Was du heute kannst besorgen…

oder weshalb wir bereits heute mit den Weihnachtseinkäufen für 2007 beginnen sollten


Seufz, was war das doch für ein unglaublicher Stress während den letzten Tagen! Geschenkesuchen in zu dicken Katalogen, Geschenkeeinkaufen in überfüllten Warenhäusern, Geschenkeeinpackenlassen am überforderten Kundendienst, Geschenkeanderseinpackenlassen am gleichen Kundendienst, weil die Farbe des Papiers nicht zu den avantgardistisch-pinkorangen Christbaumkugeln passt… Man hat es nicht leicht! Schliesslich feiern wir ja nur einmal im Jahr Weihnachten!

Dabei läge die effektivste Stressprävention direkt vor unserer Nase: Die Industrie opfert jährlich durch Weihnachtswerbekampagnen, vielfach bereits im September, also ein knappes Vierteljahr vor dem eigentlichen Fest, mehrere Milliarden von Schweizer Franken, um den Konsumentinnen und Konsumenten die Qual der Wahl bei der Geschenkeauswahl möglich einfach zu machen. Ist doch eine tolle Sache, nicht? Heute herbstliche Badeferien an der Costa Brava und morgen schon Weihnachtsshopping in der Schweiz.

Dieses „Vorbereitungsdenken“ ist jedoch längst nicht mehr ausschliesslich in Kaufhäusern anzutreffen: Auch Weihnachtsbeleuchtungen, Christbaumverkäufe und die Spanischnüssliernte scheinen Jahr für Jahr früher zu beginnen.

Mittlerweile greift diese Philosophie aber auch auf andere Feste über. Die Kalberwürste für die Landsgemeinde liegen ab Februar bereit, Erstaugustraketen ab Juni und die ersten Halloweenkürbisse sind ab August im Verkauf.

Nundenn, inzwischen sind die letzten Weihnachtsgeschenke ausgepackt, die letzten Kerzen am Plastikbaum abgebrannt und der letzte Schluck des teuren Silvesterschämpis hat sich zunächst in einen Kater und dann in Luft aufgelöst. Ferner versichert einem das Lesen dieser Zeilen, dass man Weihnachten 2006 getrost überlebt hat! Und als stolzer Weihnachtsveteran erstaunt es kaum, dass jetzt, knapp nach dem Jahreswechsel, bereits Fasnachtschüechli und Ostereier in den Regalen stehen. Schliesslich möchte man rechtzeitig gerüstet sein!

Ich für meinen Teil gebe mich mit diesen Bequemlichkeiten jedoch noch lange nicht zufrieden. Denn möglicherweise reicht dieses Vierteljahr nicht, um alle Besorgungen und Vorbereitungen zu treffen! Abgesehen davon kosten Geschenke, die ich jetzt einkaufe, aufgrund des Weihnachtsausverkaufs höchst wahrscheinlich ein schönes bisschen weniger als noch vor ein paar Wochen. Somit kann ich durch meine Prospektivität gleichzeitig noch Geld sparen! Welch genialer Plan!

Und überhaupt: Wer weiss, ob ich mir in den nächsten Tagen ein Bein, einen Arm oder gar den Hals breche? Oder vielleicht falle ich wegen der winterlichen Feinstaubbelastung plötzlich in Ohnmacht – oder gar ins Koma! Und dann werde ich wohl kaum Zeit haben, die Weihnachtsguetzli fürs nächste Jahr zu backen!

Doch auch hier liefern die moderne Technik und die Industrie willkommene Abhilfe: Dank der übermässigen Beigabe von Konservierungsstoffen zu fast sämtlichen Lebensmitteln (so auch beim Guetzliteig) kann ich ohne schlechtes Gewissen bereits heute beginnen, meine Weihnachtsguetzli fürs nächste Jahr zu backen.

Und sobald diese dann vakuumverpackt und tiefgefroren sind, beginne ich dann mit dem Bemalen der Ostereier für 2008!