Opfer und Täter brauchen Hilfe

Schulkommission und Lehrerschaft der Schule Ennenda luden Eltern und Interessierte zu einem Informationsanlass zum Thema „Gewalt und Mobbing in und ausserhalb der Schule“ ein und zogen dafür als Referenten Dr. med. Rico Micheroli, Glarus, bei.



Gewalt und Mobbing innerhalb und ausserhalb der Schule
Gewalt und Mobbing innerhalb und ausserhalb der Schule

Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie führte anhand des zwar fiktiven aber durchaus realistischen Beispiels von Kurt ins Thema ein, der von zwei Mitschülern solange gemobbt wurde, bis er das typische Krankheitsbild eines schwer gemobbten Kindes aufwies.

Leistungsabfall als Warnsignal

Mobbing-Opfer sprechen selten über ihre Situation. Das kann anfangs aus Scham sein, und später spielt die Angst eine entscheidende Rolle. Das Opfer befürchtet, wenn es darüber spricht, alles noch schlimmer zu machen. Man kann aber Verhaltensveränderungen bei Mobbingopfern erkennen. Sie beginnen leise zu sprechen, schweigen häufiger und sie reagieren oft unerwartet aggressiv. Das Selbstwertgefühl leidet immer mehr darunter. Die Betroffenen wirken nervöser und unsicherer. Sie ziehen sich zurück und es kommt auch oft zu einem starken Leistungsabfall. Sie wollen nicht mehr zur Schule gehen, die Konzentration lässt nach und körperliche Beschwerden treten auf. Sie schlafen schlecht, werden von Alpträumen geplagt und wirken daher anderntags müde.

Merkmale von Täter und Opfer

Mobbingverhalten unter Kindern ist schon in unteren Primarklassen feststellbar. Der Täter zeigt häufig ein impulsives Verhalten und besitzt wenig Selbstkontrolle. Ein aggressiver Durchsetzungswille und Machtansprüche stehen im Vordergrund. Zumeist ist er sich seiner eigenen Stärken bewusst, aber gleichzeitig hat er ein geringes Selbstwertgefühl. Auch die Opfer verfügen über ein mangelndes Selbstwertgefühl. Bei den Opfern unterscheidet man zwei Typen: Passive OpferProvozierende Opfer.

Vorbeugen, erkennen, handeln

Dr. med. Rico Micheroli nahm bezüglich Vorbeugung und Früherkennung Eltern und Lehrpersonen gleichermassen in die Pflicht. Beide Bereiche tragen grosse Verantwortung in Bezug auf das Vorbild. Wo Gewalt den Kindern vorgelebt werde, da entwickle sich bei Jugendlichen durchaus die Lust und die Bereitschaft, ihrerseits Gewalt auszuüben und dafür entsprechende Opfer zu suchen. Zudem würden mangelnde Aufsicht und Betreuung bei Kindern zu Freiräumen führen, in denen sich soziales Fehlverhalten durchaus entwickeln könne. Auch Lehrpersonen müssten bei ihrem Auftreten vor der Klasse ihr Verhalten immer auch in dieser Beziehung hinterfragen und darauf achten, in Wort und Tat keine falschen Signale auszusenden.

Der Schule falle eine wichtige gewaltpräventive Aufgabe zu. Regeln in der Klasse und im Schulhaus müssten durchgesetzt und Verstösse sanktioniert werden. Die Mobbing-Prävention müsse als Gewaltprävention ein fortwährender Prozess in Schule und Elternhaus darstellen. Auch die Medien tragen in dieser Thematik eine grosse Verantwortung.

Während Dr. Rico Micheroli am Ende einer rege benutzten Fragerunde auf das Anti-Mobbing-Buch von Mustafa Jannan als wertvolle Fachliteratur hinwies, versicherte Schulpräsident Fritz Trümpi als Gastgeber, dass die Schule Ennenda dieses Thema sehr ernst nehme und weiterhin thematisieren werde.