Karfreitag – die Glocken schweigen

Christen gedenken am Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu. Den Namen erhielt der Tag vom jüdischen Wort «Kara», das «Klage» bedeutet. Dieser Tag dient der Besinnung auf die Leiden Christi am Kreuz.



Am Karfreitag schweigen die Glocken (Bild: mb)
Am Karfreitag schweigen die Glocken (Bild: mb)

Der Karfreitag wird mindestens seit dem zweiten Jahrhundert gefeiert. Bis heute gilt er in der Katholischen Kirche als strenger Fasttag: Gläubige, die älter als 14 Jahre sind, dürfen an diesem Tag kein Fleisch zu sich nehmen, Katholiken zwischen 18 und 60 ist am Karfreitag nur eine einmalige Sättigung erlaubt.

Am Karfreitag schweigen die Glocken

15 Uhr gilt als jene Stunde, in der Jesus am Kreuz gestorben ist. In manchen Kirchen beginnt um diese Zeit auch der katholische Karfreitagsgottesdienst. Dieser ist von Trauer gekennzeichnet, aber auch von der Verehrung des Kreuzes: Das Zeichen eines gewaltsamen Todes ist zugleich Zeichen des Heils. Denn beim Kreuz ist es nicht geblieben. Durch das Kreuz kam Erlösung, nach dem Karfreitag kommt schliesslich der Ostersonntag.

Höchster evangelischer Feiertag

Der Karfreitag ist für evangelische Christen der höchste Feiertag des Kirchenjahres und wichtigster Abendmahlstag. Der Hauptgottesdienst ist in den meisten evangelischen Pfarren am Vormittag. In diesem Gottesdienst können Gläubige auch das Abendmahl empfangen.

Kreuzigung: Keine Erfindung der Römer

Obwohl die Römer bei Hinrichtungsarten durchaus erfinderisch waren, stammt eine ihrer bekanntesten Methoden gerade nicht von ihnen: die Kreuzigung. Meder und Perser kreuzigten als erste. Diese Todesart galt im Altertum als besonders grausam.

Bereits die Meder und etwas später die Perser (zirka 5. Jahrhundert v. Chr.) brachten Querdenker, politische Gegner und Verbrecher ans Kreuz. Sogar Alexander der Grosse scheint diese besonders grausame Hinrichtungsmethode angewandt zu haben. Das hat er sich wahrscheinlich von den Persern abgeschaut. Die Römer übernahmen die Kreuzigung in ihren Todesstrafen-Katalog wahrscheinlich von den Karthagern, die mit den Phöniziern in Verbindung standen.

Tagelange Qual

Die Kreuzigung galt als schmählichste Todesart. Meist wurde dem zum Tod Verurteilten Nägel durch die Handwurzeln – zwischen Elle und Speiche – getrieben. Das Gewicht des Leibes schnitt die Atemwege ab, weshalb der Tod wahrscheinlich durch Ersticken rasch eintreten konnte. Zur Verlängerung der Qualen wurden deshalb Fussstützen oder Sitzpflöcke angebracht. Unter Umständen trat der Tod dann erst nach einigen Tagen ein.

Jesus hat kein Kreuz getragen

Die Verurteilten noch mehr zu erniedrigen, wurden sie am Tag ihrer Kreuzigung durch die Stadt bis zum Kreuzigungsort getrieben. Auf vielen Abbildungen wird Jesus gezeigt, wie er ein Kreuz trägt. Das stimmt nicht ganz: Die Gefangenen mussten die Querbalken des Kreuzes auf den Schultern tragen. Die Längsbalken waren an der Hinrichtungsstätte im Boden verankert. Auf einem Hügel vor Rom standen angeblich so viele Balken bereit, dass die Blutstätte wie ein kleiner Wald aussah.