Linthsteg in Weesen

1956 ist die Idee eines «Linthsteges» erstmals von der Bürgerschaft im Zusammenhang mit der Walensee-Talstrasse diskutiert worden. Die nächsten Jahrzehnte hat diese Vision aber nie den Weg aus den unterschiedlichen Planschubladen in die Wirklichkeit gefunden.



Der geplante Linthsteg in Weesen. (Bild: zvg)
Der geplante Linthsteg in Weesen. (Bild: zvg)

In der Ortsplanung von 1978 ist der «Linthsteg» gar als Voraussetzung für das Strandbad und zur Bereicherung des Spazier- und Wanderangebots als vordringlich bezeichnet worden. Dennoch hat es etliche Anregungen aus der Bevölkerung gebraucht, bis dieses Vorhaben 2005 von den Gemeinden Mollis (heute: Glarus Nord) und Weesen aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden ist.
Nach einer ersten Projektstudie sind in den letzten Jahren die zahlreichen Voraussetzungen für einen einstufigen anonymen Projektwettbewerb erarbeitet worden. Unter der Leitung eines Kernteams mit Vertretern der beiden Gemeinderäte, dem Linthwerk und dem Heimatschutz sind die Hürden rund um Naturgefahren, Landschaft, Ortsbild, Geologie, Finanzierung und Schifffahrt überwunden worden.
Dass der geplante Brückenschlag nicht nur in Weesen auf grosses Interesse stösst, haben die vielen eingereichten Wettbewerbsprojekte gezeigt. Unter der Federführung des renommierten Brückenbauers Jürg Conzett aus Chur hat die kompetent besetzte Jury 35 Projekte beurteilen dürfen. Dabei standen die sehr gute Integration ins Landschaftsbild, der architektonische Ausdruck, die konstruktive und materielle Ausbildung und der Unterhalt im Vordergrund.
Etliche Projekte erfüllen die gesetzten Ziele auf ihre eigene Art und Weise, aber nur eine Idee hat sich gegen alle anderen durchsetzen können. Diese Ehre gebührt dem Ingenieurbüro von B.E. Birchler, Zernez, in Zusammenarbeit mit Schneider Eigensatz Architekten, Zürich, und der Künstlerin Rahel Hegnauer. Ihr Projekt trägt den Titel «Ein schnurgerader Kanal». Ihr Projekt wird nebst 10 000 Franken Preisgeld mit der Möglichkeit belohnt, ihren «Linthsteg» zu bauen – sofern es nicht nur die Jury, sondern auch die Weesner Bürgerschaft überzeugen kann.
Die Jury liess sich von folgenden Überlegungen leiten: der seitliche Stahlkastenträger als Handlauf und die Linie aus einem Wurf überzeugen; der Steg mit Lärchenholzbelag findet die grösste Nähe zum Wasser und weist trotz «Balkenform» eine geringe sichtbare Höhe auf; das «Stahlschwert» als Abstützung erhöht den filigranen Eindruck; in einer einladenden Geste nimmt der Steg die Menschen vom Hafen her auf und führt sie Richtung Gäsi; die Brücke mündet beim Südufer über eine kurze Betonrampe in einen Kiesplatz mit Sitzgelegenheiten; die diskrete Beleuchtung erfolgt über LED-Leuchtbänder.
Die Kosten werden mit 1 220 000 Franken veranschlagt und werden je zur Hälfte von den beiden Gemeinden und Kantonen getragen; die Gemeinde Weesen hat mit einem Kostenbeitrag von zirka 250 000 Franken zu rechnen.

Mit dem Projektwettbewerb kommt der Gemeinderat dem Wunsch der Bevölkerung nach, dem «Linthsteg» vor der Abstimmung ein Gesicht und einen Preis zu geben. Die Ausstellung wie auch der Jurybericht geben der interessierten Bürgerschaft die Gelegenheit, sich vertieft mit dem Projekt auseinanderzusetzen und nicht auf den ersten Blick oder ohne Detailkenntnisse entscheiden zu müssen, denn Fundationsrisiken, Wettbewerbsregeln oder Unterhaltsansprüche lassen nicht jeden Steg zu.

Der Gemeinderat Weesen freut sich darauf, sich die Wettbewerbsprojekte Mitte August in Mühlehorn zeigen und erklären zu lassen. Schliesslich verbindet der «Linthsteg» zwei Naherholungsgebiete auf attraktive Art und Weise und ermöglicht neue Einblicke in altbekannte Landschaften. Die Bevölkerung kann die Projekte ebenfalls besichtigen und zwar im Primarschulhaus Mühlehorn am Donnerstag, 12. Juli, und 9. August, und Freitag, 13. Juli, und 10. August, je 16.00 bis 19.00 Uhr, Samstag, 14. Juli, und 11. August, je 09.00 bis 11.00 Uhr. In Weesen werden die Endrundenprojekte ab 15. August bis 14. September im Gemeinderatszimmer Nr. 28 zu den ordentlichen Öffnungszeiten oder auf telefonische Anmeldung hin zu bestaunen sein.

Nach der Besichtigung der Projekte plant der Gemeinderat, allfällig offene Fragen zu klären und die Bürgerschaft mittels Gutachten an eine ausserordentliche Bürgerversammlung einzuladen. Und wer weiss, vielleicht kann die anno 1388 nach der Schlacht von Näfels zerstörte Brücke von den neuen Nachbarn wieder neu errichtet werden – eine Chance wäre es wert.