„The Messiah“: Händel’s Geist in Glarner Händen

Als Höhepunkt der Feierlichkeiten zu seinem 125-jährigen Bestehen lud der Glarner Kammerchor am Wochenende zur Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium „The Messiah“ („Der Messias“) ein.

Für die instrumentale Unterstützung der rund 70 Sängerinnen und Sänger unter der musikalischen Leitung von Chorleiter und Dirigent Kurt Müller Klusman war das Orchester „ad fontes“ besorgt.



Dass sich der Glarner Kammerchor durchaus in der obersten Liga der Schweizer Laien-Chöre einreihen darf
Dass sich der Glarner Kammerchor durchaus in der obersten Liga der Schweizer Laien-Chöre einreihen darf

Der einen oder anderen Person im Publikum dürften am vergangenen Samstag in der Stadtkirche Glarus kalte Schauer den Nacken hinab geflossen sein. Dies einerseits sicherlich aufgrund der hervorragenden Akustik des neo-romanischen Baus, andererseits aber auch wegen der kühlen Luftzüge, die sich während des Konzerts immer wieder durch undichte Stellen Zutritt zum Inneren der Kirche verschafft haben. Die deutlich unter Zimmertemperatur liegenden Verhältnisse dürften besonders den epochengetreuen, barocken Instrumenten des Orchesters Schwierigkeiten bereitet haben. Nichtsdestotrotz waren während des rund zweieinhalb Stunden andauernden Konzerts keine Misstöne zu hören, was wohl nicht zuletzt auf die musikalische Qualität der Instrumentalistinnen und Instrumentalisten zurückzuführen ist, die sich laufend an die ändernde Intonation angepasst haben.

Bravouröse Solistinnen und Solisten

Da der eigentlich geplante Bassbariton Andrew Murphy ausgefallen war, musste im Vorfeld des Konzerts kurzfristig eine Alternative gefunden werden. In der Person von Peter Brechbühler wurde man schliesslich fündig. Dass sich der regelmässig international auftretende Künstler als würdige Vertretung erwies, dürfte dem Publikum durchaus schon während dessen erstem Rezitativ deutlich geworden sein. Nebst Brechbühler füllten auch die weiteren Solist(inn)en Nicola Brügger (Sopran), Heike Werner (Alt) und Frédéric Gindraux (Tenor) die kühle Stadtkirche mit ihren warmen und durchsetzungsstarken Stimmen.

Faszinierender Klangausgleich

Die ohnehin bereits eindringliche Art von Händels Musik wurde durch den sehr harmonischen Klangausgleich vom charismatischen Dirigenten Kurt Müller Klusman mehr als untermauert. Die perfekte Ausnützung des natürlichen Halls des Baus, die gegenseitige, dynamische Abstimmung von Orchester, Chor und Solisten, sowie die Interpretation des musikalischen Materials trugen allesamt zu dieser durchwegs gelungenen und jubiläumswürdigen Aufführung bei.

Warum „The Messiah“ und nicht „Der Messias“?

Dass der Glarner Kammerchor das Werk in englischer Sprache vortrug und dies als „Originalfassung“ verkündete, obschon Georg Friedrich Händel eigentlich gemeinhin als „deutscher“ Komponist bekannt ist, hat insofern seine Berechtigung, als dass Händel zwar im deutschen Halle geboren wurde, nach längeren Aufenthalten in Hamburg und Italien aber ab 1712 in London festen Wohnsitz nahm und in der Folge auch mit englischsprachigen Autoren (im Falle des „Messias“ mit Charles Jennens) zusammenarbeitete.

Nächste Projekte

Dass sich der Glarner Kammerchor – vor allem nach Veranstaltungen wie der hier beschriebenen – durchaus in der obersten Liga der Schweizer Laien-Chöre einreihen darf, steht definitiv fest. Und dass es immer wieder ein grosses Erlebnis ist, den Aufführungen des Chors beizuwohnen, ist ebenfalls ein offenes Geheimnis. Glücklicherweise weiss der Chor um diese Beliebtheit und veranstaltet daher immer wieder öffentliche Konzerte. Die nächste Möglichkeit, dem Glarner Kammerchor zu lauschen gibt es am 29. September 2007 anlässlich einer „Jazz-Impro“ mit Irène Schweizer und Jürg Wickihalder. Im nächsten Jahr stehen dann Schütz’ Matthäus-Passion und Beethovens Messe in C-Dur auf dem Programm.

Stimmen gesucht

Wer in Zukunft den Glarner Kammerchor stimmlich-aktiv unterstützen möchte, sei herzlich zu einer Schnupperprobe (jeweils mittwochs um 20 Uhr im stadtglarner Soldenhoffsaal) eingeladen. Weitere Informationen zum Chor gibt es auf Anfrage an „[email protected]“ oder auf der Website des Chors „www.glarner-kammerchor.ch“.