Marktausblick 2007 – durchwegs positive Zeichen

Der Tradition folgend lud die Glarner Kantonalbank auch zu Beginn dieses Jahres die Kunden zu einem Ausblick auf die volkswirtschaftliche Entwicklung im neuen Jahr ein. Das Publikumsinteresse in der linth-arena sgu, Näfels war wiederum sehr gross.



Professor Dr. Thomas Straubhaar aus Hamburg (Bild: ehuber)
Professor Dr. Thomas Straubhaar aus Hamburg (Bild: ehuber)

Zu diesem Marktausblick wurden von der GLKB zwei Referenten eingeladen. Zu Beginn sprach Professor Dr. Thomas Straubhaar, Hamburg, darüber, was uns das Jahr 2007 bezüglich Konjunktur, Zinsen und Wechselkurse bringt. Umdenken beginnt beim Investieren war der Titels des Referats von Bernhard Engl von der Swisscanto Fondsleitung AG aus Zürich. Begrüsst wurden die Anwesenden durch den CEO der GLKB, Bernt Arpagaus.

Konjunktur, Zinsen und Wechselkurse

Zu Beginn seines Referates überraschte Prof. Dr. Thomas Straubhaar die Anwesenden mit seiner in „Berndütsch“ abgefassten Begrüssung. Aufgewachsen ist er im Emmenthal und erst seit fünfzehn Jahren in Hamburg wohnhaft und als Leiter des Hamburgischen WeltWirtschaftsinstitut tätig. Ökonomisch betrachtet war das Jahr 2006 ein gutes, ja tolles Jahr mit einer Steigerung des Bruttosozialproduktes in der Schweiz um 2.5%. Mit diesem Rückblick begann Straubhaar sein Referat. Mit einem Jahresdurchschnitt von lediglich 130.000 Arbeitslosen – was 3.5 % entspricht – steht die Schweiz international sehr gut da. Auch ist die Zufriedenheit der Schweizerinnen und Schweizer sehr hoch, 80-90 Prozent, im Vergleich Deutschland mit lediglich gut 40 Prozent. Es ist wichtig, dass Menschen einen Arbeitsplatz mit entsprechenden Perspektiven finden. Nach seiner Meinung verläuft die Konjunktur mittel und sogar längerfristig recht stabil und ist nur geringen Schwankungen unterworfen. Wichtig ist für die Zukunft die Ausrüstungsinvestition, das heisst, obwohl immer mehr arbeitsintensive Arbeiten durch Maschinen und Anlagen abgelöst werden, können neue Arbeitsplätze geschaffen und die Exportmöglichkeiten gesteigert werden. Weiter führt er aus, dass tiefe Zinsen ein Motor für Investitionen sind, und Investitionen sind für eine boomende Wirtschaft nötig. Dank dem laufend stärker werdenden Euro gegenüber dem Franken sind auch die Exporte stark gestiegen und werden auch weiter steigen. Klar ist, dass die Weltkonjunktur in den kommenden Jahren schwächer wird, was aber für die Schweiz nicht zwingend schlecht ist. Für die nächste Zeit ist in der Schweiz keine Inflation in Sicht, somit ist auch keine drohende Erhöhung der Zinsen zu erwarten. In der Schweiz wird 2007 das Geld billig bleiben und sicher zu Neuinvestitionen führen.

Fragerunde

Auf die Frage, ob ein Krieg im Iran sich auf die wirtschaftliche Situation auswirken könnte antwortete Straubhaar: „ jedes kriegerische Ereignis hat und wird sich auf die Weltwirtschaft auswirken. In solchen Momenten werden die Erdölpreise unweigerlich steigen. Im Gegensatz zu den 70er Jahren ist insbesondere die Schweiz besser auf solche Ereignisse eingestellt. Die Auswirkung wird relativ kurz sein.“ Auf eine Frage aus dem Publikum zur Situation in China ist Strubhaar der Meinung, dass bis 2008 keine Veränderungen zu erwarten sind. In diesem Jahr werden in Peking die olympischen Spiele durchgeführt. Was nach diesem Grossereignis – unter den Augen der gesamten Weltbevölkerung – weiter passiert ist unklar. China wird aber unweigerlich mit verschiedenen schwergewichtigen Problemen wie Umwelt, Kranken- und Altersversorgung zu kämpfen haben. Es darf nicht vergessen werden, dass von den gut 1.1 Milliarden Chinesen lediglich 300 Millionen in Städten und in modernen Strukturen leben. Die übrigen gut 800 Millionen Leben wie die Glarner noch vor über 100 Jahren. Nach seiner Meinung wird der Schweizerfranken – wie seit eh und je - auch in Zukunft eine „historische Fluchtwährung“ darstellen. Dies als Antwort einer weiteren Frage aus dem Publikum.

Umdenken beginnt beim Investieren

In seinem Referat erläuterte Berhard Engl von Swisscanto Fondsleitung AG die Kriterien, nach welchen Firmen beurteilt und klassifiziert werden, bevor sie in den Fonds aufgenommen werden. Es wird zum Beispiel nie in Atomkraftwerke, in Unternehmen der Gentechnik oder in Waffenproduzenten investiert. Es müssen insgesamt 130 Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden um in den Fonds aufgenommen zu werden. Firmen wie Unilever, Tempo oder Rama haben nebst vielen andern namhaften Firmen Aufnahme in den Fonds gefunden. Daneben werden aber auch Anleihen von Staaten – zum Beispiel Schweden – oder Städte aufgenommen. Grossen Wert wird auf nachhaltige Gruppen und Firmen gelegt, dies unabhängig von der Grösse. Insbesondere Hersteller von Solarzellen – dies sicher zur Freude der Verantwortlichen von Solar Plant –von Windparks, aber auch Herstellern von Brennstoffzellen und Recyclingunternehmen finden im Fonds Aufnahme. Nach Meinung von Engl wird der Klimawandel der Megatrend an den Börsen. „Die Zukunft kann man nicht im Rückspiegel betrachten“ mit diesen Worten schloss Engl seinen sehr informativen Vortrag.

Mit dem Hinweis, dass die Glarner Kantonalbank insbesondere das Projekt Linthal 2015 und Solar Plant in Linthal unterstützen werde, schloss Stephan Bruhin den interessanten Abend. Beim anschliessenden Apéro hatten die Anwesenden Gelegenheit über das soeben gehörte zu diskutieren und auch kritisieren.