Wie in einer Kapelle – formation21 sang in Schwanden

«Wie in einer Kapelle» sei in Schwanden vom Vokalensemble formation21 unter Leitung von Magdalena Mattenberger Fidel, Cello) und Ana Djordjevic (Gesang) und mit Begleitung von Alexandre Jacques (Orgelportativ, Clavicymbalon, Kirchenorgel) Musik aus dem Mittelalter und der Neuzeit ausgestaltet worden. Es handelt sich bei diesem sehr fordernden und sorgsam umgesetzten Vorhaben nicht um einen Raum, sondern um die geläufige Musizieranweisung «a capella», um geistliche Gesänge nach Art der Kapelle/Kirche mit und ohne instrumentale Begleitung.



Formation 21 sang in Schwanden (Bilder: peter meier)
Formation 21 sang in Schwanden (Bilder: peter meier)

Die Werke reichen von Perotin (um 1280), der Gregorianik, bis zu Eric Satie (1866–1925), Jehan Alain (1911–1940), Arvo Pärt (*1935) und Ola Gjelilo (*1978). Der musikalische Bogen war bewusst weit gespannt, Jahrhunderte umspannend. Was ein Orgelportativ und ein Clavicymbalon) sind, sahen und hörten jene, die sich auf den Weg in die reformierte Kirche Schwanden gemacht hatten – es kamen erfreulich viele Zuhörerinnen und Zuhörer. Die kleine Chorgemeinschaft hatte Forderndes einstudiert, hatte sich mit harmonisch und textbezogen Ungewohntem vor der Aufführung sorgsam und einfühlend auseinanderzusetzen, hatte sich hohe Ziele gesetzt.
Das Ausgestalten gelang in heiklen Stellen vielleicht nicht immer so perfekt, wie man es sich gewünscht hatte. Die durchwegs kurzen Kompositionen wechselten sich schnell ab, erforderten viel Hingabe und Können. Es waren zumeist stille, nie wuchtige Momente, mit viel Innigkeit und verhaltener Freude. Viel Meditatives, Beschwörendes klang auf, vermischte sich mit Freude, bewegender Ruhe. Klänge aus der Moderne und der Gregorianik fügten sich in unmittelbar bewegender Weise, trugen Anbetung, Beschwören, Demut und Erflehen in sich, waren Sehnsucht und Lobpreisung. Man spürte Inniges, den tiefen Glauben ganz unmittelbar, liess sich auf dieses Meditative bereitwillig ein, war von der verhaltenen Intensität, den ergänzenden Klängen der Metallophone (Glocken, Klangschalen), den instrumentalen Wechseln fasziniert, genoss Ruhe, die fern jeglicher Hektik aufkam.
Gastmusiker war Alexandre Jacques, der enorm einfühlend, mit grosser Hingabe begleitete und Klangwelten öffnete, die so selten zur Aufführung gelangen.

Das anno 2021 neu formierte Glarner Vokalensemble ein knappes Dutzend Sängerinnen und Sänger, die bereit sind, sich mit Ungewohntem, selten Realisiertem intensiv auseinanderzusetzen und sich mit spürbarer Hingabe ans jeweilige Erarbeiten zu machen.

Hildegard von Bingen sagte einst: «Nun glänzt die ganze Kirche vor Freude und ist voller Klang» – genauso war es in Schwanden. Es war eine verhaltene, umso willkommenere Klangfülle, die sich aufgetan hatte, die mit viel Wertschätzung auch verdankt wurde.