Überflutung der Linthebene vorgesehen

Bei einem Angriff von Norden wäre zur Zeit des Zweiten Weltkrieges die Linthebene unter Wasser gesetzt worden. Zu diesem Zweck wurden Dämme, Wehre, Durchlässe und Erdpfropfen errichtet. Diesem Thema geht am Samstag, 8. Dezember, eine Exkursion nach.



Überflutung einer Region: Ausschnitt aus Karte «Einstau der Linthebene» vom 18. November 1939
Überflutung einer Region: Ausschnitt aus Karte «Einstau der Linthebene» vom 18. November 1939

Die Linthebene war in fast allen deutschen Operationsplanungen das Ziel mechanisierter Verbände oder Luftlandetruppen, weil sie den Zugang in das Becken von Schwyz und Richtung Gotthard ermöglichte. Sie spielte deshalb im Dispositiv der Armee eine bedeutende Rolle, zuerst als Teil der Limmatstellung und ab Juli 1940 als Teil der neuen Zentralraumstellung (Réduit). Als wichtigste Verteidigungsmassnahmen wurden die Felsenwerke Infanteriefestung Grynau und Benkner Büchel sowie die Linthstauanlagen zur Überflutung der Linthebene gebaut.

Exkursion

Zu diesem Thema findet am Samstag, 8. Dezember 2012, eine Exkursion statt. Besammlung ist um 10.30 Uhr beim Schloss Grynau, einem neuralgischen Punkt der Stauvorrichtungen. Der Anlass dauert bis 12.00 Uhr und steht unter der Führung von Stefan Paradowski, Agentur für Kunst- und Regionalgeschichte, Wangen SZ. Es ist die letzte Veranstaltung seiner heurigen sechsteiligen Exkursionsreihe «Geschichte im Gelände» (siehe www.paradowski.ch.

Linth als Teil der Limmatstellung

Die Limmatlinie oder Limmatstellung war eine militärische Verteidigungslinie der Schweizer Armee zur Sicherung des Schweizerischen Mittellandes gegen einen gegnerischen Einfall von Norden. Als vorgeschobene Stellung war die Limmatlinie Teil der gestaffelten Verteidigungsbefestigungen, die aus neutralitätspolitischen Gründen mit den Grenzbefestigungen an der Schweizer Grenze begannen.

Die Limmatlinie erstreckte sich vom Becken von Sargans über Walensee–Linth–Zürichsee–Limmat–Bözberg–Hauenstein bis zum Gempenplateau (mit Schwergewicht zwischen Zürichsee und Hauenstein) und war eine Art Fortsetzung der französischen Maginot-Linie.

Überflutung als Teil des Réduit

Die Limmatlinie wurde während des Zweiten Weltkrieges massiv ausgebaut. Anfangs dachte man, einen Feind an der Grenze aufhalten zu können. General Henri Guisan erkannte, dass dies mit den zur Verfügung stehenden Truppen und Waffen nicht möglich ist und entschied sich für das Réduit und den Verzögerungsraum, welcher die Limmatlinie umfasste.

Zuerst Entsumpfung, dann wieder Versumpfung


General Henri Guisan sprach sich im Dezember 1939 «im Moment» gegen die Pläne zur Überschwemmung der Linthebene aus, befürwortete aber grundsätzlich diese Verteidigungsmassnahme. Die Stauvorrichtungen – Dämme, Wehre, Durchlässe, Erdpfropfen – wurden schliesslich zügig verwirklicht. Der Verband der Grundbesitzer und die Regierungen St. Gallen und Schwyz forderten 1942 vergebens die sofortige Beseitigung der Sperranlagen im Interesse des Mehranbaus von Ackerland. Wäre die Linthebene geflutet worden, wäre frisch melioriertes, entsumpftes Land, das im Zeichen der Anbauschlacht bepflanzt wurde, im Wasser versunken und damit wieder der Versumpfung anheimgefallen.

Besammlung: Samstag, 8. Dezember 2012, 10.30 Uhr, beim Schloss Grynau