Kantonsschüler als clevere Unternehmer

Die 25. Wirtschaftswoche der Glarner Handelskammer an der Kantonsschule ist in vollem Gang. Drei Klassen bilden neun Unternehmen. Die Klasse 1 stellt Schuhe her. Jedes Unternehmen will das beste sein. Rollenspiele gehören dazu.



Gruppen- und Teamarbeit: Während der Wirtschaftswoche wird ein Lernerlebnis vermittelt
Gruppen- und Teamarbeit: Während der Wirtschaftswoche wird ein Lernerlebnis vermittelt

Die Schuhe, die sie vertreiben, heissen Fast-Foot, Boltex oder Free Run. Jedes der Unternehmen hat einen Geschäftsführer, einen Verantwortlichen für das Personal, für die Finanzen, fürs Marketing. Die Organigramme hängen an der Wand und bereits ist das dritte Geschäftsjahr angelaufen.

Während dem ersten Geschäftsjahr hatte jedes Unternehmen acht Entscheide zu treffen und deren Folgen zu tragen und daraufhin neue Entscheide zu fällen. Das geht weiter bis zu 20 Unternehmerentscheiden, beispielsweise, ob man ins Ausland expandieren soll. Unter der Anleitung von Urs Nef und Thomas Rentsch analysiert diese Klasse jedes Geschäftsjahr, um dann jeweils von einer neuen Ausgangslage aus zu gehen und entsprechende Strategien zu entwickeln. Die Daten werden stets im Computerprogramm eingegeben.

Rollenspiele gehören dazu

Momentan geht es um Rollenspiele. Wie geht man es an, wenn man der Meinung ist, qualitativ hochstehende Ware zu produzieren, es jedoch Reklamationen gibt und das – kostengünstigere – Konkurrenzprodukt erst noch besser wegkommt? Lisa Marti als CEO, Lea Werfeli als Produktionsleiterin und Jana Mann als Personalverantwortliche packen die Diskussion an. Die Geschäftsleiterin besteht darauf, künftig regelmässig Bericht zu erhalten, wann Kontrollen gemacht wurden und wie sie ausfielen. Die Gruppe heimst Lob ein.

Anders die nächste, welche einen qualifizierten Mitarbeiter zur Rede stellt, der vor kurzem erst noch befördert worden war, nun aber plötzlich ständig zu spät kommt. Wie CEO Pascal Baur das Gespräch gegenüber dem unmotivierten Arbeiter Benjamin Feldmann leitet, assistiert von Scharon Jenny, wird eher als Verhör als ein Personalgespräch gewertet. Ein Konsens konnte nicht gefunden werden.

Bezug zur Praxis ist gegeben

Die schwierigste Aufgabe haben CEO Alfonso Hophan und Stana Simic von der Fast Foot AG: Die schwache Wirtschaftslage und unsichtbare Entwicklung haben eine stagnierende Nachfrage nach Schuhen bewirkt. Die Lager sind voll, die Selbstkosten zu hoch und es müssen dringend Kosten gespart werden. Konkret muss Personal entlassen werden. Die beiden machen es fast korrekt, es gibt kaum etwas zu bemängeln. Thomas Rentsch agiert als Gewerkschaftsvertreter, fragt nach einem Sozialplan. Auch diesem halten sie die Stirn.

Der Freitag als letzter Tag der Wirtschaftswoche ist zugleich auch der wichtigste: Dann wird das 15. Geschäftsjahr besprochen und die Generalversammlung vorbereitet, während welcher die Ergebnisse präsentiert werden. Ein Höhepunkt ist jeweils die Präsentation der Videowerbespots, die mit viel Phantasie und grossem Aufwand gestaltet werden. Die Schüler sind sich einig: Das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge ist nach dieser Woche deutlich besser, der Bezug zur Praxis gegeben.

Ein Projekt, das Schule macht

Glarus. – Die von der Ernst Schmidheiny Stiftung entwickelte Wirtschaftswoche ist auf drei wesentlichen Elementen aufgebaut: Erstens auf einem speziell zu diesem Zweck entwickelten Unternehmensplanspiel, das auf dem Prinzip des learning by doing basiert. Dann auf dem Einsatz von Führungskräften aus der Wirtschaft als Moderatoren, was einen optimalen Praxisbezug des zu vermittelnden Lehrstoffs garantiert. Und schliesslich vermittelt die gewählte Methodik der Gruppen- und Teamarbeit ein Lernerlebnis, das den Erfahrungen der Wirtschaft entspricht.

Am Anfang musste der Konvent das Thema siebenmal behandeln, und sogar der Kantonsschulrat wurde viermal beigezogen, bevor die Woche eingeführt werden konnte. Vor 18 Jahren kam es erneut zu Diskussionen: Es hiess, es gehe um einseitig gewinnorientiertes Denken. Die Lösung war, dass parallel eine interne Wirtschaftswoche eingeführt wurde, bei dieser steht der gesellschafts- und staatspolitische Gedanke im Vordergrund. Die Wirtschaftswoche der Glarner Handelskammer, die in Glarus bereits zum 25. Mal durchgeführt wird, sei eine feste Institution, so der Rektor, sie sei nicht gefährdet. In Zukunft wolle man die Schüler auf solche Spezialwochen noch vermehrt vorbereiten und danach auch darauf aufbauen.

I*Irène Hunold Straub, Pressebeauftragte der Glarner Handelskammer