Interview mit Andreas Graf



Interview mit Andreas Graf

glarus24: Andreas, du bist nun schon seit längerer Zeit Präsident der FGF (Freunde Glarner Fasnacht) und organisierst jedes Jahr die Fasnacht in Glarus. Worauf dürfen sich die Besucherinnen und Besucher dieses Jahr freuen?

Andreas Graf: Vorerst möchte ich erwähnen, dass der Präsident nur eine Alterserscheinung ist und keinen grossen Einfluss auf die Qualität der Fasnacht hat. Unser Team hat sich dieses Jahr auf den Fädäli-Friitig konzentriert, der sich als neuer Preismasken-Party-Ball präsentiert. Er soll ein-ladender, preisfreundlicher und hoffentlich auch stimmungsvoller werden als andere Jahre. Bei Sternmarsch und Umzug geben vor allem die Gruppen und Guggen den Takt an, welche sich jedoch bereits kräftig angemeldet haben.

glarus24: Der Umzug an der alten Fasnacht in Glarus ist der grösste in der Region. Wie schafft Ihr es, dass der Umzug jedes Jahr attraktiv bleibt?

Andreas Graf: Zum einen profitieren wir dadurch, dass wir der letzte Umzug der Region sind. So kommen viele Gruppen und Guggen nach Glarus um hier die Fasnachtssaison endgültig zu beenden. Eine aktive Werbung und die Mund zu Mund Propaganda helfen uns jedoch auch immer wieder genug und interessante Gruppen und Guggen zu finden.

glarus24: Das Motto in diesem Jahr ist: Glarus im Hexenfieber! Wie entstehen die jeweiligen Themen der Fasnacht?

Andreas Graf: Früher suchte man politische Themen, was oft nicht einfach war. Doch Politik interessiert eben nicht mehr so wie auch schon. Seit zwei Jahren suchen wir Themen, die allgemein sind und zu denen man sich gut maskieren kann.

Ohne grossen teuren Aufwand sollte man gerade beim heutigen Thema alte Kleider finden oder mit wenig Aufwand sich verkleiden können. Es ist jedoch immer ein interessanter Prozess ein Motto zu finden. Für viele Besucher ist das Monsterkonzert am Sternmarsch in Glarus das Highlight der Fasnacht schlechthin. Was darf man dieses Jahr vom Sternmarsch erwarten? Der Sternmarsch ist tatsächlich sehr beliebt bei Gruppen und Guggen. Er bringt auch Leben ins Stadtzentrum und selbst nach dem Sternmarsch geht es hoch weiter im Schützenhaus oder in einigen Beizen, bzw. auch in den Baren auf dem Rathausplatz.

glarus24: Wie beurteilst du die Entwicklung der Fasnacht in den letzten Jahren. Vielerorts werden nur noch Grossanlässe mit DJs und diversen Guggenmusiken angeboten. Was ist deine Meinung zu dieser Entwicklung? Stirbt die „traditionelle“ Beizenfasnacht langsam aus?

Andreas Graf: Das Publikum an den Grossanlässen sind in grossem Masse Jugendliche bis ca. 25. Diese Generation kennt eine andere Musik als frühere Generationen. Die Technik hat auch vor der Musik keinen Halt gemacht. Während man früher zuschaute wie Musik gemacht wurde, schaut man heute einen Videoclip. Darum bedeutet die Livemusik der jüngeren Generation eher weniger. Wichtiger sind da die neusten Ohrwürmer aus aller Welt, die man möglichst aktuell nicht nur auf dem MP3-Player, sondern eben auch an Veranstaltungen mit vollem Sound hören will. Von der Investition her ist ein guter DJ übrigens nicht sehr viel günstiger als eine Livemusik.

Was die Beizenfasnacht angeht, so ist diese Fasnacht zum Teil auch mit den Beizen gestorben. Heute scheut mancher Wirt den Aufwand, bzw. ist er finanziell einfach nicht in der Lage etwas zu investieren. Andere Orte tragen zum Teil selber zu einem Niedergang bei, da sie bei der Prämierung vor allem dorfeigene Akteure bevorzugen. Doch in Glarus sollten wir zufrieden sein, da gibt es doch noch einige Beizen in denen eine Fasnachtsstimmung zu finden ist nach dem Sternmarsch, wenn es auch nicht die traditionelle altbekannte Beizenfasnacht ist. Was fehlt sind Schnitzelbänkler oder andere unterhaltsame Gruppen.

glarus24: Neben deiner Tätigkeit als Präsident der FGF betreibst du die Firma a-events.ch. Was steckt hinter der Firma und welche Dienstleistungen bietest du an?

Andreas Graf: Die Arbeit in der FGF, wie auch meine Firma sind Nebenjobs. Mein Brot verdiene ich als Chef Fernverkehrspersonal bei den SBB, und ich denke das wird noch länger so sein.

Mit a-events.ch versuche ich mein langjähriges Hobby, die Grafikarbeit am PC, in ein anderes Licht zu rücken. Wie der Name eigentlich sagt, wollte ich mich u. a. auf Events für KMU ausrichten. Doch das habe ich in den Hintergrund gestellt und bleibe nun bei dem was ich sehr gut kann, den grafischen Arbeiten. Das beinhaltet die Gestaltung von Logos, Inseraten, Plakaten, Flyer, Getränkekarten, Postkarten, Werbekonzepte etc. Also genau das, was ich eigentlich auch seit Jahren bei der FGF mache. Die kreative Arbeit am PC gefällt mir genial. Und wenn meine Kundenzahl auch noch klein ist, die Preise sind es dafür auch.

glarus24:Zum Schluss: Wie sieht deiner Meinung nach die Zukunft der Fasnacht aus?

Andreas Graf: Hier gibt es zwei gravierende Faktoren, welche man berücksichtigen sollte: Zum Ersten die Gemeinde: Wenn man für jede kleine Dienstleistung gleich eine Rechnung bekommt, fragt man sich ob es da noch Spass macht ein Fest zu organisieren, wie es die Fasnacht ist. Und Zweitens: Die Demografie wird uns in den nächsten Jahren deutlich weniger potentielle Besucher bringen. Da stellt sich die Frage: Haben wir noch genügend Menschen die Feste organisieren und werden diese Anlässe auch besucht. Kommt dazu, dass andere Kulturen sich noch nicht so sehr mit diesem Brauchtum anfreunden können.

Doch im Kanton Glarus mache ich mir momentan keine Sorgen. Wir haben viele Gruppen und Guggen, welche etwas organisieren. Und was das wichtigste ist, wir haben durch alle Bevölkerungsschichten treue Besucher und Fans die von Bilten bis Linthal jedes Jahr dabei sind. Diesen möchte ich an dieser Stelle auch herzlich danken für ihre Treue. Ich hoffe, dass sie dieses Jahr - egal bei welchem Wetter auch immer - wieder dabei sind.

glarus24 bedankt sich bei Andreas Graf für das interessante Interview und wünscht der FGF eine erfolgreiche Fasnacht. Die Übersicht aller Fasnachtsanlässe findet man auf unseren Seiten unter der Rubrik „Fasnacht 07“.

Infos zur Glarner Fasnacht gibt es auf www.fasnacht-glarus.ch