Schritte zum Lotus – Begegnen im Gartenflügel Ziegelbrücke

Wir verlassen unsere gewohnte Umgebung, die zuweilen voller Hektik, Verplantem, irrwitziger Problematik, grellem Begegnen und Unruhe erfüllt ist, um in der Galerie Gartenflügel in Ziegelbrücke in eine ganz andere Welt einzutauchen.



Barbara Diethelm bei einem der vielen indischen Mantren. (Bilder: p.meier) Robert Jenny
Barbara Diethelm bei einem der vielen indischen Mantren. (Bilder: p.meier) Robert Jenny

Es ist eine anfänglich ungewohnte Zeitreise, die einen in ihren Bann zieht. Es wachsen unwillkürlich Ruhe, Stille, Suchen, Staunen und Ergriffenheit. Beinahe ungläubig wird zur Kenntnis genommen, was fern unserer Alltags-Kultur Gültigkeit hat, mit Sanftmut und Beharrlichkeit gelebt und geglaubt wird.

Die bis zum 28. Juni dauernde Ausstellung trägt den Titel «Pada Padma – Schritte zum Lotus». Der Kunstschaffenden Barbara Diethelm gewährt Galeriebesitzer und Kunstmäzen Robert Jenny nach 2009 zum zweiten Mal Gastrecht. Während der Vernissage und im Verlaufe eines Gesprächs mit der Malerin werden die hohe Bedeutung der Lotusblüte und die Symbolik der bei Tagesbeginn entstehenden, stets vergänglichen Bodenornamente erspürbar. Stets stösst man auf Muster und Farben, die so viel kunstsinnige Ruhe und Harmonie zum Inhalt haben. Es sind sanft geschwungene, zuweilen weite Linien, die wieder ineinanderfliessen, sich Mäandern gleich durch den Raum winden, kaum einmal schroffe Ecken aufweisen. Die Lotusblüte deutet den Beginn unseres Universums an. Sie ist das Symbol für die allmächtige Anwesenheit der grossen, einnehmenden und wachenden Muttergöttin und der Blüte des Lebens. Die Zeichnungen sind das Sichtbarmachen eines grossen Geheimnisses, sie offenbaren den Glauben in den hinduistischen und buddhistischen Gemeinschaften. Sie zeigen die sanfte und nie erlahmende Beharrlichkeit jener Frauen in Südindien auf, die jeden Morgen vor dem eigenen Hauseingang Ornamente anbringen, wissend, dass ihre Gebete regelmässig in die Vergänglichkeit münden. Diese Bodenzeichnungen werden vom bewegenden Alltag im wahrsten Sinne des Wortes überrollt, zerstört. Im Obergeschoss des Gartenflügels wird von diesem Werden und Vergehen berichtet.

Barbara Diethelm sagt, dass sie mit ihrem Malen und Auskomponieren immer wieder ganz viel innere Ruhe erfahre, sich aufs eigene Ich zentrieren könne, dass so etwas wie stille, erfüllende Zwiegespräche möglich würden. Die Ganzheit dieser Lebensform ist kaum erfassbar. Sie ringt uns, den Empfänglichen, Bewunderung ab, vermag uns hinweg zu führen, in eine Umgebung, die von sanften Formen und Farben erfüllt ist, zum Innehalten verleitet. So betrachtet, birgt diese Ausstellung eine unspektakuläre, märchenhaft scheinende Gesamtheit. Es ist eine stille, mystische Macht, die nichts Drohendes oder Beklemmendes in sich hat. Robert Jenny sprach von Elementen zwischen Realität und Spiritualität, von göttlicher Reinheit. Wichtiger als Worte seien Klang, Mitgefühl, Befreiung und Zurückkommen.

Nun bleibt das Eintauchen in eine nur auf den ersten Blick fremde Welt. Nach dem Betreten des Gartenflügel-Eingangs lasse man den Alltag hinter sich. Sanfte, zuweilen beinahe durchsichtige Farben und Motive, kunstvolle Verflechtungen, Gegenständliches in wolkigen Gefügen, Vielfalt neben Einfachheit führen von Bild zu Bild, wecken Anteilnahme und lassen eine spürbare Ruhe aufkommen.

Die Künstlerin ist mit Ausnahme vom 14. Juni an allen Sonntagen bis zum Ende der Ausstellung am 28. Juni anwesend. Eine interessante Live Performance mit Jürg Wickihalder (Musik) und Barbara Diethelm (Bodenzeichnungen) ist auf den 21. Juni angesagt

Die Öffnungszeiten sind an den Wochenenden zwischen 16.00 und 18.30 Uhr oder nach Vereinbarung ([email protected]; Telefon 055 610 36 07) festgelegt. Umfassende Informationen sind der Homepage (www.gartenfluegel.ch) zu entnehmen.