Vortrag zur «Bedeutung der Flurnamen» der Umweltgruppe Oberurnen (UGO)

Mit der Frage: Was bedeuten «Bettenen», «Tilimaa» und «Suterstein», durfte ich über 40 interessierte Oberurner/-innen zum zweiten Anlass im 2011 der Umweltgruppe begrüssen.



Gastreferent Steve Nann erläutert am Vortrag der Umweltgruppe Oberurnen Wissenswertes zur Entstehung und Bedeutung der Flurnamen. (Bild: P. Müller)
Gastreferent Steve Nann erläutert am Vortrag der Umweltgruppe Oberurnen Wissenswertes zur Entstehung und Bedeutung der Flurnamen. (Bild: P. Müller)

Mit Steve Nann aus Niederurnen hatten wir einen fach- und ortskundigen Referenten zu Gast, der uns die Hintergründe der Flurnamen anschaulich und mit vielen Beispielen aus dem ganzen Kanton Glarus erläutern konnte. So erlebten wir einige Aha-Erlebnisse. Denn viele Flurnamen deuten auf die Herkunfts- u./o. Berufsbezeichnung der Besitzer hin (z.B. Tschudihoschet, Chüeferen, Stampf) oder bezeichnen die lokale Entstehungsgeschichte oder Lage (wie z.B. Gand, Rüfi, Müsli). Es gibt auch Knacknüsse, welche erst durch die Erforschung und Verknüpfung mit der lokalen Siedlungsgeschichte erklärt werden konnten. Beispielsweise erfuhren wir, dass das «Horä» bei der Vorburg in Oberurnen nichts mit dem Namen Horn zu tun hat. Es stammt nämlich vom römischen Begriff «Ore» ab und bezeichnet einen «hoch- oder überliegender Ort», wie etwa die schöne Alp «Altenoren» in Linthal, welche auf der hoch gelegenen Ebene den Talboden beim Tierfehd überragt. Das heutige Oberurner «Horä» war damals der wichtige Übergang und die einzige Verbindung von Ober- nach Niederurnen. Seit wir aber die Verbindungswege im Talboden haben, vergass man die ursprüngliche Bedeutung und taufte den Flurnamen um. Dass wir gerade im Glarnerland viel über die Entstehungsgeschichte der Flurnamen wissen, haben wir den zwei Glarner Ortsnamensforschungspioniere Johann Jakob Herr (1872) und v.a. Fritz Zopfi aus Schwanden zu verdanken. Letzterer prägte diese relativ junge Wissenschaft von 1938 bis 1984 wesentlich mit und machte wichtige Erkenntnisse für die Besiedlungsgeschichte. Neuste Erkenntnisse zu unseren Flurnamen erfahren wir auch aus der Dissertation von Gertrud Walch (1996) mit der umfassenden Sammlung der Glarner Flur- und Ortsnamen. Auf der Ortsnamendatenbank finden Interessierte beispielsweise 137 Oberurner Flurnamen lokalisiert (www. ortsnamen.ch).

Für diese äusserst lebendige Geschichtsstunde möchten wir Steve Nann recht herzlich danken. Er hat uns von den ältesten keltischen bis zu den spät besiedelten alt- und mittelhochdeutschen Landschaften entführt. Die anschliessenden Diskussionen mit den anwesenden Lokalkennern beim Betrachten der grossen Waldkarte zeigten mir, dass unsere Flurnamen mehr bedeuten als nur gedruckte Buchstaben auf der Landkarte. Flurnamen leben davon, dass ihre Bedeutung weitererzählt und weitererforscht wird.

Der nächste Anlass findet nach den Sommerferien am Samstag, 3. September, nachmittags statt und richtet sich an kleinere Kinder mit Eltern und Grosseltern zum Thema: «Willkommen im Märchenwald».