Stephan, Ruedi, Sämi, Tee

Am Montag, 20. November, verlieh die Gemeinde Glarus Süd ihren mit 4000 Franken dotierten Kulturpreis an den Filmemacher und Sub-Kulturschaffenden Sämi Ortlieb und weil erst der Apéro und dann die Reden kamen, war das eine grandios kurzweilige Angelegenheit.



Sämi Ortlieb, der Kulturpreisgewinner von Glarus Süd (Mitte) wird von Gemeindepräsident Hans-Rudolf Forrer (links) und Gemeinderat Stephan Mugg (rechts) ausgezeichnet (Bilder: e.huber)
Sämi Ortlieb, der Kulturpreisgewinner von Glarus Süd (Mitte) wird von Gemeindepräsident Hans-Rudolf Forrer (links) und Gemeinderat Stephan Mugg (rechts) ausgezeichnet (Bilder: e.huber)

Wer Sämi Ortlieb sagt, denkt an «Manöver» seinen preisgekrönten Kurzfilm. Oder an sein «Flätterägwitter» in der «Gepäckausgabe». Oder an die Guru-Katze, die sich in den Schwanz beisst und Cat King Carl heisst. Peter jedoch denkt an den (ein bisschen durchgeknallten) Neffen seiner Partnerin, der an einem glühend heissen Sommertag in den Badehosen und in Skischuhen die Tür aufmacht, um gleich wieder Skifahren zu üben – auf einer Kunststoffmatte im Garten. Und Selina, Sämis Freundin, lässt ihn einfach mal «sein Ding» machen. Für Gemeinderat Stephan Muggli ist diese Verleihung sozusagen seine letzte Amtshandlung, da er per 1. Dezember zurücktritt, und für Glarus Süd Care ist sie die Möglichkeit, Familie, Freunde, ehemalige Kulturpreisträger und die Offiziellen mit einem super Catering zu überzeugen. Jorge «George» Almeida Silva schliesslich kann hier mit seiner E-Gitarre als Unterhalter auftreten – also insgesamt eine Win-Win-Win-Situation.

Im Sub-Kulturellen und anderswo

Der Kulturpreisträger selbst – mit Zopf und Cap – bedankt sich nach der Übergabe. «Ich bewege mich in Subkulturen und bekomme von der Gemeinde Glarus Süd doch eine Anerkennung, das ist speziell für mich.» Davor begrüsst Gemeindepräsident Hansruedi Forrer die Anwesenden und Stephan Muggli erklärt, dass zwar die Wagenrunse die in der Kulturstätte Fabriktheater geplante Preisübergabe ausgebremst habe, aber Kultur sei ja weder orts-, noch zeitgebunden und deshalb gebe man den Preis jetzt – im Singsaal des Oberstufenschulhauses Schwanden – an einen jungen und innovativen Künstler für sein handwerklich hochstehendes Kulturschaffen mit faszinierenden Finessen, das eine sympathische Art der Wahrnehmung (auch der Region Glarus Süd als Kulisse) zeige. Und Ortlieb bringe einen zum Nachdenken, über Skipisten auf grüner Wiese oder über das Scheitern, das – als Sturz – in seinem Film «Manöver» Teil der Szene sein.

«Einä ninnts»

Man erfährt, dass Ortlieb in einer Punkband mitspielt (seine Tante spendierte ihm den Bass) und Magazingründer ist, dann wird angestossen und es folgt die Teebeutelspruch-Laudatio von Ruedi Flück. Flück ist freischaffender Fotograf mit Schwerpunkt Wintersport und dokumentarische Fotografie und Gründer eines Schweizer Wintersport Magazins (das er mit Sämi macht). Bevor ich jetzt versuche, die Bedeutung von «Knuckle» zu googeln, kurz die ZSF der Laudatio (welcher auch die bisherigen Preisträger Jakob Strebi, Paul Aebli und Jürg Hösli beiwohnen): Nach dem gemeinsamen Betrachten von «Manöver», wo die Helden u.a. durch eine Astgabel im Schwander Eichwald springen, präsentiert Flück seine Idee für ein Interview, wo Sämi alle Antworten auf die Fragen mit Teebeutelweisheiten gibt. Was ist dein Lebensmotto? Woraus nimmst du deine Kraft? «Risikolos gewinnen heisst ruhmlos siegen.» Flück ehrt Sämi – den er bei einem Fotoshooting auf dem Oberalppass kennenlernte – als angefressenen Wintersportler mit einer lokal verankerten und weltoffenen Denkweise, der als Künstler nicht nur sportliche Leistung darstellt, sondern auch die Ästhetik. Zudem sei er detailversessen mit dem Blick fürs Ganze und Musiker der Hardcore Punk Band «Einä ninnts» (Motto für Skifahrversuche?). Ein ganzheitlicher Künstler oder – wie es der Teebeutel sagt: «Die Grösse deines Selbst reicht bis ins Unendliche» (womit Schiller wiederum das Erhabene definiert). Dem ist nichts beizufügen ausser: Vorsicht beim Googeln aller Sämi’schen Schaffensdimensionen, sonst geraten Sie selbst noch in die Irrungen und Wirrungen der Glarner und Schweizer Subkultur.