Zweite Gesprächsrunde mit den zukünftigen Gemeindepräsidenten

Glarus24 sprach mit den drei neuen Gemeindepräsidenten Martin Laupper, Glarus Nord, Christian Marti, Glarus und Thomas Hefti, Glarus Süd über die Zukunft der neuen Gemeinden. Aber auch über die wichtigsten Arbeiten in der Übergangsphase. Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews.



Die neuen Gemeindepräsidenten bereits an einem Tisch: Martin Laupper (Glarus Nord)
Die neuen Gemeindepräsidenten bereits an einem Tisch: Martin Laupper (Glarus Nord)

glarus24: Bis die Strukturreform abgeschlossen ist gibt es noch viel zu tun. Welches sind in Ihren Augen die dringlichsten Aufgaben?

Martin Laupper: In erster Linie gibt die Projektorganisation einen Zeitplan vor, wann welche Aufgaben abgeschlossen werden sollten. Ganz wichtig in meinen Augen sind all die personellen Fragen. Hier muss sehr schnell entschieden werden, damit eine Ruhe in das Ganze kommt und das für alle die Perspektiven klar sind. Je schneller die Entscheidungen fallen, desto eher kann man gut qualifizierte Kräfte einbinden. Für mich ein weiterer wichtiger Punkt ist, das der service public ab dem Moment, da die neuen Gemeinden in Kraft treten, richtig funktioniert. Und er darf nicht schlechter sein, als das, was wir im Moment haben. Ein übergeordneter Punkt ist für mich – und den werde ich vorantreiben – der ganze raumplanerische Teil. Wie wollen wir die neue Gemeinde entwickeln? Wenn wir das nämlich nicht wissen, glaube ich nicht, das wir wirklich effizient entdecken, wo wir anpacken müssen und können. Das geht natürlich nur in Verbindung mit dem Kanton und wird sicher eine grosse Herausforderung werden.

Christian Marti: Das ist bei mir sehr deckungsgleich und da gibt es momentan nicht viel zu ergänzen. Vielleicht noch zwei qualitative Aspekte. Wir müssen aufpassen, dass wir uns mit organisieren und administrieren nicht zudecken lassen. Wir müssen mindestens eine Keimzelle haben, die sich um die Entwicklung der Gemeinde kümmert. Dass wir uns nicht nur organisatorische Fragen stellen sondern dass auch dafür Raum und Zeit zur Verfügung steht. Es ist wichtig, dass wir in den neuen Gemeinden Handlungsspielraum bekommen. Wir müssen uns auch einen Überblick verschaffen, wie die Gemeinde finanziell dasteht, damit man ein Budget 2011 erstellen kann. Es gibt zudem für den Kanton mehr Spielraum, den er tritt Aufgaben an die neuen Gemeinden ab. Da bestehen auch für den Kanton noch offene Fragen. Oder auch mit dem Neuen Finanzausgleich. Da werden wir uns mit partnerschaftlichen Diskussionen sicher einbringen.

Thomas Hefti: Das kann ich alles unterstützen. Ein Schritt ist einmal, die Gemeinde zum funktionieren zu bringen. Und die Gemeinden müssen vorwärts kommen. Wir wollen starke Gemeinden, die wachsen können. Und mit diesen Themen müssen wir uns so rasch wie möglich in der Behörde befassen und dafür wirken.

glarus24: In allen drei neuen Gemeinden ist die Raumplanung und die wirtschaftliche Entwicklung ein grosses Ziel. Treten hier die Gemeinden eher als Konkurrenten auf oder werden sie sogar vermehrt zusammenarbeiten?

Martin Laupper: Wir alle müssen schauen, dass wir für den Kanton den optimalen Nutzen bringen. Es kann nicht sein, dass jeder für sich versucht das Maximum herauszuholen, sondern er soll immer den Nutzen für den gesamten Kanton im Blickfeld haben. Jede Gemeinde hat ihre Stärken aber auch ihre Schwächen und jede Gemeinde hat ihren Freiraum, in dem sie sich bewegen kann. Es auch sehr wichtig, dass die Gemeinden diesen Freiraum nutzen können. Auf der anderen Seite muss aber immer der Nutzen für den gesamten Kanton im Auge behalten bleiben.
Zum Beispiel, wenn der Gemeindepräsident von Glarus Süd sagt, er braucht für die Entwicklung der Gemeinde eine Umfahrungsstrasse, dann werde ich alles daran setzten ihn zu unterstützen.

glarus24: Die drei Gemeinden sind ja doch unterschiedlich gegliedert und auch die frühere Kantonsplanung teilte die Regionen ein in Tourismus (Süd), Dienstleistung (Mitte) und Industrie (Nord) wird daran weiter gearbeitet?

