Interview mit Willy Kamm



Interview mit Willy Kamm

glarus24: Im Februar 2006 wurde erstmals öffentlich über die Ziele von Solar Plant, als Solarmodulherstellerin, informiert. Es ist die Rede von über 140 neuen Arbeitsplätzen in Linthal. Bis zu welchem Zeitpunkt rechnen Sie, dass mit der Produktion oder zum Mindesten mit den Vorarbeiten begonnen werden kann?

Willy Kamm: Klares Ziel ist, dass wir im letzten Quartal 07 soweit sind, um die Produktion zu starten. Die volle Produktion sollte ab erstem Quartal 2008 möglich sein.. Zu Beginn der Projektphase war vor allem die Beschaffung des Rohstoffes ein heikles Thema. In der Zwischenzeit hat sich die Situation aber stark zum Positiven verändert. Die verschiedenen, weltweiten Rohstofflieferanten haben erkannt, dass dieser Markt ein sehr grosses Wachstumspotential aufweist. Im Februar fällt der endgültige Entscheid ob in Linthal produziert wird. Ab diesem Datum werden die Investitionen für den Produktionsstandort Linthal anlaufen.

glarus24: Noch ein Frage zu diesen neuen Arbeitsplätzen. Werden vor allem Spezialisten benötigt und wenn ja, können diese auch im Glarnerland rekrutiert werden? Werden in Zukunft auch Ausbildungsplätze für Lehrlinge angeboten und wenn ja handelt es sich um neue Berufsgattungen?

Willy Kamm: Zu Beginn benötigen wir sicher gegen 40 Ingenieure und Techniker. Das Angebot ist aber äusserst knapp und diese Leute sind sehr gesucht. Wir hoffen, dass viele junge Techniker oder Diplomabgänger sich für diese zukunftsorientierte Branche entscheiden und den Mut finden sich dieser zukunftsträchtigen Technologie zu stellen. Natürlich würde es uns speziell freuen, Leute aus unserem Kanton für diese anspruchsvollen Aufgaben einstellen zu können. Weiter werden bis zu 60 Facharbeiter mit Berufsabschluss gesucht. Dabei denken wir vor allem an ausgebildete Handwerker. Aber auch gegen 40 angelernte Arbeitskräfte finden bei uns eine zukunftsgerichtete Stelle. Das notwendige Fachwissen wird ihnen in der Praxis vermittelt. Ich denke, dass wir sicher nach einer ersten Phase auch Lehrlinge ausbilden wobei wir uns diesbezüglich noch keine konkreten Gedanken gemacht haben.

glarus24: können Sie uns in diesem Zusammenhang kurz Ihre momentane Tätigkeit für Solar Plant umschreiben? Zurzeit wird in Linthal noch nicht produziert.

Willy Kamm: Als Verwaltungsratspräsident bin ich vor allem für die Informationen gegen aussen, zu den Aktionären und Investoren verantwortlich. Selbstverständlich bin ich auch stark in die Beschaffung des benötigen Kapitals und den Aufbau von Geschäftsverbindungen involviert. Im nächsten Jahr wird ein noch zu bestimmender CEO die operative Tätigkeit aufnehmen und den Verwaltungsrat in vielen Bereichen entlasten. Wir stehen zur Zeit in der Auswahlphase für einen geeigneten Kandidaten. Im Februar wird der endgültige Entscheid über „go oder no go“ fallen. Wir sind aber sehr optimistisch, dass es zum Startup kommt. Es werden dann Investitionen von ca. 55 Mio. in Maschinen und Infrastruktur gestartet. Danach gibt es kein zurück mehr, nach diesem Entscheid wird und muss „Gas“ gegeben werden.

glarus24: An einer a.o. Generalversammlung wurde eine Kapitalerhöhung auf 31 Mio. Franken beschlossen. Gleichzeitig wurde eine weiterer Erhöhung des Aktienkapitals für 2007 auf 46 Mio. Franken genehmigt. Viel Geld. Wie steht es im Moment mit der Beschaffung dieses notwendigen Kapitals und wie sehen die weiteren Chancen aus?

