Spannendes Gestalten in der Kirche Ennenda

Dass sich die reformierte Kirche als Projektraum für Ungewohntes, Spannungsvolles bestens eignet und die Veranstalter, in diesem Fall Kirchenrat, Pfarramt und Kirchgemeinde, nicht zum ersten Mal bereit sind, sich mit attraktiv Angekündigtem auseinanderzusetzen und Interessierte einzuladen, zeugt von einer begrüssenswerten Offenheit.einer begrüssenswerten Offenheit.



Den verdienten Applaus nahmen die Organistion Elke Völker und die tanzend Gestaltenden Agata Lawniczak
Den verdienten Applaus nahmen die Organistion Elke Völker und die tanzend Gestaltenden Agata Lawniczak

Unlängst gastierte die im Glarnerland aufgewachsene Brigitta Schrepfer mit ihrem Ensemble Somafon und dem in bewegenden Tanz umgesetzten Projekt Eléion in Ennenda. An der Orgel spielte Elke Völker ebenso bewegend wie einfühlend, das auf der Tanzfläche im Chor der Kirche Ausgedrückte in einfühlender Art ergänzend. Das Programm war spannungsvoll gegliedert. Die Organistin stellte ihren Ausdrucksreichtum samt hoher Spielkultur als Einführung ins Geschehen solistisch vor. Mit der Interpretation eines Präludiums aus den Klavierübungen, III. Teil von Johann Sebastian Bach (1685–1750) zeichnete sie den Rahmen eines Geschehens auf, das Innigkeit, Kraft, Wirbliges, aber auch Verharren, Flehen, Beschwören und Meditatives, Frohmut, Beengendes und Erlösung zum Inhalt hatte. Agata Lawniczak, Anan Heinimann und Jonas Furrer tanzten in dem von Brigitta Schrepfer erdachten Bühnenbild mit ganz wenig Elementen und in Kostümen, die sie und Catharina Strebel entworfen hatten. Klug gesetzt waren die Beleuchtungseffekte (Beat Fluck).

Nach dem einleitenden Solo betraten die Tanzenden der Compagnie den Chor der Kirche, die übermannshohen in zwei gleiche Teile gefalteten, einem nach einer Seite geöffneten Kokon nicht unähnlichen Bühnenelemente mit sich tragend. Sie bildeten in den anschliessenden Tänzen Orte des Rückzugs, des Umtanzens, den Einbezug als höhlenartiger Bau oder Stätte des Versteckens und Umspielens. Mit Kraft, Anmut, hoher Abgestimmtheit, Eleganz und in Umsetzung klug erdachter choreografischer Vorgaben wuchsen Musik und Tanz zu einer bewegenden Vielfalt. Erstmals wurde das in den drei Bachschen Choralbearbeitungen zu Themen wie Ewigkeit, Trost und Geist ausgedrückt. Es bedurfte vonseiten der Choreografin wohl viel Innigkeit und Intuition, um Musikalisches derart in Bewegungen umzusetzen, wie es als Tanz ausgedrückt wurde. Die Bewegungsfolgen wuchsen mit der Musik zu Bildern, die zuweilen gar innig, dann auch kraftvoll, gefühlsstark, mit anmutiger Verhaltenheit, aber auch raumgreifenden Schrittfolgen oder mit dem kecken Spiel hinter und am jeweiligen Bühnenelement, Stützen, Umschlingen recht wechselreich erfüllt waren.

Nach der mehrteiligen Fantasie op. 32 (1932) von Willy Burkhard (1900–1955) für Orgel solo ergab sich mit den «Trois Danses» von Jehan Alain (1911–1940) erneut ein faszinierendes Zusammengehen zu den musikalisch vorgegebenen Themen Freude, Trauer, Kämpfe. Eigene Gedanken zu den auf dem Programm enthaltenen Titeln vermischten sich mit den im Tanz ausgedrückten Inhalten und den mittragenden musikalischen Klängen. Zwei grundlegende Kunstformen unserer Kultur sind mit dem Zusammenführen zu Beachtenswertem gewachsen, zu einer mit Spannung erfüllten Gesamtheit, die in der reformierten Kirche zu einem guten Leben erweckt worden ist.