Sonnenspektakel im Martinsloch

Bald ist es wieder so weit: Nächste Woche kündigt sich hoch über dem Bergdorf Elm auf 2642 m ü.M. das faszinierende Naturschauspiel rund um das sagenumworbene Martinsloch an. Zweimal im Jahr, jeweils im Frühling und Herbst, scheint der Lichtstrahl der aufgehenden Sonne genau eine Minute lang durch das natürliche Felsenfenster und erleuchtet den Kirchturm von Elm. Während drei Tagen erhalten Gäste die Gelegenheit, dieses mystische Erlebnis von Licht und Schatten vor Ort mitzuerleben: am Samstag, 12 März, Sonntag, 13. März, oder Montag, 14. März. Mit ein bisschen Wetterglück strahlt dann die Sonne exakt um 08.55 Uhr durch das Martinsloch und lässt die Zuschauer den Atem für einige Momente anhalten.



In den Morgenstunden von Samstag bis Montag
In den Morgenstunden von Samstag bis Montag

Es ist wirklich ein magisches Schauspiel, wenn die Sonne ihre Strahlen kurz vor dem eigentlichen Sonnenaufgang durch das Martinsloch auf den Turm der einzigen spätgotischen Kirche im Glarnerland wirft. Der Lichtkreis weist einen Durchmesser von 50 Metern auf und das Ereignis dauert nur etwa eine Minute. Dann verschwindet die Sonne, um kurz darauf endgültig über den Tschingelhörnern aufzugehen. Den genauen Standort kündet jeweils der lautlos zu Tal gleitende Sonnenfleck an, der am Gegenhang verfolgt werden kann. Der Beobachter kann auf der Dorfstrasse bei der Kirche das einmalige Sonnenschauspiel direkt miterleben. Damit alle Besucher einen optimalen Standort haben, wird ab 08.40 Uhr eine Fachperson vor Ort sein und das Schauspiel kommentieren. Anschliessend an das Spektakel findet eine spannende Führung in der Schiefertafelfabrik statt.

Entstehung des Felsenfensters


Das Martinsloch oberhalb Elm ist ein 18 Meter hohes und 21 Meter breites Felsenfenster im grossen Tschingelhorn. Entstanden ist das Felsenfenster aufgrund der Kreuzung von zwei Schwächezonen. Ein erosionsanfälliges, dunkles Band aus Flysch-Gesteinen und eine Kluft im Kalkgestein, bedingt durch die späte Alpenhebung, treffen aufeinander. Dadurch konnte das Gestein in diesem Bereich schneller abgetragen werden und es entstand das Martinsloch.

Sage des Schafhirten Martin


Es ist nicht verwunderlich, dass um das Martinsloch unzählige Sagen entstanden sind. Eine hat sich jedoch durchgesetzt: Sie erzählt von einem Schafhirten Martin, der auf der Elmer Seite seine Tiere hütete. Eines Tages kam ein Riese von Flims her und wollte Martins Schafe stehlen. Dieser verteidigte aber seine Tiere tapfer und warf dem Riesen seinen Stock nach. Anstatt den Riesen traf der spitze Stock die Felswand. Mächtiges Donnern und Grollen ertönte und Steine rollten zu Tal. Als sich die Lage wieder beruhigte, war im Fels ein dreieckförmiges Loch zu sehen – das Martinsloch.

UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona

Die Gebirgslandschaft zwischen Vorderrheintal, Sernftal und Walensee ist weltweit einzigartig, weil dort die Gebirgsbildungsprozesse besonders gut sichtbar sind. Hier wurden 250 bis 300 Millionen Jahre alte grünliche bis rötliche Verrucanogesteine auf 35 bis 50 Millionen Jahre alte bräunlich-graue, meist schiefrige Flyschgesteine geschoben. Somit liegen alte Gesteine auf fast 200 Millionen Jahre jüngeren. An einigen Stellen, zum Beispiel beim Martinsloch, liegen mehrere Dutzend mächtige Kalkpakete von 150 Millionen Jahren direkt unter der Hauptüberschiebung. Aufgrund dieser Einmaligkeit hat das UNESCO-Welterbekomitee im Juli 2008 das über 300 Quadratkilometer grosse Gebiet um den Piz Sardona auf die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.