Schon bald CO2-freien „Aquapowerstrom“ aus Engi

Am Freitag wurde mit einem symbolischen Spatenstich das Kraftwerk Mühlebach in Engi in Angriff genommen. Was vor zehn Jahren noch an der Volksmeinung scheiterte, konnte bereits neun Monate nach dem positiven Entscheid der Gemeinde Engi doch noch gestartet werden.



Condrad Peyer
Condrad Peyer

Die Verantwortlichen des Projektes rechnen, dass bereits in gut einem Jahr das Kraftwerk Mühlebach in Engi „sauberen“ Strom für gut 4.000 Haushalte liefern wird. Das zukunftsweisende Projekt vom Kraftwerk Mühlebach AG wird von der Gemeinde Engi, der SN Energie AG und der Weseta AG getragen. Für alle drei Partner ist dieses Projekt eine gute Zukunftschance.

Das Erwachen aus einem 100-jährigen Traum


So bezeichnete Verwaltungsratspräsident Conrad Meyer anlässlich des symbolischen Spatenstichs die Realisierung dieses Projektes. Bereits in den 20er-Jahre hatten die Bewohner von Engi und die Verantwortlichen der Weseta darüber nachgedacht, dass Wasser des Mühlebaches zu nutzen. „Man sagt jeweils es sei ein guter Bach, wir haben ihn aber beim Hochwasser 2005 als bösen Bach erlebt.“ Heute werde nun, so Peyer weiter, mit dem Kraftwerk gestartet. Einem Kraftwerk, das eine Produktionsleistung von knapp 3 Megawatt und eine Jahresproduktion von 13.500 MWH bringt. Diese produzierte Strommenge wird für gegen 4.000 Haushalte ausreichen, um gut die Hälfte des benötigten Strombedarfs der zukünftigen Grossgemeinde Glarus Süd versorgen kann. Die Gesamtkosten dieses neuen Kraftwerkes Mühlebach belaufen sich auf rund 9.5 Mio Franken und das ganz im Sinne des Bundesrates, der möchte, dass vor allem CO2-freie Energie gefördert wird. Bereits 1997 habe man mit der Fischern über dieses Projekt gesprochen und als Folge davon auf einen Stausee verzichtet.

Gut für Engi und gut für Glarus Süd


„In Engi wurde schon oft und stets emotional über dieses Kraftwerk diskutiert und bereits vor zehn Jahren wurde ein erstes Projekt von der Gemeindeversammlung „haushoch“ abgelehnt, im Nachhinein betrachtet ein guter Entscheid.“ Der Gemeindepräsident von Engi, Hansjürg Streiff, blickte zu Beginn seiner kurzen Ansprache noch einmal einige Jahre zurück. In den letzten Jahren, so Streiff weiter, zeichnete sich aber ab, dass die Stromversorgung immer mehr zu einem Problem wird, was schlussendlich dazu führte, dass man das Projekt Kraftwerk Mühlebach wieder aus der „Schublade“ hervorholte und wieder intensive Verhandlungen aufgenommen wurden. In erstaunlich kurzer Zeit durchlief das Projekt sämtliche Instanzen, die Gemeinden habe rasch und speditiv reagiert. Nicht einmal die grössten Optimisten hätten geglaubt, dass nach so kurzer Zeit, und zwar knapp neun Monate nach dem positiven Bescheid, am 14. März 2008 der Spatenstich erfolgen konnte. Die Gemeinde Engi ist an diesem Projekt, das für Engi und für Glarus Süd sinnvoll ist, mit 15 Prozent beteiligt.

Turbinen statt Frottewäsche im Fabrikladen von Weseta AG

Über die wesentlichen technischen Details dieses Projektes orientierte anschliessend Arno Solér, Ingenieur der ausführenden Firma JackControl, Glarus. Anhand von Plänen erläuterte er, dass die Wasserfassung auf 1.116 Meter im Ueblital gebaut wird und ist mit Tirolerwehr und Entsander das Herzstück der Anlage. Um den Anliegen der Fischer zu entsprechen, wird ein Fischpass dafür sorgen, dass die Bachforellen weiterhin im Mühlebach wandern können. Bis zu 350 Höhenmeter werden über ein 2.2 km lange Druckleitung bewältigt, bevor das Wasser in die Turbine geleitet wird. Der heutige Fabrikladen der Weseta AG wird der neuen Turbine Platz machen müssen. Neu wird der Jugendraum als Fabrikladen genutzt. Die Jugendlichen können aber innerhalb des Weseta Areals andere Räume nützen.

Der eigentliche Spatenstich erfolgte, nicht wie üblich mit Schaufeln und Manneskraft, sondern mit einem modernen Bagger. Dabei zeigte Verwaltungsratspräsident Peyer ungeahnte Fähigkeiten.