Netstaler feiern ihren «Chrüüzmärt»

Traditionsgemäss feiert die Bevölkerung von Netstal am kommenden Donnerstag ihren Kreuzmarkt. Seine Abstammung hat der Kreuzmarkt vom einstmaligen Kleinviehmarkt auf dem Grosshausplatz, also genau dort, wo heute das Postgebäude steht. Allerdings ist von diesem Kleinviehmarkt herzlich wenig übrig geblieben.



Der Kreuzmarkt in Netstal war ursprünglich ein Kleinviehmarkt und wurde auf dem Grosshausplatz
Der Kreuzmarkt in Netstal war ursprünglich ein Kleinviehmarkt und wurde auf dem Grosshausplatz

Damals trafen sich die Bauern aus dem ganzen Kanton und der Nachbarschaft mitten im Dorf zu einem Stelldichein, bei dem eifrig und lautstark gehandelt wurde. Das Angebot reichte von Rindern über Ziegen bis zu Hühnern, derweilen die zahlreich anwesenden Marktfahrer an ihren Ständen ihren Krimskrams anboten. Noch vor Jahren wurde im Beisein der Gemeindebehörde in einem der Netstaler Restaurants jeweils eine der Netstaler Alpen verpachtet. Nach der Gant begab sich der Gemeinderat in corpore jeweils in ein Restaurant zum obligaten Gemspfeffer-Essen. Dieser Tradition will der neue Gemeinderat Glarus gemäss Aussagen von gemeindepräsident Christian Marti weiterhin die Treue halten und organisiert deshalb auch in diesem Jahr ein weiteres Treffen mit den ehemaligen Ratskollegen aus Netstal.

«Chrüüzmärt-Tanz» war damals ein Hit

Damals war der Netstaler Kreuzmarkt bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt. Von weit her kamen die Gäste und vereinigten sich abends in einem der Restaurants beim obligaten «Chrüüzmärt-Tanz» mit den «Netschtelern». Die Wirte im Dorf konnten sich ganz im Gegensatz zu heute über mangelnden Umsatz wahrlich nicht beklagen. Vielfach nutzten die Glarner Jäger den Kreuzmarkt als gelungene Jagdpause. Die Nimrode aus dem Kanton trafen sich in irgend einem der Restaurants und berichteten über bereits geschossene Jagdtrophäen, wobei selbstverständlich auch das Jägerlatein nicht zu kurz kam. Ein wahrhaftig munteres Völklein, welches sich ein Tag nach dem Fest der heiligen Kreuzerhöhung am Fusse des Wiggis traf. Von daher stammt übrigens auch der Name Kreuzmarkt.

Brauch soll weiterhin gepflegt werden

Nach wie vor pflegen die Netstaler liebevoll den traditionellen Brauch ihres Kreuzmarktes, allerdings halt ein bisschen anders als noch vor Jahren und vor allem der heutigen Zeit angepasst. Was geblieben ist, ist der schulfreie Nachmittag für Schulkinder und abends das erste Gemspfeffer-Essen. Statt auf einer «Helleri» vergnügen sich die Kinder heute auf einer Hüpfburg oder auf einem Mini-Autoskooter. Geblieben sind die Marktfahrer mit ihren Ständen, und in der Mehrzweckhalle organisiert der örtliche Gemeinnützige Frauenverein die beliebte «Kaffistubätä». Der Reinerlös geht auch in diesem Jahr wiederum an eine karitative Institution. Während vielerorts alte Bräuche einfach von der Landschaft verschwinden, halten die Netstaler standhaft diesem alten Brauch die Treue. Erfreulich: Gemeindepräsident Marti hat bereits signalisiert, dass er an einem Weiterbestehen dieses Brauches sehr interessiert ist.