Mein Toaster

oder vom Sinn und Unsinn der modernen Technik


Nachdem ich mir den neuen Toaster gekauft hatte, litt ich keine Langeweile mehr, und mein Leben gestaltete sich – wenn auch nur für kurze Zeit – wieder sehr abwechslungsreich. Es handelte sich um eines dieser neumodischen Modelle mit vollelektronischer Röstzeituhr und der Möglichkeit, sogar maximal eine Scheibe Brot gleichzeitig zu toasten.

Am frühen Morgen stellte ich meine Neuerwerbung auf ein silbernes Tablett, legte vorsichtig und (selbstverständlich) streng nach Gebrauchsanweisung eine Scheibe Toast ein und programmierte die vollelektronische Röstzeituhr auf vier Minuten (was mich in etwa die Zeit kostete, die ich sonst für ein ausgiebiges Zmorge benötige). Dann schaltete ich das Gerät ein. Nach Ablauf der gegebenen Röstfrist schaltete sich der Toaster jedoch nicht etwa mit einem lakonischen Klicken aus, sondern signalisierte mir mit einer Stichflamme, dass er die ihm gestellte Aufgabe gelöst hatte. Leider fiel dieser Stichflamme auch mein Toastbrot zum Opfer. Als ich den Vorgang – mittlerweile etwas vorsichtiger geworden – mit drei Minuten Röstzeit wiederholte, erschien zwar keine Stichflamme, dafür blätterte inwändig (bedingt durch die grosse Hitzeentwicklung) die Farbe ab, was meiner Toastscheibe eine diskret grünliche Färbung verlieh. Den dritten Versuch musste ich schliesslich vertagen, da es mittlerweile stark auf Mittag zuging.

Am nächsten Morgen stellte ich die elektronische Röstzeituhr wieder auf vier Minuten ein und harrte brav der Dinge, die nun folgen würden…
Doch zunächst geschah gar nichts. Nur kurz vor Ablauf der Zeit fiel mit einem leisen Klappern die metallene Brothaltevorrichtung in sich zusammen und wenig später warf der Toaster die verkohlten Teilstücke meines dritten Testobjektes aus. Für den vierten Anlauf zog ich mittels einer Nähnadel ein Stück Garn durch das Brot und hielt es (stolz auf mich und meine Phantasie beim Lösen von Problemen) an diesem Faden hängend in den Toaster. Doch plötzlich blakte der Toaster und fackelte mir neben meiner Brotscheibe auch noch den Bindfaden und die Kuppe meines rechten Zeigefingers ab.

Daraufhin stellte ich das Gerät beiseite und holte es erst eine Woche später wieder hervor, um erneut mein Glück zu versuchen und der modernen Technik doch noch einen Erfolg abzuringen.

Just an diesem Tage hatte mir jemand eine CD mit bekannten volkstümlichen Weisen zukommen lassen, deren Liedgut jedoch einen Toleranzgrad jenseits von Gut und Böse erforderte. Einer plötzlichen Eingebung folgend, steckte ich sie in meinen Toaster, gespannt auf die unvermeidlich erscheinenden Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Medien. Doch ich wurde bitter enttäuscht: Nach fünf Minuten ohne besondere Vorkommnisse warf der Toaster eine verbogene, leicht gebräunte CD aus. Keine Stichflamme, kein Blaken, rein gar nichts…

Bei meinen weiteren Experimenten, für welche ich noch diverse andere Gegenstände fand, begann der Apparat langsam, aber sicher, sich zu verbiegen. Er strebte dabei zunächst eindeutig einen 90-Grad-Winkel an. Schliesslich rollte sich der Toaster ein und passte nun endlich auf das kleine goldene Tablett, auf das ich ihn schon immer stellen wollte. Leider gab er vor wenigen Tagen seinen Geist auf und ging – viel zu früh – in die ewigen Röstgründe ein.

Nun bin ich auf der Suche nach einer Kaffeemaschine mit Solarzellen und dieselgetriebener Wasserpumpe.