«Wald seit 1992»

Der «Gartenflügel» in Ziegelbrücke steht an einem so wundersam verzauberten, bezaubernden Ort; am Beginn eines einst riesigen Industrieareals, das heute neu genutzt wird. Die Villa wurde kurz vor dem ersten Weltkrieg erbaut. Beim Umbau im Jahre 1994 wurde die grosszügige Neunutzung zu einer Tatsache, die in den Folgejahren zu erfüllenden, interessanten und wechselreichen Begegnungen mit zahlreichen Kunstschaffenden, zu Lesungen, Konzerten, Konzerten, Vorträgen und anderem führte.



Alle Fotos betreffen die von Martin Reukauf gemalten Bilder. (Bilder: pmeier)
Alle Fotos betreffen die von Martin Reukauf gemalten Bilder. (Bilder: pmeier)

Zu Gast ist diesmal Martin Reukauf (*1970) mit Malereien, die unter dem Titel «Wald seit 1992» Einsichten in recht Gegensätzliches und sich inhaltlich doch Ergänzendem gewähren.

Gastkuratorin ist erneut die Kunsthistorikerin Katharina Lang. Sie befasst sich in einem längeren Text unter anderem mit dem sich ständig ändernden Wald, mit seinem notwendigen und wertvollen Dasein. Farben, Raum und Tiefe, das wechselreiche Spiel zwischen Helligkeit und Schatten, das Wachsen und Vergehen der Bäume und damit von Teilen eines jeden Waldes sind für Martin Reukauf Begegnungen, die ihn seit mehr als 20 Jahren faszinieren. Er setzt sein Empfinden und Erkennen in beeindruckender, inhaltsstarker Form um. Beim Betrachten der Bilder aus neuerer Zeit vermeint man zuweilen, Baumrinde deren Wachsen und Altern in Form einer Erzählung aufzunehmen. Mit intensivem, stark strukturiertem Farbauftrag entsteht Packendes, Wechselvolles. Es wachsen stille, kraftreiche und bewegende Momente.

Daneben stehen – als gewollte, spannende Kontraste – stark gegenständliche, lichte, verspielte Landschaften, die einer anderen, früheren Welt mit Ruhe und Anmut entstammen.

Katharina Lang weist auf das stetige Ändern, dessen Erfassen und bildliche Umsetzen hin.

Derartiges biete dem Kunstschaffenden eine unglaubliche Vielfalt, bedinge verständlicherweise subtiles Betrachten, Verweilen. Reukauf malt hauptsächlich an stets gleichen Orten um Uster. Freilichtmalerei, so die Gastkuratorin, sei für ihn äusserst wichtig. Es soll keine beschreibende, sondern eigenständige Malerei sein. Man wird ins Werden derartiger Prozesse einbezogen und nimmt von diesem reifen, eigenwilligen Gestalten Kenntnis, als Betrachtender verharrt, vergleicht, sich dem inhaltlichen Reichtum hingibt.

Reukaufs Schaffen überzeugt durch Eigenwilligkeit, stille Kraft, gehaltvoll umgesetzte Empfindungen und die Gegensätzlichkeit der präsentierten Bilder. Spannende Wechsel ergeben sich unwillkürlich zwischen den präsentierten Bildern und dem Baumbestand im grossen, den «Gartenflügel» umgebenden Park.