Unerwartetes an unerwarteten Orten

Unter diesem Titel stand das 7. LintLand-Hearing in der linth-arena sgu in Näfels. Aus Sicht eines Glarner Unternehmens, der Grünenthal Pharma AG in Mitlödi referierte Dr. Dieter Peters zu diesem Thema. Als zweiter Referent führte Sepp Dähler, Inhaber der Firma Kabier aus Steinen, die Anwesenden in die Geheimnisse der Behandlung von Kälbern und Rindern mit Bier.



Die beiden Referentan am diesjährigen LinhLand-Hearing: Sepp Dähker (links) und Dr. Dieter Peters (rechts) (Bild: ehuber)
Die beiden Referentan am diesjährigen LinhLand-Hearing: Sepp Dähker (links) und Dr. Dieter Peters (rechts) (Bild: ehuber)

Extremer hätten die Gegensätze der Themen an diesem Abend nicht sein können. Der erste Referent, Dr. Peters, sprach über die Gründe, weshalb ein international tätiges Familienunternehmen ausgerechnet in Mitlödi ein Produktionsbetrieb mit über 100 Beschäftigten führt. Als zweiter Referent erklärte Sepp Dähler, die Gründe, weshalb er mit Unterstützung seiner gesamten Familie mit der Methode Kabier vor Jahren begonnen hat. Resultat dieser Behandlung ist ein ganz speziell zartes Fleisch von Kälbern oder Rindern.

Menschen, Emotionen und Standortvorteile


Optimistisch die Worte von Frau Landammann, Marianne Dürst, bei ihrer Begrüssung der Teilnehmer des diesjährigen LinthLand-Hearing. Nach wie vor herrsche im Kanton Glarus Aufbruchstimmung, aber dazu brauche es auch zündende Idee und Visionen. In seinem Referat stellte Dr. Peters die Frage gleich selber, wie kommt es, dass ein international tätiges Familienunternehmen ausgerechnet Mitlödi als Produktionsstandort auswählt. „Die Antwort ist einfach“, so Dieters, „ Menschen, Emotionen und Standortvorteile waren für diesen Entscheid ausschlaggebend.“ Den Grundstein legten zwei Piloten, welche 1949 die Protochemie in Mitlödi gründeten, wobei in den gleichen Jahren die Unternehmerfamilie Wirtz die Grünenthal ins Leben rief. Hätte in den 50er-Jahren die Grünenthal nicht Lizenzprodukte nach Mitlödi verlagert, wäre die Protochemie in diesen Jahren untergegangen. 1960 wurde Grünenthal alleiniger Eigentümer und dank diesem Entscheid konnten in den folgenden Jahren immer stets mehr Mitarbeiter beschäftigt werden. In seinem Referat erklärte Peters auch was für den Standort Mitlödi sprach oder heute noch spricht: „Es sind das wirtschaftsfreundliche Umfeld, die vorhandene Infrastruktur, die gut ausgebildeten Mitarbeitenden im Kanton, sowie die hohe Reputation der Schweiz bei der FDA (die amerikanische Gesundheitsbehörde). Aber vor allem der gegenseitige Respekt und das Vertrauen in ein konstruktives Miteinander zahlen sich aus.“ Weiter führte Peters aus, dass 1993 mit der Produktion von Tramadol die eigentliche Erfolgsgeschichte begann. Imposant auch die Zahl 800 Mio Euro, denn soviel investiert Grünenthal in das Projekt eines neuen Medikamentes. Diese Zahl entspricht einem Jahresumsatz der gesamten Unternehmung. In den vergangenen Wochen hat die Firma weitere fünf Mio Franken in neue Kapazitäten investiert und heute wird in Mitlödi doppelt soviel Wirkstoff produziert wie seinerzeit. Peters schloss mit den zuversichtlichen Worten: „ Ich versichere Ihnen, wir werden dieses Miteinander pflegen und ihr Vertrauen jeden Tag neu verdienen. Wir werden mit unseren Arbeitsplätzen und Steuern zum Wohlstand des Kantons Glarus beitragen.“

Kabier = Kalb und Bier


Gespannt waren die Anwesenden auf das Referat von Sepp Dähler zum Thema Kabier und was hinter diesem Begriff steckt. „Fleisch fällt nicht vom Himmel, auch Kabier nicht. Um es zu produzieren, ist viel Arbeit und Engagement notwendig. Aber Kabier ist nicht nur einfach ein beliebiges Produkt, sondern es ist das Produkt einer Idee.“ Dähler führte weiter aus, dass die Idee eigentlich aus Japan stammt, wo diese Methode, die Rinder mit Bier einzureiben und zu tränken, bereits seit Jahren existiert. Kobe-Beff wird heute mit bis zu 1 000 Franken gehandelt, wobei er, so Dähler, dieses Preissegment nicht anstrebe. Sein Ziel sei in erster Linie Qualität vor Quantität und eine ökologische Nachhaltigkeit. Wichtig auch, dass die mit Bier behandelten Tiere zur Schlachtung nicht zu weit gefahren werden müssen und keine lange Wartezeit besteht. Dazu gehört eine optimale Lagerung des Fleisches, um so die gewünschte hohe Qualität zu erreichen. Dähler legt auch grossen Wert auf die Rückführung und Verwendung der Nebenprodukte. Im gesamten Referat war stets ersichtlich, dass Dähler mit Leib und Seele Landwirt ist und für Neues jederzeit aufgeschlossen ist. Weitere Details zu dieser Methode sind unter www.kabier zu finden.

Geleitet wurde das diesjährige LinthLand-Hearing durch Samuel Enggist und Ariane Hüppi von der Kontaktstelle für Wirtschaft des Kantons Glarus.