Mit Verweis auf den kenntnisreich und leidenschaftlich referierenden Hans Jakob Streiff zeigte er auf, dass es sich sehr wahrscheinlich um den letzten Auftritt handle; es sei wohl zum zehnten Mal, dass er nun zu Altem, Verflossenem rede. Nach dem Studium der zahlreichen Zeitdokumente verfasste Hans Jakob Streiff ein Buch zum bewegten Leben des Diesbachers Thomas Legler, der mit vier Brüdern hauptsächlich in Chur, dem Heimatort der Mutter, aufwuchs und seinen Vater sehr früh verlor. Streiff zeigte das wechselvolle Leben zwischen Bergkanton, Stadt, militärischer Karriere, traumatisierenden Kriegserlebnissen und eigener Familie gar bewegend, sich auf fundierte Kenntnisse beziehend, auf. Thomas Legler ist untrennbar mit dem Beresinalied verbunden. Der Referent zeigte sich überzeugt, dass uns dieses Liedgut heute noch zu begleiten vermöge und Gültigkeit habe. Mit Thomas Leglers Leben ist Streiff engstens verbunden, hat er doch vor1991 das gleichnamige Museum im Diesbacher Dornhaus eingerichtet. Seit dem blutigen Geschehen an der Beresina sind 200 Jahre vergangen. Mit verschiedenen Aktivitäten soll im Lauf der kommenden Monate daran erinnert werden. Thomas Legler ist eine wahrlich schillernde Figur. Er wandte sich zu einem grossen Teil seines nur 53 Jahre umfassenden Lebens der militärischen Karriere zu. Mit Napoleon, in dessen Dienste er als hoch dekorierter Offizier stand, erlebte er Aufstieg und Fall ganz unmittelbar. Der Referent erwähnte Höhepunkte und Schmerzliches, Aufstieg und Niederlagen, absolute taktische Fehleinschätzungen, blutige Verluste und Verbannung.
Legler kam im Februar 1782 zur Welt. Bereits als 17-Jähriger bekleidete er den Rang eines Unterleutnants. In diese Zeitspanne fällt die in unserem Kanton aufkommende Textilindustrie, der Krieg zwischen Franzosen, Russen und Österreichern in unserem Land, Suworows Agieren, der Zerfall der damaligen Helvetischen Republik, die Rückkehr zu gewachsenen politischen Strukturen, das Mittun in französischen Kriegsdiensten; während einer gewissen Zeit in Kalabrien, dann ab Stettfurt Richtung Moskau. Es muss für die 1800 Leute ab Juli 1811 ein Gewaltsmarsch ab Süditalien nach Deutschland gewesen sein. Mit 600 000 wurde in Russland einmarschiert. Die Russen liessen Napoleon und seine Armee anfänglich ins Leere laufen. Erst kurz vor Moskau kam es zum Aufeinandertreffen mit gesamthaft 80 000 Toten. Der Referent schilderte die erfahrenen Entbehrungen des französischen Heers, die Ausfälle wegen Ruhr und Fleckenfieber, der grassierende Hunger, die riesige Kälte. Er las aus Leglers Aufzeichnungen, äusserte sich zum Rückzug Napoleons, den Bau von Notstegen über die Beresina und den Kampf der noch 8000 Leuten und den Tod von gegen Tausend schweizerischen Soldaten. Es muss das nackte Chaos geherrscht haben, davon zeugen Leglers Aufzeichnungen. Dass in dieser Situation noch gesungen wurde, dass dieses Lied Aufmunterung bedeutet hat, ist kaum nachvollziehbar.
Der Text des Liedes ist in einem Gedicht 1792 erstmals erwähnt, die dazugehörige Melodie entstand 1795. Fast drei Jahrzehnte wurde sie umgeschrieben. Leglers Heimkehr ergab sich um 1815, mit der Besetzung der Westgrenze unseres Landes nicht ohne militärischen Auftrag. Legler befehligte unter General Bachmann. Das er eine Schwanderin ehelichte, drei Kinder hatte und an einem Hirnschlag starb, wurde am Rande erwähnt.
Mit Hinweisen auf Künftiges (Mitgliederversammlung im Februar, Diavortrag über Berge, Referat von Dr. Peter Kamm zum Altern) schloss Kaspar Zimmermann die gut besuchte Veranstaltung.
Thomas Leglers Erleben am Glanz und Elend Napoleons
Auf Einladung des engagiert organisierenden Vorstandes des Glarner Seniorenverbandes referierte unlängst Professor Dr. Hans Jakob Streiff vor interessiert lauschenden Senioren im Gesellschaftshaus Ennenda. Begrüsst wurden alle von alt Regierungsrat Kaspar Zimmermann aus Schwändi. Er präsidiert den Verband.