Interview mit Bernt Arpagaus



Interview mit Bernt Arpagaus

glarus24: Thomas Eichler, CEO der Bank Linth sieht in diesem Übernahmeangebot keinen Vorteil, weder für die Aktionäre noch für die Kunden der Bank Linth. Zudem beklagt er das Vorgehen der Glarner Kantonalbank. Selbst bei einem Angebot bei 1.000 Franken pro Aktie würde er ablehnen. Was halten Sie von diesen Äusserungen?

Bernt Arpagaus: Bei diesen Äusserungen von Thomas Eichler spielt sicher der Gedanke um seine Person und Position eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn bei einem Angebot in dieser Höhe kämen sicher die Interessen der einzelnen Aktionäre zum Tragen. Wir haben im Übrigen bereits im August mit den Verantwortlichen der Bank Linth, den Herren Knecht und Eichler, intensive und sachbezogene Gespräche geführt. Zum Einen wurde unser Anliegen scheinbar nicht ernst genommen und zum Andern stand auch hier wieder die Person oder die Position mehr im Vordergrund. Da es sich noch um kein konkretes Angebot handelte, waren wir auch nicht verpflichtet die Bank Linth vor der Pressekonferenz vom Freitag zu orientieren. Ich habe aber an diesem Tag um gut 07.00 Uhr versucht Herrn Knecht telefonisch zu kontaktieren. Da er aber nicht zu erreichen war, habe ich ihm eine Mitteilung auf die Combox gesprochen und ihn um einen Rückruf gebeten. Dies ist leider nicht erfolgt, denn sonst hätte ich ihn und auch Herrn Eichler gerne zu dieser Medienorientierung im Plaza eingeladen.

glarus24: Etwas burschikoser äusserst sich Alfred P. Herbert von der Wirtschaftszeitung Cash, denn er nennt das Vorgehen der GLKB „tollpatschig“. Er hat ja bereits anlässlich der Pressekonferenz vom Freitag äusserst kritische Fragen gestellt. Er sieht bei einer möglichen Übernahme der Bank Linth eher eine Grossbank wie die Credit Suisse oder die St. Galler oder Zürcher Kantonalbank.

Bernt Arpagaus: Herr Herbert ist bekannt für seine kritischen Fragen ist aber in seinen gestrigen Äusserungen doch teilweise etwas kontrovers. Auf der einen Seite hat er uns an der Presskonferenz das Scheitern mit unserm Büro in Zürich zum Vorwurf gemacht, anderseits empfiehlt er der Bank Linth, wenn schon, dann eher ein Zusammengehen mit der Credit Suisse. Eine solche Zusammenarbeit bestand bereits einmal, ist aber ebenfalls gescheitert. Zu unserem Plan mit dem Büro in Zürich: „Wer nicht wagt, der gewinnt nicht“. Unser letztlich gut geplantes Vorhaben mit der geplanten Übernahme der Bank Linth würde am Schluss zu einer attraktiven Bank in einer Region mit gutem Wachstumspotential führen. Die Verantwortlichen der Bank Linth wären bei einem umgekehrten Deal wohl einverstanden. Nur wer den Plan haben sollte die Glarner Kantonalbank zu übernehmen, müsste gleichzeitig auch den Kanton Glarus mitübernehmen. Und dies geht halt leider nicht. Daher muss die GLKB den aktiven Part übernehmen, auch wenn dies nicht allen gefällt.

glarus24: Seit Montag ist nun auch die Politik im Spiel. Der Glarner SVP Präsident Peter Rothlin hat sich dahin gehend geäussert, dass er Sie als Bankdirektor für nicht mehr tragbar halte. Die übrigen Parteivertreter halten sich diesbezüglich eher etwas zurück. Er nennt die Übernahmepläne einen weiteren Flop. Wird eine mögliche Einmischung der Politiker das Projekt nun behindern? Die Landsgemeinde hat doch dem Bankrat mehr Kompetenz eingeräumt.

