Musik und ein klein wenig Kabarettistisches

Auf Einladung der ungemein kreativ organisierenden Gemeindestube Schwanden war das Duo Les Papillons zu Gast im Gemeindezentrum. Dessen Gestaltungsreichtum, die spielerische Eleganz und das fast mühelose Switchen von einer musikalischen Epoche zur nächsten – ab Klassik über Schlager bis Musical – war wahrlich bemerkenswert. Und wenn zwei Musikschaffende im roten Frack auftreten, heisst es nur: Vorhang auf, die Show beginnt!



Musik und ein klein wenig Kabarettistisches

Zahm, verhalten, gar adrett und wohlklingend war der Beginn. Giovanni Reber, Violine, und Michael Giertz, Piano, kündigten einen Kreuzzug durch die «Heiligen Hallen der Musik» an – dies der Wortlaut ihres ersten von vielen Kommentaren. Nur ganz kurz wurde man mit dem Schaffen von Albinoni konfrontiert, bevor der Kreuzzug – oder war es doch eher eine Kreuzfahrt – in einem Tempo losging, dass man kaum mehr wusste, an welchen Stationen Halt gemacht wurde. Es war ja nicht ein kriegerischer Kreuzzug, da hätte es eine Masse von Sturm und Drang, Donnergrollen, Angriffigem und Flucht, Elend und Not gegeben. Es war eine trickreiche Fahrt mit ganz kurzen Zwischenstopps in zuweilen Namenlosem, Unbekanntem, mit irgendwann mal gehörten musikalischen Fragmenten.

Giovanni Reber und Michael Giertz waren mit dem begeisterten Publikum, den Fahrgästen, mit riesigem Ideenreichtum, hoher und ausgereifter Spieltechnik und spürbarer Routine, immenser Abgestimmtheit unterwegs. Da sass jede Pointe, jeder Auftakt, alle Überleitungen und unbestritten sämtliche kunstvollen, eleganten Ausgestaltungen. Ob Klassik oder Moderne, Filmmusik oder 100-mal mitgeträllerter Ohrwurm – alles war schön austariert, kam stilvoll daher. Irgendeiner Stilrichtung lassen sich die beiden nicht zuordnen, wollen das wohl auch nicht. Die Unsumme des Gebotenen war einem riesigen, wundersam bunten Flickenteppich nicht unähnlich. Es wurde kompositionsgerecht geseufzt, gefleht, zerdehnt, verharrt, temporeich ausgespielt. Reber tanzte samt Geige, schlug die Hacken zusammen, mimte den Stierkämpfer, schoss ab Bühne je nach Komposition schmachtende oder herrische Blicke los, brauchte den Geigenbogen als Stichwaffe; ab Flügel schickte Giertz zuweilen schmachtende Blicke, dann wieder genussbetontes Verrenken Richtung Publikum.

Es ging – salopp ausgedrückt – die Post ab


Musikgeschichtliches war eingeflochten. So war zu erfahren, wer welche Originalkomposition in welcher Form weiterverwendet hat, was Dur und Moll ausmachen, wie in Russland oder der Ukraine Hymnisches aufklingt. Aufmerksam Hinhörende erahnten, wie reichhaltig eine Mozartsche Dessertplatte bestückt ist. Dass die roten Fräcke mit einem Auftritt im Vatikan und dem Begegnen mit zahlreichen ebenfalls in Rot gekleideten hohen Geistliche zu tun habe, glaubte man ganz knapp. Dass östliche Weisen gar gut und wirblig interpretiert wurden und handkehrum der Barpianist bei Cupligenuss und Smalltalk aufspielte, gehörte zum wirbligen Programm – ebenso wie ein stürmisches «Ti amo, ti am..» und «Veronika, der Lenz ist da …».

Es war ein Begegnen, das mit Fragen verbunden war. War es leichte Unterhaltung oder Wunschkonzert mit Bewährtem? War es das Blättern im musikalischen Lexikon? War es ein flüchtiges Bekanntmachen mit irgendwann Gehörtem? Ist es eine Unterhaltungsform, die von einem breiten Publikum gewünscht wird?

Reber und Giertz haben sich mit der Präsentation dieser riesigen musikalischen Fülle, ihrem launigen Kommentieren hohe Ziele gesetzt. Sie sind Meister ihres Instruments, launige und charmante Gastgeber. Mühelos greift der Pianist zur Geige und setzt sich der Violinkünstler ans Klavier, schmissig wird wenig später etwas vierhändig angeboten. Eine Sequenz ist für Jüngste gedacht, beginnend mit «Schlaf Kindlein, schlaf …», weiterführend zu «Schlaf mein Kind, ich wieg dich leise …» und «Der Mond ist aufgegangen …» bis hin zu «Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett …». Man vernimmt Reminiszenzen von einer Reise nach Krakau und einem Kompositionsauftrag mit leicht schrägem Ausgang und hätte sich zuweilen mehr aus diesem Segment gewünscht.

Beifall, Zugabe und herzlicher Abschied aus Launigem, übersprudelndem musikalischem Reichtum mit Spritzern nach da und dort waren Abschluss des sonntäglichen Begegnens.