Ringelnatter erklimmt ungeahnte Höhen

Die Bilanz des letztjährigen Beobachtungsaufrufs des Naturzentrums Glarnerland ist erfreulich: Nicht nur viele, sondern auch ganz besondere Schlangen-Fundorte wurden gemeldet. Darunter ein Glarner Höhenrekord für die Ringelnatter sowie ein Neufund der Schlingnatter in Diesbach.



Ringelnatter erklimmt ungeahnte Höhen

«Dies ist der bislang höchste Fundort der Ringelnatter im Kanton Glarus. Er ist für die gesamte Alpennordseite aussergewöhnlich», sagt Thomas Reich, Glarnerland-Zuständiger der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch). Gemeint ist die Beobachtung einer Ringelnatter auf 1930 m ü. M.: Im Gebiet Chrämer ob Schwanden schwamm die Rekord-Schlange in einem Bergseelein und jagte Amphibien. Reich betont aber, dass auch jede andere der 112 dem Naturzentrum gemeldeten Schlangen-Sichtungen wertvoll ist:

«Es sind erfreulich viele und darunter sehr schöne Meldungen zusammengekommen!» Das Naturzentrum dankt an dieser Stelle allen Personen, die ihre Beobachtungen mitgeteilt haben.

Ringelnatter nur bis Leuggelbach

Unter den rund 80 Ringelnatter-Funden gab es auch solche aus dem bisher wenig erforschten Niederurner Täli und dem Oberseetal. Die restlichen Beobachtungen bestätigten, dass sich die Ringelnatter im hinteren Glarus Süd rar macht, obwohl das Gebiet klimatisch bedingt geeignet wäre. Thomas Reich dazu: «Die Ringelnatter ernährt sich hauptsächlich von Fröschen, Kröten und Molchen. Um diese Schlange in Glarus Süd zu fördern, ist es empfehlenswert, fischfreie Stillgewässer am besten nahe bei strukturreichen, sonnigen Rückzugsgebieten zu schaffen.»

Neufund der heimlichen Schlingnatter

Deutlich weniger häufig als die Ringelnatter, aber immerhin zehnmal wurden Schlingnattern beobachtet. Jede Meldung ist hier bedeutend, da sich die versteckt lebende Art selten zeigt. Erstmals wurde das harmlose Reptil nun in Diesbach entdeckt. Dies schliesst eine bisher vorhandene Verbreitungslücke und liefert wertvolle Hinweise für den Artenschutz. «Den Lebensraum für die Schlingnattern in der Umgebung um Diesbach aufzuwerten, wäre besonders wirkungsvoll, weil wir jetzt wissen, dass sie hier vorkommt», so Reich.

Meldungen von abgelegenen Stellen

Die Sichtungen der dritten im Glarnerland vorkommenden Art, der Kreuzotter, bestätigten vor allem bekannte Fundorte. Eine Meldung von abgelegener Stelle vom Chilchenstock ob Linthal zeigt aber auch hier, wie wichtig solche Publikumsaufrufe sind: es werden Fundorte entdeckt, an welchen Experten kaum nach Schlangen suchen würden, da die Gebiete nur wenig Erfolg versprechen.

Schlangenexperte Reich war im letzten Jahr auch im Kanton Glarus unterwegs und konnte selber zwei Highlights notieren: einen Neunachweis der Schlingnatter bei Matt nach über 40 Jahren und den bisher südlichsten bekannten Ringelnatter-Standort im Sernftal.

KASTEN 1

Die drei Schlangenarten im Kanton Glarus:

Im Kanton Glarus kommen Ringelnattern, Schlingnattern und Kreuzottern vor. Die Ringelnatter hält sich meist in der Nähe von Gewässern auf, in welchen sie Amphibien jagt. Die Schlingnatter lebt sehr unauffällig und versteckt, oft an warmen, steinigen Hängen. Die Kreuzotter ist die einzige Giftschlange im Kanton. Sie bewohnt die Berggebiete meist oberhalb von 1000 m ü. M. Den Winter verbringen die schweizweit geschützten Schlangen frostsicher versteckt im Boden, beispielsweise in Geröllhalden, in Mauslöchern, unter Wurzelstöcken oder im Hinterbau von unverfugten Stützmauern.

KASTEN 2

An weiteren Beobachtungen interessiert:

Das Naturzentrum Glarnerland sammelt im Auftrag der kantonalen Abteilung Umweltschutz und Energie Tier- und Pflanzen-Beobachtungen auf Glarner Boden. Dies, um mehr über die Verbreitung der verschiedenen Arten zu erfahren. Um den schweizweiten Wissensaustausch zu gewährleisten, werden die Daten jährlich an die nationalen Datenzentren weitergeleitet.

Meldungen bitte an: Naturzentrum Glarnerland, Bahnhof Glarus, Postfach 560, 8750 Glarus, [email protected], T: 055 622 21 82, www.naturzentrumglarnerland.ch