Interview mit Marcel Blöchlinger



Interview mit Marcel Blöchlinger

glarus24: Wann haben sie vom Gewinn des Preises erfahren und wie war Ihre Reaktion nach dem Entscheid?

M. Blöchlinger: Wir haben bereits vor gut vier Wochen unter dem Siegel der Verschwiegenheit – heute heisst das Top secret - erfahren, dass wir diese Auszeichnung erhalten. Natürlich haben wir uns über diese Nachricht riesig gefreut. Der Kanton Glarus wird ja mit solchen Auszeichnungen nicht unbedingt überhäuft. Diese Auszeichnung zeigt aber, dass man mit der richtigen Einstellung, dem richtigen Team und den richtigen Ideen auch in einem kleinen Kanton, mit einem beschränkten Budget, etwas zu Stande bringen kann.

glarus24: Wie kam es zum Entschluss an diesem Wettbewerb „Watt d’Or“ teilzunehmen und wie gross waren im Vorfeld Ihre Hoffnungen auf Erfolg?

M. Blöchlinger: Nach Erhalt der Ausschreibung zu diesem Wettbewerb haben Dr. Marti und ich uns kurz überlegt, ob wir unser Projekt „Wärmebilder“ einreichen sollten. Zum Glück haben wir uns damals dafür entschieden. Heute arbeiten auch andere Kantone – zum Beispiel die fünf Innerschweizer Kantone, aber auch die Stadt St. Gallen, mit diesen „Wärmebilder“ um eine bessere Energieeffizienz bei den unterschiedlichsten Gebäuden zu realisieren. Der Kanton Glarus hat hier eine absolute Vorreiterrolle eingenommen, was uns doch mit einer gewissen Genugtuung erfüllt.

glarus24: Wie viele MitarbeiterInnen haben an diesem Projekt gearbeitet und was bedeutet „Wärmebilder“?

M. Blöchlinger: Nebst den Mitarbeitern in unserem Amt sind auch verschiedene externe Firmen in diesem Projekt involviert. So die Firma Urs Fischli, Energie-Consult, Glarus oder Christoph Tanner von QC Expert AG. Bei uns wurden vor allem die administrativen Arbeiten wie Ausschreibungen, Vorbereitungen der Untersuchungen und auch die Schlussberichte ausgeführt. Die speziellen Wärmebilder wurden jeweils objektbezogen von Christoph Tanner „geschossen“.

glarus24: Eine Preis ist einerseits ein Auszeichnung anderseits aber auch Verpflichtung. Was sind nun ihre weiteren Pläne bezüglich Energieeinsparung?

M. Blöchlinger: Wir haben bereits weitere Projekte und auch neue Ideen im Köcher, möchten aber darüber zurzeit noch nicht sprechen. Wir werden nun einen sogenannten Gebäudepass ausarbeiten und auch erstellen. Dieser Pass sagt viel über den energetischen Verbrauch der jeweiligen Liegenschaft aus. Er dient dem Gebäudeinhaber zur Bewertung des Objektes, dient aber auch als Qualitätssicherung des Hauses. Bei einem allfälligen Verkauf können diese Fakten in den Verhandlungen bezüglich dem Verkaufspreise eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Also eine in verschiedener Hinsicht gute Investition. Energiesparen und besserer Verkaufspreis sollten doch Anreiz genug sein, Gebäude mittels diesen Wärmebildern analysieren zu lassen. Entscheidend ist natürlich, dass die Resultate dann auch in Massnahmen umgesetzt werden. Wir werden in drei bis vier Jahren auf freiwilliger Basis eine Nachprüfung durchführen um so zu sehen, wie viele der insgesamt 125 Objekte, welche wir bewertet haben, auch die empfohlenen Verbesserungen durchgeführt haben. Zu erwähnen ist, dass vor allem in Altbauten ein recht hoher Handlungsbedarf besteht. Bei den Gebäudeanalysen waren aber auch Objekte, welche bereits heute über einen energetisch hohen Standard verfügen. Für neue Projekte fehlen uns zum Teil die notwendigen finanziellen, wie auch personellen Ressourcen.

glarus24: Sie konnten den Preis am Montag persönlich in Begleitung von Regierungsrat Pankraz Freitag und Dr. Jakob Marti, in Bern entgegennehmen. Erzählen sie uns etwas über diese Preisverleihung?

M. Blöchlinger: Die Preisübergabe wurde im Rahmen des Neujahrsapéro des Bundesamtes für Energie (BFE) im Casino in Bern durchgeführt. Der Rahmen der Auszeichnung war sehr feierlich und über 400 Leute haben daran teilgenommen. Persönlichkeiten wie Steinmann, Direktor des BFE oder Kaufmann, Vizedirektor BFE, aber auch verschiedene NationalräteInnen und namhafte Vertreter der Energiewirtschaft waren an diesem Nachmittag anzutreffen. Dies allein bestätigt den sehr hohen Stellenwert dieses Preises, welcher in diesem Jahr erstmals vergeben wurde. Es erfüllt uns mit Stolz, unter den verschiedenen Universitäten oder Energieunternehmungen als kleiner Kanton diese Auszeichnung erhalten zu haben. Dieser Preis gibt uns zusätzliche Motivation, den eingeschrittenen Weg weiter fortzuführen.

glarus24: Haben sie eine Trophäe erhalten. Wie sieht diese aus und haben sie bereits einen Ehrenplatz dafür gefunden?

M. Blöchlinger: Sie sind der erste, welcher diese Trophäe, eine Kristallkugel, zu Gesicht bekommt. Wo wir diese Trophäe aufstellen ist im Moment noch nicht definitiv festgelegt. Auf jeden Fall wird sie einen würdigen Platz finden, damit möglichst viele Besucher in unserem Amt sie zu Gesicht bekommen.

glarus24: In der Ausschreibung des Wettbewerbes ist vermerkt, dass der Gewinn zur Förderung des Images beiträgt und ein Gütesiegel darstellt. Empfinden sie das ebenfalls so?

M. Blöchlinger: Sicher hat diese Auszeichnung unsere Arbeit gewürdigt und damit verbunden auch das Image unserer Abteilung über Nacht gesteigert. Für uns und unser Team ist dieser Preis Beweis, dass auch mit einem kleinen Bestand an Personal und mit vergleichsweise geringen Ressourcen Ergebnisse von grosser nationaler Bedeutung erzielt werden können. Andere Wettbewerbsteilnehmer wie Universitäten, Institutionen oder auch Unternehmungen aus der Privatwirtschaft verfügen über wesentlich höhere Budgets. Was zählt ist der Wille, die Idee und schlussendlich das Durchsetzungsvermögen um solche Resultate zu erzielen, die am Schluss zur grossen Freude auch noch zu einem Preis führen.

glarus24 bedank sich bei den beiden Herren für dieses äusserst interessante Gespräch und hofft, dass auch die weiteren Pläne von Erfolg gekrönt sein werden. Wer weiss, folgen ja Jahr für Jahr wieder neue Ausschreibungen zu diesem Wettbewerb „Watt d’Or“.