ins Zentrum rücken, menschliche Urbedürfnisse aufgreifen – diesen Auftrag betonten Vertreter der beiden Konfessionen im Podiumsgespräch vom Freitag.



Das Podium im Soldenhoffsaal (Bild: zvg)
Das Podium im Soldenhoffsaal (Bild: zvg)

Viel Publikum, bei weiten nicht nur Theologen, hatte sich im Soldenhoffssal angefunden. Der Podiumstisch war in perfekter Symmetrie besetzt: In der Mitte die Gesprächleiter Alfred Meier und Hans Mathis, links die katholischen Theologen Prof. Dr. Eva-Maria Faber und der Luzerner Generalvikar Dr. Martin Kopp. Rechts Claudia Bandixen, Präsidentin der Aargauer Evangelisch-Reformierten Landeskirche, und Pfarrer Dr. Frank Jehle, der als Co-Präsident die Evangelisch/Römisch-Katholische Gesprächskommission leitet. Der Anlass schloss die Veranstaltungsreihe zum Zwingli-Jahr ab und fand zugleich im Rahmen der Gebetswoche zur Einheit der Christen statt. So wurde auch der Abend mit dem gemeinsamen Unser-Vater abgeschlossen. Aber davor ging es richtig zur Sache.

Handlungsbedarf

Bereits in der Eröffnungsrunde wurde aus den Statements Handlungsbedarf deutlich. Faber mahnte mit den Worten des Theologen Jürgen Moltmann, dass Einheit nur im Zusammenhang mit Erneuerung zu haben sei – was eine Absage an schlechte Traditionen bedeuten kann. Pfarrer Frank Jehle bemängelte, dass seine Kirche, die Reformierte, oft zu wenig vom Ganzen her denke, z.B.:„In der Appenzeller Kirchenordnung wurde die Himmelfahrt kurzerhand als Feiertag gestrichen – mit der Begründung, es glaube ja sowieso niemand mehr daran.“ Die Stärken der anderen Konfession könnten inspirieren, ohne dass man die eigenen dabei aufgeben müsse. Und: „Dort, wo wir uns konkret gemeinsam engagieren, werden wir sehr reich“, sagt Kopp, der diese Erfahrungen bei der Betreuung einer Notschlafstelle im Drogenmilieu der Grossstadt sammelte und dessen Kirche zusammen mit Reformierten Landeskirche Uri ein Hilfswerk gründete.

Differenzen stehen lassen

Dennoch sei das ökumenische Zusammenleben nicht einfach. „Kinder aus Mischehen sind oft kirchenferner. Sie brauchen einen soliden Boden, der sich aus beiden Konfessionen speisst, nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner“, so Bandixen. Zur Frage der gemeinsamen Kommunion erhitzten sich dann auch die Gemüter im Publikum, der Ton wurde schärfer. Muss der Reformierte – innerlich oder formell – konvertiert sein, um zugelassen zu werden? Offizielle Statements der Katholische Kirche, wie jüngst jenes von Bischof Amedée Grab, werden von den einen bereits als Öffnung verstanden, von anderen immer noch als Absage: „Wenn ich nicht das ganze katholische Bekenntnis aus vollem Herzen mitbeten kann, darf ich doch auch nicht mit Überzeugung kommunizieren!“ – so Jehle. Bandixen plädierte dafür, den Schmerz auszuhalten, der mit der Spaltung verbunden sei. Faber gab zu Bedenken, dass man die inneren Differenzen der Kirchen nicht einfach mit dem Ritual der gemeinsamen Kommunion wegschieben könne. Kopp wies auf das Gebet, Bibellesen und diakonische Wirken als Möglichkeiten gemeinsamen Wirkens hin. Anstatt die Energien in unnütze Kämpfe zu stecken, gelte es, den Menschen in ihrem Urbedürfnissen nach Sinnsuche Raum zu geben, so der Konsens am Podiumstisch. Den Auftrag der Verkündigung wahrnehmen, echte Hilfe anbieten die sich nicht den religiösen Moden unterwirft, neue Formen der Liturgie und Gemeinschaft für Junge anbieten – dieser Herausforderung werden beide Kirchen sich stellen müssen. Und das geht am besten im Dialog.