Interview mit David Jenny



Interview mit David Jenny

glarus24: Was ist unter dem Begriff „Nationale Akademie Ski alpin“ in Brig zu verstehen?

David Jenny: Swiss Ski geht mit der „Reorganisation Alpin 2010“ neue Wege und verfolgt das Ziel, sportlich angepasste Ausbildungsstätten zu schaffen. Die berufliche oder schulische Ausbildung soll besser mit dem gleichzeitigen Aufbau einer Spitzensportlerlaufbahn koordiniert und unterstützt werden. Ab August 2006 bietet die Swiss-Ski Akademie ein vollständiges Angebot schulischer und Spitzensportausbildung sowie soziale Wohn- und Betreuungskultur.

glarus24: Wie ist es gekommen, dass du in die Akademie aufgenommen wurdest und wie war das Auswahlverfahren?

David Jenny: Ich muss vorausschicken, dass ich während drei Jahren die Sportschule Glarnerland besuchen konnte. Eine für meine Entwicklung sehr wichtige Zeitspanne. Nicht zuletzt Dank dieser Schule ist es mir gelungen, in der vergangenen Saison sehr gute Resultate insbesondere im Slalom zu erzielen. Aufgrund dieser guten Leistung habe ich im Juni vom Nationalkader eine Einladung zu einem Test für die Aufnahme in die Skiakademie in Brig erhalten. Getestet wurde vor allem die Kondition aber auch die Fähigkeiten im Skifahren. Wichtig war auch, dass ich die in den schulischen Fächern notwendigen Vornoten vorweisen konnte. Nachdem ich diese erste wichtige Hürde genommen hatte, wurde ich zu meiner grossen Freude ausgewählt. Insgesamt können an der Ski-Akademie dieses Jahr nur neun SportlerInnen aus der ganzen Schweiz teilnehmen. Ich bin aus der Ostschweiz der einzige Skifahrer der aufgenommen wurde.

glarus24: Erzähle doch einmal kurz den Ablauf der Akademie während der Woche. Wie gross ist der Anteil Schule und wie gross der Anteil Sport?

David Jenny: Die Umstellung zu Beginn war recht happig. Brig ist in gut viereinhalb Stunden Bahnfahrt zu erreichen. Dies ist eine lange Zeit, vor allem die ersten Fahrten in eine ungewissen Zukunft. Während meiner Zeit in der Sportschule Glarnerland konnte ich abends immer wieder nach Hause zurückkehren, von hier aus höchstens an den Wochenenden. Sobald aber genügend Schnee vorhanden ist, werden auch diese Besuche wegfallen. Ich wohne zusammen mit zwei Skifahrern aus dem Kanton Schwyz in einem dreier Zimmer. Der Morgen ist an jedem Tag der Schule gewidmet. Schwerpunkt in diesem Ausbildungsprogramm liegen bei Deutsch, Französisch und Mathematik. Am Nachmittag wird vor allem Kondition und Technik „gebüffelt“; vorderhand noch in der Halle oder im Freien. Im Winter wird der Schwerpunkt in der Ausbildung auf das Skifahren gelegt, dadurch werden es pro Tag weniger Schulstunden.

glarus24: was sind deine kurzfristigen aber auch längerfristigen sportlichen Ziele? Wie sieht es bei dir bezüglich Skimaterial und auch bezüglich persönlicher Sponsoren aus?

David Jenny: Ein erstes aber sehr wichtiges Ziel für mich ist, dass ich mich im nächsten Jahr ins C-Kader qualifizieren kann. Eine sehr schwere Aufgabe, da pro Jahr lediglich zwei bis drei Skifahrer dieses Ziel erreichen. Ein erster Höhepunkt in dieser Saison bildet sicher die Teilnahme an der Jugend Olympiade in Spanien im Januar 2007. Weiter werde ich diese Saison so gegen 50 Rennen bestreiten. In der Hauptsache im Slalom, aber auch im Riesenslalom –meiner heimlichen Liebe – möchte ich mich bezüglich Fis-Punkten verbessern. Eine Bemerkung am Rande; ein Renntag kostet mich im Durchschnitt einhundert Franken, also pro Saison gegen fünftausend Franken. Ohne die grosszügige Unterstützung meiner Eltern wäre das überhaupt nicht realisierbar. Dafür und für vieles mehr bin ich ihnen sehr dankbar. Ausrüstung wird mir von der Firma Rossignol zur Verfügung gestellt. Leider sieht es bezüglich Sponsoring nicht sehr gut aus. Ich habe in letzter Zeit eine grössere Anzahl Briefe versandt, aber zum meinem Bedauern praktisch nur negative Antworten erhalten. Wenn ich den Sprung ins C-Kader schaffe, werde ich in der darauffolgenden Saison alles daran setzen, um auch den Sprung ins B-Kader zu realisieren. Langfristig möchte ich mit Skifahren meinen Lebensunterhalt verdienen, also den Sport zum Beruf machen. Dies bedeutet, ich werde alles daran setzen, um einen Platz in der Schweizer Ski-Nationalmannschaft zu erreichen. Ein sicher sehr hochgestecktes Ziel, aber ich bin noch Jung und habe noch den richtigen „Biss“. Sollten sich diese Pläne aus irgendeinem Grund nicht realisieren lassen, werde ich mich beruflich weiterbilden. Hier wäre mein Ziel Forstwart oder später sogar Forstingenieur.

glarus24 bedankt sich bei David Jenny für dieses spontane Gespräch am Sonntagmorgen und wünscht ihm bei der Realisierung seiner Pläne und Ziele alles Gute und bei den Rennen viel Glück.