«Sport ist wichtig für die Gesellschaft»

Am letzten Dienstag besuchte die Nationalratspräsidentin die Sportschule Glarnerland und vor allem Elena Kratter. Dies auch wegen ihres Engagements für den Sport und Menschen mit Behinderung.



Schulleiter Heinz Spälti begrüsst Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer in der Sportschule Glarnerland. (Bilder: Jürg Huber)
Schulleiter Heinz Spälti begrüsst Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer in der Sportschule Glarnerland. (Bilder: Jürg Huber)

Es war ein Zusammentreffen vieler gemeinsamer Interessen am letzten Dienstag in der Sportschule Netstal. Auf der einen Seite die Nationalratspräsidentin Pascal Bruderer und auf der anderen Seite Elena Kratter. Die 14-jährige Vorderthalerin ist seit einem Jahr die erste Schülerin an der Sportschule mit einer Behinderung. Wegen Komplikationen bei der Geburt musste ihr kurz darauf der rechte Unterschenkel amputiert werden. Dennoch betreibt sie erfolgreich Spitzensport und dies mit bereits beträchtlichen Erfolgen. So war sie 2009 und 2010 Schweizer Juniorenmeisterin im Riesenslalom und Schweizer Meisterin im Riesenslalom bei den Frauen stehend. Bruderer erklärte bei ihrem Besuch, dass sie selbst auch mit dem Gedanken an Spitzensport geliebäugelt hat. Vom siebten bis 14. Altersjahr spielte sie Handball, und war nach ihrem zweiten Kreuzbandriss mit 15 noch als Trainerin tätig. «Wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht weiterwachse, hätte sich diese Frage aber auch so erübrigt.» Einiges aus der Sport-Zeit dürfte sie sicher auch in ihre Politkarriere eingebracht haben. Und auch hier setzt sie sich nach Möglichkeiten für den Spitzensport ein, so ist sie im Vorstand der parlamentarischen Gruppe Sport und Mitglied des Patronatskomitees Sport Heart, welches gezielt Athleten aus finanzschwachen Randsportarten unterstützt. «Der Sport hat eine wichtige Bedeutung für die Bevölkerung», ist sich die höchste Schweizerin sicher. Bruderer ist aber auch Co-Präsidentin im Vorstand der parlamentarischen Gruppe Behindertenfragen und Botschafterin der Charta – Arbeit für Menschen mit Behinderung und Mitglied der Schweizerischen Vereinigung der Gelähmten.

Mut hat sich gelohnt

Ob die Sportschule Elena Kratter aufnehmen soll, war laut Schulleiter Heinz Spälti am Anfang ein bisschen umstritten. «Wir hatten damit keine Erfahrungen und liessen uns auf ein gewisses Wagnis ein.» Diese Ängste stellten sich jedoch als nichtig heraus und Elena sei ein grosser Gewinn für die Schule und die Kameraden. Wie gut sie in der Schule integriert ist, konnte Bruderer gleich selber sehen. Der Gast traf die Sportlerin nämlich während einer klassenübergreifenden Trainingsstunde, geleitet vom zweiten Initiant der Sportschule Glarnerland, Gregor Hagmann. Für einen kurzen «Schwatz» und einen Händedruck hatte Elena kurz Zeit, dann ging es wieder auf den Hindernis-Parcours. Dafür hatte Bruderer noch die Gelegenheit, einen Schüler aus ihrem Kanton Aargau kennenzulernen.

Kompliziertes Bildungssystem

An der Sportschule Glarnerland werden Schülerinnen und Schüler aus rund 11 Kantonen unterrichtet. Zwar betreiben die meisten Jugendlichen den Ski-Sport, es gibt aber auch viele andere Sportarten. Diese Zusammensetzung und unterschiedliche Trainings- und Wettkampfprogramme fordern von Schule, Lehrer und Schüler eine grosse Portion an Flexibilität. Ein Wunsch von Heinz Spälti an die Nationalratspräsidentin war deshalb auch die Vereinheitlichung des Bildungssystems. «Unser Bildungswesen ist ein Wildwuchs sondergleichen.» Die Jugendlichen kämen mit unterschiedlichem Vorwissen und müssen an Gymnasien weitergereicht werden, mit unterschiedlichen Anforderungen. «Allein, dass nun schon einige Schüler mit Frühenglisch bei uns sind, bedeutet einen grossen Mehraufwand für uns.» Ein weiterer Wunsch war ein besserer Schutz von Sportschulen mit Qualitätslabel vor den «Quasi»-Sportschulen und der dritte Wunsch, dass die Schüler das Schulgeld aus ihren Kantonen mitnehmen können. Konzentriert hörte sich Bruderer die Wünsche, aber auch die Geschichte der Sportschule Glarnerland an und beendete ihren Besuch mit dem Fazit, dass im Glarnerland eine wunderbare Arbeit geleistet wird.