Wetterfest

Die Glarnerinnen und Glarner sind wetterfest. Sie lassen sich auch von schlechtem Wetter nicht davon abhalten, «zu raten, zu mindern und zu mehren».



Petrus hatte kein Einsehen: Die Landsgemeinde 2012 fand bei regnerischem Wetter statt. (Bild: mb.)
Petrus hatte kein Einsehen: Die Landsgemeinde 2012 fand bei regnerischem Wetter statt. (Bild: mb.)

Es war erstaunlich, wie gut gefüllt sich der Landsgemeindering am Sonntag präsentierte. Wer geglaubt hatte, das schlechte Wetter würde viele vom Besuch der Landsgemeinde abhalten, sah sich getäuscht. Die Glarnerinnen und Glarner sind wetterfest, das haben sie einmal mehr bewiesen.

Und sie harrten grossmehrheitlich aus. Trotz einiger zu langatmiger Voten. «Man sollte das Dach nicht bis zum Rednermikrofon spannen, dann würden sie automatisch nicht so lange reden», sagte eine Frau neben mir auf dem Ring. Einige kannten tatsächlich keine Gnade und hielten sich trotz des Regens an ihr vorbereitetes Manuskript, das ohnehin zu lang war. Oder sie schöpften aus dem Fundus ihrer Erfahrungen, ohne zu merken, dass sich auf dem Ring Unmut breitmachte. Dieser wurde allerdings nicht lautstark geäussert – die Mitlandleute bewahren den Anstand. Früher hörte man des Öftern ein «Abä!», in jüngster Zeit ist dies selten geworden. Auch eine Bürgerin, die seit Jahren schlechte Erfahrungen mit den Behörden macht, hat Platz als Landsgemeinderednerin – und sie soll auch Platz haben.

Erfreulich waren die zahlreichen Voten von jungen Leuten. Sie sprachen «kurz und träf», was im Ring sehr gut ankam. Dies stellte auch ein Kaderangestellter des Kantons fest, den die anderen, langen Voten ebenfalls störten. Entgegen seinen Gepflogenheiten verliess er die Landsgemeinde vorzeitig – etwas fröstelnd und durchnässt vom gegen das Ende hin stärker einsetzenden Regen. Ich gebe es zu: Auch ich habe für einmal nicht bis zum Schluss ausgeharrt.

Der anschliessende gemütliche Teil, der zur Landsgemeinde gehört wie das Amen in der Kirche, bot dann wieder einen ungetrübten Genuss: das Zusammensein und Chalberwurst-Essen mit Freunden. Die Eindrücke und Entscheide der Landsgemeinde wurden nochmals in Erinnerung gerufen und rege diskutiert. Mit den einen ging man einig, mit andern nicht. Doch was die Landsgemeinde entschieden hat, gilt, da gibt es nichts zu rütteln. Darüber herrschte Einigkeit. Die fröhliche Runde klang erst gegen 18.00 Uhr aus.

Ein Wermutstropfen war schliesslich die Hauptausgabe der «Tagesschau» im Schweizer Fernsehen: Kein Wort von der Glarner Landsgemeinde. Sind etwa die Fernsehreporter nicht so wetterfest wie die Glarnerinnen und Glarner?