Willy Kamm: Die Chancen das Ziel von einem Aktienkapital zwischen 45 und 50 Mio. Franken zu erreichen sind sehr gross, sodass wir nach wie vor der festen Überzeugung sind, Solar Plant Swiss wird in Linthal produzieren. Parallel zur Beschaffung des Aktienkapitals muss auch für das Fremdkapital gesorgt werden. Dabei ist uns klar, dass hier erst definitive Zusagen zu erwarten sind, wenn das Eigenkapital gezeichnet ist.

glarus24 Sind nebst der Spinnerei Linthal AG, die Kraftwerke Linth-Limmern AG und der Glarner Kantonalbank weitere Glarner Unternehmen oder Privatinvestoren bereit, in die Firma Solar Plant zu investieren? Selbstverständlich wenn gewünscht ohne Namen zu nennen.

Willy Kamm: In der Tat sind verschiedene Glarner Industrielle aber auch Privatpersonen an unserem Projekt interessiert und auch bereit zu investieren. Anlässlich der kürzlichen Aktionärs und Investoreninformation wurde uns sogar von verschiedenen Seiten versichert, das zugesagte Investitionsvolumen noch zu erhöhen. Die Leute glauben fest an die Zukunft dieses Marktes und damit verbunden auch an die grosse Chance von Solar Plant Swiss AG Linthal als Motor für eine neue, sehr zukunftsorientierte industrielle Entwicklung im Glarnerland.

glarus24: Der Markt für Photovoltaik wächst nach Aussage von Fachleuten jährlich um mehr als 20 % Also ein Markt mit einem enormem Wachstum, gleichzeitig aber auch ein sehr umworbener Markt. Laufend werden neue Unternehmungen weltweit gegründet, welche sich diesem Zukunftsmarkt widmen und um Anteile buhlen. Es ist also auch ein Rennen auf Zeit, dass man sich möglichst früh im Markt positionieren kann. Wie sieht der heutige Zeitplan für die Produktionsstätte Linthal von Solar Plant aus? Steht das neue Unternehmen bereits unter einem gewissen Zeitdruck?

Willy Kamm: Es ist uns bewusst, dass wir so schnell wie möglich in Produktion gehen müssen um auf dem Markt präsent zu sein. Dies aber nicht um jeden Preis, vor allem nicht zu Lasten der Qualität. Denn die Qualität wird über kurz oder lang ein wichtiger, wenn nicht der entscheidende Faktor sein. Wir werden die erste Firma sein, welche in der Schweiz eine voll integrierte Produktion aufbaut. Wichtig zu wissen ist, dass ein grosser und bedeutender Teil der Maschinenhersteller in der Schweiz und im umliegenden Ausland liegen. Für diese Firmen ist eine Produktionsfirma in der Schweiz von Vorteil, sind es doch nur kurze Wege um die Maschinen in der Praxis laufen zu sehen und um praxisnahe Tests und weitere Entwicklungen durchzuführen. Wichtig ist auch, dass die Forschung in der Schweiz bleibt und Gesprächspartner in der Produktion hat. Bedauerlicherweise wurde in dieser Richtung etwas geschlafen, denn die Schweiz war früher in der Photovoltaikforschung führend. Erinnern wir uns nur an die vielen Erfolge durch das Technikum Biel bei den internationalen Solarmobilrennen. Wir haben uns eigentlich selbst einen Zeitdruck auferlegt, indem wir klare Zielvorgaben und Meilensteine haben. Diese zu erfüllen ist unsere vorrangige Aufgabe. Wir wollen so schnell wie möglich mit unsern Produkten am Markt sein um die notwendigen Qualitätszertifikate zu erhalten und um unser Produkt im internationalen Markt zu positionieren. Generell darf ich sagen, die Chance, dass das Projekt verwirklicht werden kann wird tagtäglich besser.

glarus24 bedankt sich bei Willy Kamm für dieses offene Gespräch und wünscht ihm und der Solar Plant Swiss viel Glück und Erfolg für die Zukunft. Innovative Unternehmungen mit guten Zukunftsaussichten braucht unser Kanton.