Sonne im Martinsloch

In den Glarner Alpen, hoch über dem Bergdorf Elm, befindet sich auf 2642 m ü.M. das sagenumwobene Martinsloch. Zweimal im Jahr, jeweils im Frühling und Herbst, scheint der Lichtstrahl der aufgehenden Sonne durch das natürliche Felsenfenster und erleuchtet das Gotteshaus von Elm. In den Morgenstunden vom Donnerstag, 30. September, und Freitag, 1. Oktober, kann man bei gutem Wetter dieses Schauspiel exakt um 09.32 Uhr miterleben!



kurz vor dem eigentlichen Sonnenaufgang
kurz vor dem eigentlichen Sonnenaufgang

Die Sonne scheint am 30. September und 1. Oktober 2010 genau um 09.32 Uhr, kurz vor dem eigentlichen Sonnenaufgang, durch das Martinsloch auf den Turm der einzigen spätgotischen Kirche im Glarnerland. Der Lichtkreis weist einen Durchmesser von 50 m auf und das Ereignis dauert nur etwa eine Minute, dann verschwindet die Sonne, um etwa zehn Minuten später endgültig über dem Gebirgsgrat aufzugehen. Den genauen Standort kündet jeweils der lautlos zu Tal gleitende Sonnenfleck an, der am Gegenhang verfolgt werden kann. Der Beobachter kann auf der Dorfstrasse bei der Kirche das einmalige Sonnenschauspiel direkt miterleben. Damit alle Besucher einen optimalen Standort haben, wird eine Fachperson ab 09.15 Uhr vor Ort sein und das Schauspiel kommentieren.

Bergtour ins Martinsloch

Der Gedanke, selber einmal im Felsenfenster zu stehen, ist sehr verlockend. An dieser Stelle sei jedoch festgehalten, dass es sich um eine anspruchsvolle Route mit Klettereinheiten handelt. Vor allem der letzte Steilhang, kurz unter dem Martinsloch, darf nicht unterschätzt werden: Geröll, Schutt, Schnee, Eis und Steinschlag erschweren je nach Saison den Aufstieg.

Für Interessierte empfiehlt das Tourismusbüro in Elm gerne lokale Bergführer, denn mit einem ortskundigen Führer kann die Route auch von weniger geübten Berggängern sicher absolviert werden. Eine gewisse Grundkondition ist Voraussetzung.

Glarner Hauptüberschiebung, Martinsloch und UNESCO-Welterbe

Die Gebirgslandschaft zwischen Vorderrheintal, Sernftal und Walensee ist weltweit einzigartig, weil dort die Gebirgsbildungsprozesse besonders gut sichtbar sind. Hier wurden 250 bis 300 Millionen Jahre alte grünliche bis rötliche Verrucanogesteine auf 35 bis 50 Millionen Jahre alte bräunlichgraue, meist schiefrige Flyschgesteine geschoben. Somit liegen alte Gesteine auf fast 200 Millionen Jahre jüngeren. An einigen Stellen, z.B. beim Martinsloch, liegen mehrere Dutzend mächtige Kalkpakete von 150 Millionen Jahren direkt unter der Hauptüberschiebung. Aufgrund dieser Einmaligkeit hat das UNESCO-Welterbekomitee am 7. Juli 2008 das über 300 Quadratkilometer grosse Gebiet um den Piz Sardona auf die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.