Walter Baumgartner Quartett im Wortreich Glarus

Mit der Verleihung von Superlativen sollte man grundsätzlich behutsam umgehen – mit Ausnahme des Blueskonzerts in der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung Wortreich. Es ist erfreuliche Tatsache, dass eine Vielzahl von Fans dieser besinnlichen, ohrwurmverdächtigen Musik noch so gerne zuhören, mitklatschen, singen und geniessen.



Blueskonzerts in der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung Wortreich (Bilder: p.meier)
Blueskonzerts in der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung Wortreich (Bilder: p.meier)

Sie tauchen kurzzeitig in eine Welt ein, die so schön kitschig, harmonisch, riesig gefühlvoll ist und dann ihren Reichtum entfaltet, wenn Walter Baumgartner (Mundharmonika, Gesang, gastfreundlicher, gutgelaunter Ansager): Hannes Kasehs (Gesang, Gitarre); Mario von Holten (Schlagzeug) und Arno Schulz (Kontrabass) mit riesiger Beseeltheit und hervorragender gegenseitiger Abgestimmtheit aufspielen.

Die vier Musiker sind wahre Künstler, instrumentale Virtuosen, die einander viel Platz gewähren, sich spürbar gut verstehen, zu geniessen wissen, und eine Vollkommenheit ausspielen, die ankommt, vorbehaltlos genossen werden kann. Es lebte der Blues der 1920- bis 1960er-Jahre mit einer Intensität auf, die so viel Beseeltheit, Lautmalerisches, Kraft und Liebenswürdigkeit, Traum, Schwärmerei in sich hat. Und wenn diese Gefühle so schwungvoll aufklingen, kann man kaum mehr ruhig sitzen bleiben. Man spürt die aufkommende, in sich wachsende Anteilnahme, bewundert die ausgereifte Spielkunst. Es kommen Träume und Sehnsucht nach einer Welt auf, die wohltuend konfliktfrei, gewaltlos ist, die Leidenschaften aufleben lässt, wie sie nur bluesgebunden möglich sind. Man lässt sich von Freude und Schwung anstecken, die auf der Bühne so kunstvoll ausgespielt werden. Die Musiker verkörpern mit ihrem wechselvollen Interpretieren eine Lebens- und Kulturform, die ihren Platz samt Beliebtheit und Beachtung noch ganz, ganz lange bewahren soll.
Die mit kurzen launigen Ansagen zu den jeweiligen Inhalten beweisen, dass sich glücklicherweise nie Hochdramatisches, Zerstörerisches, Vernichtendes ereignet.
Es sind Verliebtheit, Sehnen, manchmal leicht Schmalziges, zuweilen polternd Leidenschaftliches, Einherträumen, Flehen, Wunsch nach innigem Wiedersehen, die musikalisch gar wechselvoll, einprägsam ausgedrückt werden.
Und wenn zwischendurch jemand spontan ruft» Isch das schüü!» ist das sowas von nachvollziehbar.

Man freute sich nicht bloss übers hohe musikalische Können und über die Vielzahl der Geschehnisse ab Bühne, man nahm gerne wahr, wie gut sich die Interpretierenden verstehen, dargebotene Soli mit gegenseitigem Beifall honorierten, einander anfeuerten. Es war ein bewegendes Geben und Nehmen, hochgradig schwungvoll und perfekt.

Der Beifall wollte nach dem Dank von Walter Baumgartner an die Adresse der Gastgeber Christa und Gabriele Pelliciotta und die Zuhörenden nicht mehr enden, die zwei «Konzertstunden» waren zu schnell vorbei – bereitwillig und erneut riesig beseelt klangen Zugaben auf, eine führte durch verschiedenste Stilepochen, ab Ländler und Western bis hin zu Klassik.