Wolfsgeheul an der Mitgliederversammlung des WWF Glarus

Der Grossraubtier-Verantwortliche des WWF Schweiz Gabor Bethlenfalvy bringt die Mitglieder des WWF Glarus auf den neusten Stand des Wissens zum Thema Wolf.



(Bild: zvg)
(Bild: zvg)

19.00 Uhr. Der Saal im «Stadthof» in Glarus füllt sich allmählich. Zwischen 15 und 20 Personen finden sich ein. Es wird fröhlich geschwatzt, Neuigkeiten werden ausgetauscht, man kennt sich. Man will nun das Jahr Revue passieren lassen, die Erfolge feiern und einen Blick auf das laufende Jahr werfen. So freut man sich über die neue Trockenmauer, die in Diesbach gebaut wurde, das Kinderprogramm, das immer mehr Anklang findet und wirft auch einen Blick auf die Rechtsfälle, die den WWF auch dieses Jahr beschäftigt haben. Der Hauptgrund jedoch für das zahlreiche Erscheinen der Mitglieder ist ein ganz besonderer Gast, heimlich und scheu: der Wolf. Gibt es ihn zurzeit im Glarnerland?

Für solche Fragen gibt es beim WWF Schweiz einen Experten: Der Grossraubtier-Verantwortliche des WWF Schweiz Gabor Bethlenfalvy. Bärtig, Mitte 30 und trotz seines wohl nicht immer einfachen Jobs wirkt er gelassen. Er kennt die Facts. Er informiert die Anwesenden über die Verbreitung und Ausrottung des Wolfes, über Konflikte und Chancen, die Gesetzeslage und Politik. So erfährt man, wie viele Wölfe es zurzeit etwa in der Schweiz gibt. Im Moment gibt es im grenzübergreifenden Alpenraum ungefähr 50 Wolfsrudel. Drei davon in der Schweiz. Tendenz wachsend. Man erfährt auch, dass der Herdenschutz mit Hunden oder Zäunen sehr effektiv ist. So wurden 2015 nur etwa 10 geschützte Nutztiere durch Wölfe gerissen, während bei ungeschützten Herden rund 310 Tiere gerissen wurden. Interessant ist auch, dass 98% der Nutztiere schadlos gesömmert werden. Von den 2%, die den Sommer nicht schadlos überstehen, sind lediglich 7% dem Wolf zuzuschreiben. 93% der Abgänge sind wegen Krankheiten, Absturz oder anderen Ursachen.

Doch es wird nichts beschönigt. So wird auch gesagt, dass der Bund die Verluste entschädigt und dass es z.B. 1500 Franken pro Herdenschutzhund und Jahr gibt, dass aber der Mehraufwand, den man mit Herdenschutzmassnahmen hat, nicht entschädigt wird. Dafür gibt es Unterstützung durch NGOs ergänzend zum Bundesbudget. Für das Wild wiederum und für den Wald sei der Wolf aber gut: das Wild ist gesünder, im Wald gibt es weniger Schäden durch Verbiss.

Der Wolf kommt auf jeden Fall zurück, ob wir das wollen oder nicht. Studien zeigen, dass tödliche Methoden zur Bestandesregulierung (Abschüsse) nur in 29% der Fälle einen minimalen und kurzfristigen Rückgang in der Anzahl der Nutztierrisse brachten. Nicht-tödliche Methoden (z.B. Herdenschutz) brachten in 80% der Fälle einen deutlichen Rückgang in der Anzahl Nutztierrisse. Der WWF möchte ein transparentes, faktenbasiertes Management – basierend auf realistischen Annahmen mit Abwägung der Risiken, sodass es wieder einen überlebensfähigen Bestand gibt im grenzübergreifenden Alpenraum. Und da sind wir in Glarus mittendrin.