Kolumne: Zwischen den Stühlen

Wenn wir Entscheidungen treffen müssen, sind wir oft hin- und hergerissen. Doch nur so kommen wir weiter.



Wohin führt unsere Lebensreise? (Bild: mb)
Wohin führt unsere Lebensreise? (Bild: mb)

Kürzlich musste ich schmunzeln: Eine Freundin schrieb aus den Ferien, ihr Sohn habe sie gefragt, ob sie die Tage zähle, die sie schon weg sei, oder jene, die sie noch bleibe. Ihr Kommentar dazu: «Natürlich freue ich mich auch wieder auf Zuhause, aber es tut so unglaublich gut, mal wieder Neues zu sehen und zu erleben.»
Die Antwort könnte von mir sein. Wobei ich noch ein bisschen mehr zugunsten der Ferien argumentieren würde. Früher ging dies so weit, dass ich am Ferienende richtig traurig war, wenn wir wieder nach Hause reisen mussten. Ich hätte es jeweils noch viel länger in der Ferne ausgehalten. Heute geniesse ich die Ferientage zwar immer noch in vollen Zügen, aber es stimmt für mich auch, danach wieder heimzukehren.
Trotzdem kommt es ab und zu vor, dass ich hin- und hergerissen bin. Sollen die schönen Tage wirklich schon zu Ende sein? Wir haben die Ferien auch schon verlängert. Im Inland ist dies ja meistens kein Problem. Wenn wir mit dem Flieger verreisen, schon eher. Da lässt die Buchung keinen Spielraum zu.
Kennen Sie dieses Gefühl des Hin- und Hergerissenseins auch? Es kommt im Leben oft vor, dass wir zaudern und nicht wissen, was wir nun tun sollen. Und zwar in ganz unterschiedlichen Situationen. Wir stehen vielleicht vor Weggabelungen des Lebens und müssen uns zwischen Option A oder B entscheiden. Das sind dann natürlich ganz andere Situationen als Ferien, und sie haben möglicherweise tiefgreifende Folgen. Dabei gibt es zwei Entscheidungssysteme: das rationale und das emotionale. Nur wenn es uns gelingt, Verstand und Bauchgefühl in Einklang zu bringen, treffen wir einen guten Entscheid.
Positiv ist, dass das Gefühl des Hin- und Hergerissenseins uns zur Selbstreflexion und zur Auseinandersetzung mit unseren Werten, Prioritäten und Träumen einlädt. Statt sich von der Unentschlossenheit lähmen zu lassen, können wir diese als Katalysator für persönliches Wachstum und Selbsterkenntnis nutzen. Wenn wir bewusste Entscheidungen treffen, gestalten wir unsere eigene Lebensreise. Und bestimmen, wohin uns diese führen soll. Wie die Reise in die Ferien, aber anhaltend.