Neue Grafik bei Electronic Arts, neue Steuerung bei Konami:

Ein paar Wochen vor dem Start der Euro ‘08 hat sich Markus Stadelmann auf den virtuellen Rasen begeben und die aktuelle Palette der Fussball-Games für glarus24 getestet. Mit diesem Vergleich startet die neue Rubrik „Game-Tipp“ auf glarus24.



Neue Grafik bei Electronic Arts, neue Steuerung bei Konami:

Videospiele haben sich seit längerer Zeit vom Kinderspielzeug zur ernst zunehmenden Unterhaltungsindustrie entwickelt. Und immer mehr Erwachsene zieht es vor der die Konsole und den Controller. Glarus24 wird in der neuen Rubrik „Game Tipp“ alle zwei Wochen die Neuigkeiten aus der Videospielszene vorstellen. Passend zur kommenden Europameisterschaft starten wir mit einem Vergleich aktueller Fusballspiele.

Das Hauptaugenmerk lag vor allem auf drei aktuellen Spielen. Drei Spiele, welche von zwei verschiedenen Herstellern stammen, die sich in letzter Zeit alles andere als glänzend verstanden haben und eigentlich seit Längerem schon um die Vorreiter-Rolle im Sektor Fussball-Simulation kämpfen.

Die Rede ist einerseits vom Haus Electronic Arts (EA), das schon seit geraumer Zeit im Besitz der offiziellen FIFA-Lizenz ist und daher mit aktuellen Clubs, Spielern und offiziellen Turnieren auftrumpfen kann. Auf der anderen Seite steht Konami, die bis jetzt vor allem durch das bessere (wenn auch diffizilere) Gameplay in ihrer „Pro Evolution Soccer“-Serie gepunktet haben.

„UEFA EURO 2008“: Wenig Neuerungen, dafür Originalschauplätze

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Kandidaten aus dem Hause EA. Mit „UEFA EURO 2008“ schlachtet Electronic Arts ein weiteres Mal die offizielle (und notabene teuer eingekaufte) FIFA-Lizenz aus und präsentiert nach den turniertechnischen Modifikationen für die alljährliche Champions League oder der WM 2006 in Deutschland ein weiteres Spiel, welches grundsätzlich wenig Neuerungen mit sich bringt. Plusminus also ein Spiel, welches die Durststrecke bis zum nächsten, grossen FIFA-Release ein wenig versüssen soll.

Das Spiel präsentiert nebst den gewohnten, schnellen Einzelspielen und diversen Herausforderungen natürlich auch die komplette EM-Endrunde. Positiv fällt auf, dass dabei wahlweise auch die Qualifikation (inklusive Freundschaftsspiele) durchgespielt werden kann. Zur Wahl stehen total 52 europäische Nationalmannschaften, welche hauptsächlich mit „Original“-Spielern bestückt sind. Einen kleinen Flecken im Reinheft ist dabei allerdings das holländische Team, bei welchem – trotz FIFA-Lizenz – nur Fantasienamen geboten werden.

Neu (und überaus bemerkenswert) ist, dass mittlerweile auch eine erfrischende Modifikation des Karrieremodus den Weg in ein Turnierspiel gefunden hat. Und dies (auf der X-Box 360) für bis zu vier Spieler gleichzeitig. Falls gerade keine Freunde zu Besuch sind, kann man sich natürlich aber auch ganz herkömmlich mit dem Computer messen. Dabei werden während eines Spiels die spielerischen Qualitäten eines Spielers wie Passgenauigkeit, Zweikampfverhalten, etc. gemessen und am Ende der Partie in Erfahrungspunkte gewandelt. Diese können dann in neue Fähigkeiten investiert werden, sodass euer Spieler irgendwann mal (hoffentlich) zum Team-Captain ernannt wird.

Grundsätzlich ist „UEFA EURO 2008“ technisch gleich zu spielen wie der grosse Bruder „FIFA 08“. Spürbare (bzw. sichtbare) Änderungen gibt es bei der Grafik: Die Spieler (und auch die Trainer) sehen ihren „echten“ Vorbildern noch ähnlicher. Ausserdem wurden die acht EM-Stadien (inklusive toller Fan-Stimmung) von den Produzenten extra für „UEFA EURO 2008“ animiert.

Schade ist, dass es dabei den einen oder anderen Fehler zu entdecken gibt: So ist beispielsweise der Spielereingang im Basler St.-Jakob-Park von EA an einem komplett anderen Ort verlegt worden. Auch die Fans sind geklont und nicht mal annähernd so gut animiert wie die Spieler. Hier hätte ich (endlich mal) mehr Fingerspitzengefühl verlangt.

