Weben – Tradition, Kunst oder Gebrauch

Wer sich im Glauben wiegt, dass der Freulerpalast nur Zugang zu historisch sattsam Bekanntem, im Verlaufe vieler Schuljahre Erlerntem zum Inhalte hat, täuscht sich gewaltig. Im Moment wird mit einer sehenswerten Ausstellung auf das Thema «Weben» aufmerksam gemacht.



Exponenten von der sehenswerten Ausstellung auf das Thema «Weben» im Freulerpalast in Näfels. (Bilder: p.meier)
Exponenten von der sehenswerten Ausstellung auf das Thema «Weben» im Freulerpalast in Näfels. (Bilder: p.meier)

Wohl bewusst wurde eine Auseinandersetzungsform gewählt, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Zum einen ist es kunstvoll Geschaffenes, wie es das Wirken der Textilkünstlerin Heidi Arnold aufweist. Zum andern sind es Gegenstände, die in verschiedenen Schulklassen entstanden sind und unter dem Titel «Undädurä, obädurä» präsentiert werden. Zudem kann man sich an einem grossen Webstuhl unter kundiger Hilfe in dieses traditionelle Handwerk einführen lassen.

Die Textilkünstlerin Heidi Arnold zeigt mit einer Vielzahl von Kreationen auf, wie sie Draht, Nylon, Videobänder und natürliche Materialien verbindet, auf diese Art eigenwillig und kunstvoll, feinsinnig und ungeahnt variantenreich tätig ist. Mit der Vielzahl des Gezeigten ist der repräsentativen Einblick entstanden. Es sind ganz filigran verknüpfte, verschiedenfarbige Fäden, sich windende Stoffbahnen, ein scheinbar wirrer Haufen aus Videobändern, sternförmige, grosse in dunkeln Farben gehaltene Kompositionen, wirblige, luftig-leichte Vierecke. Mit einem ausführlichen, die bildnerischen Aussagen verdeutlichenden Text wird auf das gesamte, sich über viele Jahre dahin ziehende Schaffen aufmerksam gemacht. Die Rede ist unter anderem von «textilen Gedichten und Geschichten». In kreativ Betrachtenden werden vielleicht Träume, Anteilnahme und Staunen über das Erarbeitete und wechselreich Präsentierte wach. Da ist Weben weit übers traditionelle Handwerk hinaus gewachsen. Es sind nicht mehr einfach Gebrauchsgegenstände für den Alltag, das ist weit mehr. Lichteinfall, Raum, Farbe einer Wand, verwendete Materialien, Musterung, Verknüpfung und Gliederung ergeben eine zuweilen verblüffende Ganzheit.

Mit Anfängen des Webens haben sich Sieben- bis Zwölfjährige aus den Schulhäusern Burg Glarus und Riedern unter Anleitung ihrer Lehrkräfte Silvia Rhyner und Miriam Hunold befasst und mit viel Einfallsreichtum Gegenstände wachsen lassen. Sie zeugen von Freude, Begeisterung, Kreativität und Spass. Das fertige Produkt steht in grossem Gegensatz zum Schaffen von Heidi Arnold und ist gerade deshalb reizvoll, eine in sich abgeschlossene Einheit, die – je nach Kind – Wirbliges, Farbenreichtum, Poesie, solide handwerkliche Fertigkeit, spürbar sorgsames und geduldiges Schaffen ausweist. Die so präsentierte Vielfalt ist begrüssenswert. Platz hat sie in einem separaten Raum gefunden. Fotos der Kinder, Notizen und Texte weisen auf das Werden dieser Gesamtheit hin. Ausgangspunkt war das Thema des diesjährigen nationalen Museumstages. So entstanden je nach Klasse Hocker, Bäume, Kalender und anderes.

Die beiden Ausstellungen bleiben bis zum 7. Juni geöffnet. Weitere Informationen sind unter www. freulerpalast.ch abrufbar.