Thomas Hefti: Diese Unterscheidung kann man nicht so fällen. Glarus Süd hat momentan zwischen 1500 und 2000 Arbeitsplätze in der Industrie und KMU’s. Allein im Tschachen in Schwanden über 600. Ausserdem gibt es ein florierendes Gewerbe und Dienstleistungen wie Altersheime. Aber natürlich haben wir Braunwald und Elm, wo der Tourismus von zentraler Bedeutung ist. Ausserdem kommt noch die Land- und Alpwirtschaft dazu. Das sind vier sehr wichtige Standbeine für Glarus Süd. Wir müssen sie alle unterstützen. Es wäre eine Illusion, dass wir die industriellen Arbeitsplätze durch solche im Tourismus ersetzten könnten. Wir müssen die Entwicklung, dass sich aus handwerklichen Betrieben grosse Firmen entwickeln können, weiter unterstützen.

Christian Marti: Ich unterstütze die Sichtweise, dass der gesunde Wettbewerb zwischen den drei Gemeinden auf eine lustvolle und kollegiale Art und Weise geschehen wird. Daran glaube ich. Der soll jedoch nicht nach innen gerichtet sein sondern gegen aussen im Sinn des Kantons. Die drei Gemeinden und der Kanton sind schon klein genug, dass alle in die gleiche Richtung gehen sollen. Der Standort soll im Zentrum sein.
Die Agglomeration Zürich kommt automatisch auf uns zu und das ist eine riesige Chance für uns. Da ist aber die Erreichbarkeit auf der Schiene und auf der Strasse zentral. Da muss in den nächsten Jahren unbedingt etwas gehen. Und das Generationenprojekt Umfahrungsstrasse ist nicht nur eine Erschliessung von Glarus Süd sondern auch von Glarus. Ich hoffe und bin mir sicher, dass wir Gemeindepräsidenten dafür etwas beitragen können.

Martin Laupper: Das ist auch für Glarus Nord wichtig. Man kann keine Standortqualität entwickeln, wenn man den ganzen gewaltigen Verkehr auf einer Achse durch die Dorfzentren zirkulieren lässt. So haben die Dörfer keine Chance sich gut zu entwickeln. Das ist sehr entscheidend, denn der Kanton lebt nicht nur durch Arbeitsplätze sondern auch als Wohnraum. Auch durch gute Verbindungen in den Grossraum Zürich. Also nicht nur Glarus Süd sonder wir alle brauchen diese Strasse und profitieren von ihr. Denn die Schlüsselfrage ist die Entwicklung des Kantons.

Thomas Hefti: Und für die Entwicklung eines Kantons oder einer Region sind Strassen oder einfach Verbindungen von essenzieller Bedeutung.

Christian Marti: Es geht generell um die Anbindung unseres Wohn- und Wirtschaftsraum an die Agglomeration Zürich. Denn Zürich ist und bleibt für uns zentral. Die Erschliessung muss auf Strasse und Schiene verbessert werden.

Martin Laupper: Nochmals zurück auf den Wirtschaftsraum. Rein von der Aufstellung des Kantons ist Glarus Nord auch von den Anschlüssen am schnellsten und einfachsten entwickelbar; ausstrahlend auf Glarus Mitte. Und neben der Bedeutung der anderen Standbeine sollte Glarus Süd –was im Kanton bisher viel zu wenig genutzt wurde - sich auf den Tourismus konzentrieren. Dass der Kanton in Braunwald und Elm viel bieten kann und sich hier auch entwickeln kann. Und das man sich Gedanken macht, was gibt es im Kanton für Möglichkeiten um als Naherholungsgebiet für die Agglomeration Zürich aufzutreten. Wichtig aber ist, dass alle für das Wohl des Kantons Glarus zusammenarbeiten.

glarus24: Vielen Dank für das informative Gespräch. Wir wünschen Ihnen in Ihrem Amt viel Glück und Erfolg.