Von Terroristen und Teeroristen

oder wieso wir auch in der Schweiz des Lebens nicht sicher sind


Bombenanschläge im Irak. Selbstmordattentate in Südostasien. Die aktuellen Tageszeitungen berichten fast täglich von neuen solchen Ereignissen. Mittlerweile steht nicht mehr nur noch für die amerikanische Regierung von George „Dabbel-Juh“ Bush fest: Wir leben in einer Welt voller Terror!

Doch was ist Terrorismus überhaupt? Durch was unterscheidet sich ein Terrorist von einem normalsterblichen Erdenbürger?

Die aktuelle Terrorismusforschung hat bisher keine allgemeingültige wissenschaftliche Definition hervorgebracht. Der Terrorismus wird dort schlicht als gewaltsame Methode verstanden, die nicht zuletzt gegen Zivilisten und zivile Einrichtungen gerichtet ist.

Aha. Demnach könnte man also festhalten, dass sich ein Terrorist unter anderem dadurch charakterisiert, dass er seinen Mitmenschen mit Absicht Schaden zufügt. Interessant.

Sind Raucher folglich auch Terroristen? Oder vielmehr vielleicht „Teer-oristen“? Immerhin kommuniziert uns jede im inner-eidgenössischen Markt käuflich erstandene Zigipackung seit geraumer Zeit in den drei grossen Landessprachen und in mindestens ebenso vielen Variationen: „Rauchen gefährdet die Gesundheit der Menschen in Ihrer unmittelbaren Umgebung.“

Diese Tatsache lässt uns – bezogen auf die bereits erwähnte Definition – den folgenden Schluss ziehen: Raucher sind sich bewusst, dass sie durch das Effektuieren ihrer Sucht das Leben ihrer Mitmenschen aktiv verkürzen. Na wenn das mal kein Terrorismus ist!

Raucher sind also Terroristen. Und sie leben mitten unter uns. Unglaublich! Ist das nicht besorgniserregend? Noch unverständlicher erscheint mir die Tatsache, dass unsere Landesregierung, der Geheimdienst und die Armee noch keine entsprechenden Massnahmen wie beispielsweise Abhören von Telefongesprächen zwischen Rauchern oder den Einbau von Spionagemikrophonen und –kameras in Feuerzeuge oder Zigiautomaten in die Wege geleitet haben!

Wenn man gleichzeitig bedenkt, dass im vergangenen Jahr schweizweit mehr Leute an den Folgen von Lungen- oder Kehlkopfkrebs gestorben sind als durch Selbstmordattentate, dann erscheint dieser Umstand noch beängstigender! Immerhin hat zumindest ein staatlicher Betrieb einen ersten Schritt im Kampf gegen den Terror unternommen: die SBB. Sie verwiesen die Teeroristen diktatorisch konsequent aus den Zügen indem sie kurzerhand die Raucherabteile in den Waggons entfernten.

Doch halt, ich möchte keineswegs irgendwelche Stereotypen heraufbeschwören und alle Raucher in den gleichen Topf werfen. Nichts läge mir ferner! Denn selbsterklärend dürfen wir blinde und analphabetisch veranlagte Raucher nicht zum Kreis der Terroristen zählen, da sie schlichtweg nicht in der Lage sind, die entsprechenden Hinweise auf den Packungen zu lesen. Dadurch kann ihnen natürlich auch nicht unterstellt werden, absichtlich und bewusst zu handeln!

Daraus folgernd müsste jedoch die Frage erlaubt sein, ob Personen, die sich mit Sprengstoff inmitten einer Menschenmenge in die Luft jagen, ebenfalls als Terroristen deklariert werden sollten – oder nicht. Immerhin habe ich noch nie eine Packung Plastiksprengstoff gesehen, auf welcher vermerkt ist, dass dessen Gebrauch den Menschen in der unmittelbaren Umgebung erheblichen Schaden zufügen könnte!

Mit diesem Hintergrund stellt man mit Erschrecken fest, dass der Sprengstoff im Vergleich zu Zigaretten geradezu verharmlost wird! Und was macht der Staat? Gibt es etwa – wie bei den Glimmstängeln – eine „präventive Steuer“, welche die Sprengstoffpreise künstlich in die Höhe treibt, damit der Zugang zu TNT und Co. für Jugendliche erschwert wird? Sie werden bei näherer Überprüfung erstaunt feststellen: Nein, diese Steuer gibt es nicht. Deswegen jedoch gleich zu behaupten, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft Selbstmordattentäter aktiv unterstützt, wäre meines Erachtens etwas übertrieben. Immerhin gibt es (noch) keine staatlich kontrollierte Sprengstoffabgabe. Nun, dies hat vielleicht damit zu tun, dass Selbstmordattentäter im Allgemeinen keine Wiederholungstäter sind und daher gar nie von eigentlichem Suchtverhalten gesprochen werden kann.

Zudem spielt der Faktor Verfügbarkeit bei der Suchtfrage eine entscheidende Rolle. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Verfügbarkeit von Zigaretten stark von jener von Sprengstoff unterscheidet. Dies ist aber insofern nicht verwunderlich, da das Anstecken einer sich im Mund befindlichen Zigarette in keinem Verhältnis zu den Folgen des Ansteckens einer gleich situierten Sprengstoffstange steht.

Kommen wir zum Schluss. Ich weiss nicht, wie es Ihnen nach der Lektüre dieser Kolumne ergeht, aber wenn ich das nächste Mal in einer Bar oder bei einer Bushaltestelle neben einem Raucher stehen sollte, würde ich mich in Acht nehmen! Denn vielleicht ist er gerade dabei, mein Leben mit einem teeroristischen Akt zu verkürzen!

Dies gilt übrigens auch bei Sprengstoffstangen!