Die Zeiten haben sich geändert, Siebenschläfer sind nicht mehr nur nachts unterwegs und sie werden nicht mehr gegessen. In der römischen Küche galten sie besonders gebacken als Leckerbissen. Selbst in Italien – speziell in Kalabrien und in der Lombardai – ist der Verzehr eine uralte Tradition. Heutzutage jedoch auch dort nicht mehr legal, da das putzige Tierchen unter Naturschutz steht. Heutzutage beissen die Siebenschläfer selbst zu, wenn man versucht, sie anzufassen.
Grosse runde Augen und spitze Zähnchen
Der Versuchung konnte auch Melgg Mächler im April nicht widerstehen – grosse dunkle Augen, eine eichhörnchenähnliche Gestalt, diese grossen runden Ohren und der buschige Schwanz. «Als jemand sagte, dass sich ein Tier in der Bahn befindet, hielt ich das noch für einen Witz», doch angekommen in Linthal, stellte es sich als voller Ernst heraus.» Ein Wildtier gehört doch nicht in eine Bahn, dachte sich Mächler, öffnete seinen Rucksack und zog beherzt seine Arbeitshandschuhe an. «Ich wollte ihn wieder in die Natur bringen.» Doch weniger begeistert zeigte sich unser Braunie, der wahrlich nicht mit der besten Einstellung gegenüber den Menschen gesegnet ist.
Der Biss als Zeichen gegen die Ausschaffungsinitiative
Er biss zu, durch den Arbeitshandschuh aus starkem Nylonmaterial hindurch und liess nicht mehr los, bis Melgg Mächler ihm die Wiese neben der Braunwaldbahn anbot. Man darf dabei allerdings auch nicht vergessen, dass es sich bei Braunie definitiv um den aus Braunwald stammenden und ausgewiesenen Siebenschläfer handeln könnte. Vielleicht fühlte er sich von dem Dachdecker nur bedroht und wollte einfach nicht auch noch der Braunwaldbahn verwiesen werden.«Zwar liess er auf der Wiese meinen Handschuh los, bevor er sich aber endgültig verabschiedete, rannte er mir nochmal den Arm herauf und sprang von der Schulter aus dann in die Wiese», erinnert sich Melgg Mächler an das erste Kennenlernen mit Braunie zurück. Er habe lediglich einen Streifbiss davongetragen, versichert er noch.
Survival-Tipps für eine Fahrt mit der Braunwaldbahn
Wer nun befürchtet, dass die Glarner Jagd auf Braunie machen könnten, irrt sich. Denn bei uns schiesst man solche speziellen Tiere nicht einfach ab, schliesslich leben wir im Glarnerland und nicht im Kanton Graubünden. Doch hier nun die wichtigsten Survival-Tipps für eine Fahrt mit der Braunwaldbahn:
- Wenn sich Braunie nähert, legen Sie sich flach auf den Boden und warten sie ab, bis die Bahn an ihrem Ziel ankommt. Dort wird Braunie kurz so irritiert sein, dass er von ihnen ablässt.
- Braunie überträgt definitiv keine Tollwut, sowas gibts bei Siebenschläfern nicht. Überprüfen Sie aber im Falle eines Bisses das Datum ihrer letzten Tetanus-Impfung (gleich wie bei einem Hunde- oder Katzenbiss).
- Versuchen Sie nicht, Braunie anzufassen. Er ist und bleibt ein Wildtier und wird versuchen Sie zu beissen!
Wie viele Biss-Opfer wird es noch geben?
Braunwalds Aushängeschild oder doch ein bissiges Wildtier? «Braunie» ging kürzlich durch alle Glarner Medien und machte sich selbst bei «20 Minuten»-Leser einen Namen, doch nun meldet sich Melgg Mächler, Dachdecker bei elmer + blumer Bedachungen AG Mollis, zu Wort: «Ganz so unschuldig ist er ja nicht, auch mir biss er in der Braunwaldbahn in den Finger.»