Präimplantationsdiagnostik – Ja oder Nein?

Am vergangenen Freitagabend konnten sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger anlässlich eines Podiumsgesprächs im Beisein namhafter Fachexperten und einer anschliessender Diskussion kurz vor der Eidgenössischen Abstimmung im Tolderhaus-Saal in Näfels nochmals eingehend über das Thema «Präimplantationsdiagnostik», kurz PID, informieren lassen. Fazit des Events: Ethik und Medizin werden über ein Ja oder ein Nein entscheiden!



Politikerin Dr. Priska Müller (Biologin)
Politikerin Dr. Priska Müller (Biologin)

Am 14. Juni 2015 stimmen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger unter anderem über die Änderung der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich ab. Präimplantationsdiagnostik nennt sich das Kind. Zumindest für den Normalbürger ein Zungenbrecher erster Klasse, kaum auszusprechen und noch weniger zu verstehen. Etwas Licht ins Dunkel dieser Materie sollte ein vom Näfelser Fridolin Hauser und Niederurner Hanspeter Stuck organisiertes Podiumsgespräch mit namhaften Fachexperten aus den Bereichen Medizin, Kirche, Psychologie und Politik in den Saal des Tolderhauses bringen.

Podiumsgespräch stiess auf grosses Interesse


Der Aufmarsch am Podiumsgespräch vom vergangenen Freitagabend war für das Ad-hoc-Komitee PID überwältigend. Der Tolderhaus-Saal war pumpenvoll – zusätzliche Stühle mussten sogar herangebracht werden. Frauen und Männer aller Altersklassen waren vertreten. Das männliche Geschlecht war der Thematik wegen naturgemäss eher in der Minderzahl.

Ethik kontra Medizin


Den beiden Organisatoren Hauser und Stuck war es gelungen, namhafte Fachexperten aus den Bereichen Medizin, Politik, Psychologie und Kirche an einen Tisch zu bringen. Am Podiumsgespräch mit anschliessender Diskussion beteiligten sich Dr. med. Susanne Lippmann-Rieder (Fachärztin Psychiatrie und Psychotherapie), Dr. theol. Roland Graf (Pfarrer und Moraltheologe), Dr. Priska Müller (Biologie ETH, Landrätin und Mitglied Parlament Gemeinde Nord) und last but not least PD Dr. med. Thomas Brack (Chefarzt Innere Medizin und Pneumologie am Kantonsspital Glarus). Dr. Müller und Dr. Brack setzten sich ganz klar für ein Ja der Vorlage ein. Dr. Lippmann und Dr. theol. Graf votierten hingegen für ein klares Nein. Aus den Äusserungen von Psychologin Dr. Lippmann war zudem erkennbar, dass sie hauptsächlich eine redaktionelle Änderung innerhalb des Verfassungstextes sehen möchte. Es geht ihr dabei hauptsächlich um die Anliegen der Frau, welche im Verfassungstext explizit erwähnt werden sollten. Moraltheologe Pfarrrer Dr. Graf vertrat aus verständlichen Gründen vehement die Anliegen der Kirche. Zudem überraschte er das Publikum mit einem umfassenden medizinischen Fachwissen, mit welchem er wohl hauptsächlich Dr. Brack beeindrucken wollte. Dieser konterte ohne Fachjargon mit verständlichen Argumenten. Und zu guter Letzt zeigte sich Biologin Dr. Müller, wie es sich für eine Politikerin gehört, als betont kompromissbereit.

Komplexe Thematik


Die Thematik ist zugegeben äusserst komplex. Es geht einerseits darum den Kinderwunsch von Ehepaaren trotz schwierigen Voraussetzungen zu erfüllen, Paare vor belastenden Entscheiden zu bewahren, Fortpflanzungstourismus zu vermeiden und die Menschenwürde und den Schutz des Embryos zu bewahren. Bundesrat und Parlament empfehlen, die Änderung der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich anzunehmen. Dabei werden Ethik und Medizin massgebend darüber entscheiden, ob die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ein Ja oder ein Nein in die Urne legen. Ganz sicher hat das Podiumsgespräch im Tolderhaus-Saal zu Näfels dazu beigetragen, dem einen oder andern den Weg zur Entscheidungsfindung zu erleichtern. Dazu beigetragen hat aber auch Fridolin Hauser, welcher als gewiefter und erfahrener Moderator durch die Gesprächsrunde führte. Ihm war es zu verdanken, dass sich das Publikum trotz den engagierten, aber stets sachlich und kompetent geführten Diskussionen in der Podiumsrunde an der anschliessenden Diskussion ebenfalls beteiligen konnte. Mit seinem Schlussvotum «Entscheiden Sie mit dem Kopf und stimmen Sie mit dem Herzen», traf Fridolin Hauser den Nagel auf dem Kopf.