Mit Eispickel und Stethoskop

Das Interesse am Referat von Prof. Dr. med Oswald Oelz war gross, denn über 100 interessierte Zuhörer fanden den Weg in das Bergrestaurant Chämistube in Braunwald. Und sie brauchten ihr Erscheinen nicht zu bereuen, der Vortrag von Professor Oelz, in dem er über seine Erfahrungen im Bereich Extremsport und Medizin referierte, war hervorragend und von Anfang bis zum Schluss spannend und äusserst interessant.



Mit Eispickel und Stethoskop

Als besonderen Gast konnte Claudio Keller nebst dem Referten auch ein weiteres Mal Traudl Heckmaier, die Gattin von Anderl Heckmaier, einer der Erstbesteiger der Eiger Nordwand begrüssen. Bereits beim Apéro auf der Sonnenterrasse wurde eifrig diskutiert und jedermann/frau war gespannt, was der bekannte Chefarzt und gleichzeitig engagierte Bergsteiger zu berichten hatte.

Wer ist Prof. Dr. med. Oswald Oelz?


Er wurde 1943 im Vorarlberg – darauf legt er besonders Wert – geboren und fand schon in seiner frühen Jugend die Liebe und Begeisterung zum Bergsteigen. Bereits mit zehn Jahren war sein grösster Traum, einmal den Mount Everest zu besteigen. Stets von diesem Traum begleitet, hat er in Innsbruck Medizin studiert und auch mit Erfolg abgeschlossen. Er wäre gerne Chirurg geworden, aber leider hatte er die notwendige Prüfung nicht bestanden. Die einzige Prüfung in seinem Leben, wie Oelz betonte, bei der er durchgefallen sei. Daraufhin entschied er sich, Internist zu werden. Er hatte Glück und wurde von Dr. Frösch vom Universitätsspital in Zürich für Forschungsarbeiten eingestellt. Nach einem Aufenthalt in den USA wirkte er während vielen Jahren bis 2006 als Chefarzt der medizinischen Abteilung in der Klinik des Triemlispitals in Zürich. Während all den Jahren blieb er aber seinem Hobby, dem Extrembergsteigen, treu.

Spannende Erlebnisse


Er erzählte von seinen ersten grösseren Klettertouren, von seinen Begegnungen mit dem damals noch jungen Reinhold Messmer, aber auch von verschiedenen Herausforderungen an den unterschiedlichsten Bergen. Bei diesen lebhaft vorgetragenen Schilderung ging es ihm in erster Linie darum, darauf hinzuweisen, wie wichtig die Vorbereitung, aber auch das Teamwork zur Realisierung eines jeden Ziels ist. Fasziniert folgten die Gäste denErzählungen seiner verschiedenen Erlebnisse und teilweise auch Abenteuer auf den vielen Bergen rund um die Welt. Eindrücklich und unheimlich fesselnd die Schilderung der Besteigung des Mount Kenias in Afrika. Nachdem er zusammen mit seinem Freund den Berg bezwungen hatte, stürzte der Freund beim Abstieg mehrere hundert Meter ab und blieb mit schweren Beinverletzungen liegen. Wie Oelz die Rettung des Verletzten schilderte, vor allem wie es ihm gelang fast Unmögliches möglich zu machen, war faszinierend. «Das Ganze spielt sich in erster Linie im Kopf ab», war seine Erklärung zu dieser enormen Leistung. Aber auch die Schilderung seiner erfolgreichen Besteigung des Mount Everest zog die Anwesenden in seinen Bann. Einmal, so Oelz, habe er nicht auf seine innere Stimme und seine medizinischen Kenntnisse gehört, was ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Als Erinnerung an diese Unbedachtheit mahnen ihn einige abgefrorene Zehen. Eindrücklich die Geschichte seiner Begegnung mit Anderl Heckmaier, der für ihn stets ein grosses Vorbild war. Trotz der Ernsthaftigkeit seiner Erlebnisse und auch der nicht immer glücklichen Ausgänge war sein Referat stets mit einem leichten Humor gespickt und nie in einem provokativen Ton. Die Anwesenden goutierten diese feinen Zwischenbemerkungen jeweils mit einem spontanen Lachen. Die Berge, insbesondere auch die Schweizer Berge sind für ihn Intensivstationen der Erholung. Aus dem Publikum wurde im Anschluss die Frage gestellt, ob seine Mutter auf seine Erfolge stolz gewesen wäre. «Sicher mehr über den Erfolg als Bergsteiger als über seine erfolgreiche Tätigkeit als Chefarzt», antwortete Oelz mit Überzeugung.

Den Abschluss dieser Veranstaltung bildete ein feines nostalgisches Abendessen in der «Chämistube». «Speisen wie sie von den Hochalpinisten hauptsächlich mitgenommen werden wie Sardinen, Alpenchlüppler oder eine kräftige Wurst», erklärte Keller und servierte eine feine Polenta. Es wurde noch intensiv diskutiert und eigene Erfahrungen ausgetauscht. Ein rundum gelungener Anlass.