Bernt Arpagaus: In der Tat hat die Landsgemeinde 2003 – notabene ohne Gegenstimme – der Endpolitisierung der Glarner Kantonalbank zugestimmt. Mit dem von der Landsgemeinde erlassenen Kantonalbankgesetz wurden der Glarner Kantonalbank Gestaltungsmöglichkeiten im angrenzenden Kantonsgebiet ermöglicht. Auf die erwähnte Rücktrittsforderung möchte ich nicht weiter eingehen, zumal in der heutigen Zeitung diese Forderung seitens des Fraktionspräsidenten der SVP Ernst Disch bereits relativiert wurde. Es ist bekannt, dass Rothlin immer wieder als Einzelkämpfer auftritt. Ob mit Erfolg, das entzieht sich meinen Kenntnissen. Bedauerlicherweise schaden aber besonders solche Äusserungen dem Kanton Glarus. Es wäre der Sache sicher dienlicher gewesen – wenn überhaupt – zuerst Informationen bei uns oder bei mir einzuholen, bevor man an die Presse und damit an die Öffentlichkeit gelangt.

glarus24: Immer wieder wird die Frage laut, warum ist bisher keine Stellungnahme des Bankratpräsidenten, Mathias Jenny, zu hören? Können Sie uns diesbezüglich erste Informationen geben?

Bernt Arpagaus: Dazu kann der Präsident sicher nach seiner Rückkehr aus den Ferien, welche er bereits vor über einem Jahr gebucht hat, besser und direkter Antwort geben. Fest steht aber, dass er bei all den Vorbesprechungen und den Entscheidungen des Bankrates bezüglich der geplanten Übernahme der Bank Linth anwesend war. In der Person von Willy Kamm, Vizepräsident des Bankrates und Vertreter der Glarner Regierung, haben wir aber einen äusserst kompetenten und ausgewiesenen Fachmann, dessen Anwesenheit und Erklärungen und Erläuterungen anlässlich der Presseorientierung vom vergangenen Freitag für die Sache sehr wichtig waren.

glarus24: Wie ist nun das weitere Vorgehen der GLKB und haben diese leider öffentlich ausgetragenen Querelen dem Projekt bereits geschadet? Wir denken da vor allem an die Aktionäre der Bank Linth, welche ja bei einem definitiven Angebot auch bereit sein müssen, Ihrem Angebot zuzustimmen.

Bernt Arpagaus: Ich erwarte nach den Turbulenzen jetzt eine sachliche Diskussion und der Aktionär wird beurteilen können, wie gut das Konzept der GLKB ist. Dies sieht man ja bereits in der Bewertung des PS, welcher über dem Angebot gehandelt wird. In der ganzen Polemik darf eins nicht vergessen werden, die Aktionäre respektive die Bürgerinnen und Bürger sind mündiger als von vielen Politikern angenommen. Deshalb werden diese Leute unser Angebot, welches bis spätestens 15. Dezember 2006 der Bank Linth unterbreitet wird, auch entsprechend beurteilen. Wir sind aber bestrebt, dieses Angebot noch diesen Monat der Bank Linth vorzulegen. Mit der Möglichkeit Partizipationsscheine der Glarner Kantonalbank zu erwerben, könnten sie in Zukunft auch am Geschehen dieser Bank teilhaben. Sie bleiben Mitinhaber, erhalten eine attraktive Dividende und nehmen an den Jahresversammlungen teil. Sie können Ideen einbringen, welche von uns auch immer ernsthaft geprüft werden, haben allerdings kein Stimmrecht. Im übrigen hat sich Herr Hummel, Chef der Bank Waegelin – die Bank ist für die Bank Linth als strategischer Partner im Wertschriftengeschäft tätig – in den Medien sehr positiv zu unserem Übernahmeplan geäussert. Er sieht bei einer Realisierung in Zukunft auch gemeinsame Synergien. Am Schluss muss aber jeder Aktionär die Situation selbst beurteilen und sich die Frage stellen, was für ihn die bessere Lösung ist (Ein Ausverkauf an eine Grossbank, wie von der Bank Linth Leitung angestrebt, oder von einer Kooperation mit einem gleichwertigen und lokalen Partner, wie von uns angeboten).

glarus24: Noch eine Frage zum Tagesgeschäft. Die UBS lanciert neben COOP und Migros nun ebenfalls im Kreditgeschäft eine Billigkarte mit beschränktem Service. Bestehen bei der GLKB resp. bei den Kantonalbanken diesbezüglich ebenfalls Pläne?

Bernt Arpagaus: Wir beobachten selbstverständlich, was auf dem Markt in dieser Richtung abläuft. Die Kantonalbanken haben ein eigenes Konzept und unsere Karte ist im Inland wie auch im Ausland bereits heute recht kostengünstig. Die neuen Karten von UBS, Migros und COOP bieten wohl im Inland gewisse Vorteile, welche sich aber mit den hohen Kosten bei der Benützung im Ausland wieder relativieren.