Noch nie pilgerten so viele Leute von Glarus nach Näfels

Im Kanton Glarus wurde am vergangenen Donnerstag der höchste Feiertag begangen: In Würdigung der Gefallenen bei der Schlacht von Näfels am 9. April 1388 pilgerte eine Hundertschaft vom Zeughaus in Glarus der traditionellen Route entlang nach Netstal. Beim Unterbühl macht die Prozession jeweils einen Zwischenhalt und gedachte den vier bei einem Minenwerfer-Unglück gefallenen Kameraden.



Grosses Interesse auch dieses Jahr
Grosses Interesse auch dieses Jahr

Nach dem Intonieren des Liedes «Ich hat einen Kameraden» und der Niederlegung eines blumengeschmückten Kranzes durch die militärische Ehrenformation teilen sich die Fahrt in zwei Teile. Entlang am Fusse des Wiggis bewegte sich die kirchliche Prozession, während auf der vom Verkehr freigehaltenen Kantonsstrasse sich die Harmoniemusik Glarus und das militärische Detachement und viele Fahrtsteilnehmer, darunter erfreulich viele Kinder mit ihren Eltern, in Richtung Schneisingen.

Fahrtsrede von Landammann Beni Mühlemann

Nach einem kurzen Kaffeehalt und nach dem Ankommen der Kantonsregierung, natürlich wie immer in einer Kutsche fahrend, führte der Weg auf das eigentliche Schlachtfeld bei Schneisingen am Fusse des Rautiberges, dort wo vor 636 Jahren 400 wehrhafte Glarner 5000 Österreicher in einer heroischen Schlacht besiegten. Landammann Beni Mühlemann hielt ein letztes Mal eine gehaltvolle Ansprache, die auf www.glarus24.ch bereits publiziert wurde. Landammann Mühlemanns künftige Fahrten führen ihn als Ständerat statt nach Näfels nach Bern in Bundeshaus, wo er den Stand Glarus und die Interessen der Glarner Bevölkerung hoffentlich erfolgreich vertritt. Glarus24 wünscht ihm jetzt schon gute Fahrten und viel Erfolg und ein gutes Händchen bei seinen politischen Entscheidungen.

Mit Ruedi unter dem Birnbaum auf dem Fahrtsplatz

Weiter ging es gemächlichen Schrittes den blumengeschmückten Gedenksteinen vorbei auf den Fahrtsplatz im alten Dorfteil von Näfels, wo mit Spannung das Verlesen des Fahrtsbriefes durch Dr. Peter Staub erwartet wurde. Dieser schilderte die Vorgeschichte und Hergang der Schlacht und nannte die Namen der 1388 im Zusammenhang mit der Schlacht bei Näfels gefallenen Glarner, Urner und Schwyzer, und allen, welche die Habsburger erfolgreich besiegten und dabei ihr Leben lassen mussten. Ebenso gespannt warteten die vielen Fahrtsteilnehmer auf die Predigt von Prof. Dr. Ralph Kunz. Um es vorwegzunehmen: Es war eine Predigt mit viel Würze und stets mit einer gehörigen Prise Humor abgeschmeckt. Eine Predigt, der man gerne bis zum Schluss zugehört hat.

Würdige Gedenkfeier vor dem Schlachtdenkmal an der Letzi

Obwohl viele der Fahrtsteilnehmer einen beachtlich langen Weg zurückgelegt hatten, liessen es sich diese nicht nehmen, den gesamten traditionellen Weg der Näfelser Fahrt zu begehen. Dazu gehört natürlich auch der Weg vom Fahrtsplatz durch die Gerbi zum Schlachtdenkmal und der Letzimauer, einem Relikt und Zeuge 1388. Musikalische Vorträge des Glarner Kantonal Gesangsvereins und der Harmoniemusik Glarus untermalten die würdige Feier am Schlachtdenkmal. Abschliessend wurde die Schweizer Hymne intoniert und vom singenden Volk versucht, zumindest die erste Strophe einigermassen lupenrein mitzusingen. Nach dem Gang zum elften Gedenkstein enden Bittgang und offizielle Feier gemeinsam mit dem feierlichen Hochamt in der Pfarrkirche Näfels, während es auf den Näfelser Strassen und in den Restaurants bereits hoch zu und her ging.

Kein typisches Schlachtwetter

Die meisten Fahrtteilnehmer werden froh gewesen sein, dass die Wetterverhältnisse in diesem Jahr besser waren als während der Schlacht am 9. April 1388. Damals gab es laut Chronisten dicken Nebel und Schneetreiben bis ins Tal. Dies kam dem kleinen Glarner Harst allerdings sehr entgegen, nutzten sie doch das glitschige und unübersichtliche Gelände. Wahrscheinlich verdanken wir unsere Unabhängigkeit sogar den meist unwirtlichen Wetterbedingungen in unseren Gefilden. Nicht nur bei der Schlacht bei Näfels, sondern auch bei der Schlacht am Morgarten am 15. November 1315 war das schlechte Wetter mit Matsch und Sumpf matchentscheidend zugunsten der Eidgenossen!