Unter dem Strich bietet „UEFA EURO 2008“ wohl vor allem für Neueinsteiger ansprechenden und abgerundeten Spielspass. Wer hingegen bereits „FIFA 08“ und all die anderen aktuellen Fussball-Simulationen von EA durchgespielt hat, findet in dieser EM-Variante wenig Neues und wird sich daher wohl am ehesten an den neu bespielbaren und weitestgehend brillant adaptierten Schweizer Stadien ergötzen müssen. Dafür gibt’s 8 von 10 möglichen Punkten.

„FIFA Street 3“: Viel Grafik – wenig Optionen

Wechseln wir zum zweiten Kandidaten von EA: „FIFA Street 3“ findet nicht auf dem schön gepflegten, englischen Rasen statt, sondern orientiert sich viel mehr an den fussballerischen Wurzeln von so manchem Super-Star: Den Bolz-Plätzen.

Das Spiel präsentiert sich grafisch erfrischend, da die Spieler im Stil von Comic-Figuren kreiert worden sind. Abgesehen davon bietet das Spiel stylische Moves und Animationen und kommt dabei gut und ruckelfrei über die Runden. Der Spieler-Pool besteht nicht nur aus aktuellen Stars, sondern auch aus Fussball-Göttern aus früheren Zeiten. Diese hat man als Spieler auf dem Feld ziemlich gut im Griff, da einerseits die Spielübersicht optimal gestaltet wurde und andererseits die Trick-Moves recht intuitiv gesteuert werden können. Im auditiven Bereich fiel vor allem der durchaus tolle Soundtrack positiv auf.

Auf der negativen Seite gibt es zu bemängeln, dass es für die Single-Player definitiv zu wenige Optionen gibt. Ein Trick-Modus, andere Mini-Games oder auch ein Karriere-Modus mit Editoren hätten dem Spiel definitiv gut getan. Stattdessen kann man sich nur in ein paar wenigen Herausforderungs-Modi mit dem Computer messen. Dies notabene aber nur mit voreingestellten Teams. Ausserdem sind diese Herausforderungen nach rund drei bis vier Stunden Spielzeit bereits komplett bewältigt.

Weil es im Multiplayer-Modus aber dennoch Momente gibt, in welchen sich echter Spielspass entwickelt und wo zwischendurch auch mal – wenn auch nur ganz wenig – Adrenalin ausgeschüttet wird, gibt’s für „FIFA Street 3“ 7 Punkte.

„Pro Evolution Soccer 2008“: Herausfordernde neue Steuerungsmöglichkeiten auf Wii

Während ich „FIFA Street 3“ auf der X-Box 360 getestet habe, wollte ich den aktuellsten Fussball-Nachwuchs von Konami unbedingt auf der Wii-Konsole von Nintendo spielen. Ich war gespannt, wie sich die Steuerung mit der Wii-Mote in dieses Spiel integrieren lässt und wie sich das Ganze im Spiel anfühlt.

Soviel schon mal vorne weg: „Pro Evolution Soccer 2008“ hat mich diesbezüglich ziemlich aus den Socken gehauen! Ich musste zunächst zwar ein paar Stunden aufwenden, bis ich alle Moves und Optionen verinnerlicht hatte, dann aber konnte man so richtig Gas geben! Ich muss einem Kollegen aus Deutschland durchaus Recht geben, wenn er „Pro Evolution Soccer 2008“ mit „Rasenschach für Profis“ vergleicht.

Körpertäuschungen, Doppelpässe, schnelle Reaktionen, Abseits-Fallen: Alles das, was bisher eigentlich grösstenteils der Computer für mich übernommen hat, kann in diesem Spiel weitestgehend selber kontrolliert werden. Im Spiel-Menü finden sich Trainings-Möglichkeiten, Meisterschafts- und auch Cup-Modi, wobei der Schwierigkeitsgrad stets verändert werden kann.

Aber auch Konami stolpert über altbekannte Defizite, die meiner Meinung nach endlich mal behoben oder dann zumindest verbessert werden sollten. So sind unter anderem die Texte teilweise sehr schlecht ins Deutsche übersetzt worden. Ausserdem bietet das Spiel nur gerade zwei Kamera-Perspektiven und das Publikum im Stadion sieht leider immer noch genau gleich geklont und hässlich aus wie bei den Vorgängern von „Pro Evolution Soccer 2008“.

Die Steuerung ist leider zwischenzeitlich unpräzise und langsam. Und dass die Spielerkader in der Zwischenzeit nicht aktualisiert worden sind und im Spieler-Editor eigentlich nur der Name des jeweiligen Spielers verändert werden kann – Naja, auch das wären meiner Meinung nach unbedingt verbesserungswürdige Punkte!

Nichtsdestotrotz ist das Spiel eine echte Herausforderung für jeden Sofa-Fussballer wie mich. Es bleibt zu Hoffen, dass man sich bei Konami der Kritik annimmt und dann könnte aus dem Nachfolger ein echter Knaller werden! „Pro Evolution Soccer 2008“ erhält 8,5 Punkte.