«Auch ‚Büezer’ haben eine politische Verantwortung»

Mit Kaspar Krieg übernimmt ein gelernter Schreiner das Präsidium des Landrats des Kantons Glarus. Für ihn ist es wichtig, dass sich auch Handwerker und Arbeiter am politischen Leben beteiligen.



Der frisch gewählte Landratspräsident Kaspar Krieg zusammen mit seiner Frau Andrea. (Bild: jhuber)
Der frisch gewählte Landratspräsident Kaspar Krieg zusammen mit seiner Frau Andrea. (Bild: jhuber)

«Politik war in meinem Elternhaus kein Thema», blickt der frisch gewählte Landratspräsident zurück in seine Kindheit. Seine Eltern seien zwar immer an die Gemeindeversammlungen gegangen, haben aber immer im Sinn der Gemeinde gestimmt. «Mein Vater war Pächter und für ihn gehörte dieser Rückhalt der Gemeinde dazu.» Oberhalb von Niederurnen wuchs Krieg zusammen mit seinem älteren Bruder auf dem Hof der Eltern in der Bleiche auf. «Es war immer klar: Mein Bruder übernimmt den Hof, ich sollte eine Lehre machen.» Die Ausbildung zum Schreiner absolvierte er bei «Gebrüder Küng» in Niederurnen. Als diese von Urs Seliner übernommen wurde, war auch Krieg mit an Bord und ist es noch heute. Beständigkeit, die auch beim Wohnort nicht Halt macht; noch heute wohnt er mit seiner Familie in Niederurnen, jetzt aber im Dorfkern. 1989 hat er sich ein altes Haus gekauft und in den letzten 20 Jahren komplett umgebaut. «Die letzte Arbeit in der Garderobe hat mein Sohn Manuel gemacht, als Abschlussarbeit seiner Schreinerlehre.» Seine Tochter Helen besucht die Pflegefachschule in Glarus und und arbeitet als Plagefachfrau HF in der Spitex Glarus Nord, die Älteste, Nicole, ist Lehrerin in Deutschland. «Am 1. August wird Nicole heiraten, deshalb werde ich ganz sicher keine Ansprachen zum Nationalfeiertag im Kanton halten.»

Vom Stammtisch ins Parlament


Zur Politik kam Krieg relativ spät. «Am Stammtisch habe ich mit Kollegen angefangen zu politisieren. Da habe ich gemerkt, dass vieles mit den Ansichten der SVP übereinstimmt.» Etwa zur gleichen Zeit – im Jahre 1994 – kam dann auch die Anfrage für den Schulrat in Niederurnen. «Damals waren drei Räte ausgetreten und es gab sechs Kandidaten. Mit meiner Wahl habe ich nie gerechnet.» Es kam aber anders und der Vater von drei Kindern blieb 16 Jahre im Amt. Eine Aufgabe, die ihm viel Freude bereitete. Er habe immer den Kontakt mit den Lehrpersonen gesucht und war auch bei den Elternabenden anwesend. Einige Jahre später folgte die nächste Anfrage, jetzt für die Liste in den Landrat. «Da habe ich mich schon gefragt, ob ich das überhaupt kann.» Krieg findet es aber wichtig, dass sich eben auch die «einfachen Büezer» am politischen Leben beteiligen. «Auch hier braucht es beide Seiten, die theoretische und die praktische. Im Austausch und Dialog findet man meistens die besten Lösungen.»
2003 zog er dann als Nachfolger von Rosemarie Stüssi in den Landrat ein, im April 2009 wurde ich ins Landratsbüro gewählt. Ab dem Jahr 2011 übernahm er das Präsidium der SVP-Fraktion, mit 17 Mitgliedern die grösste im Landrat.

Die Tätigkeit in diesem Gremium gefalle ihm sehr, meint Krieg weiter. Ganz speziell sei dabei, dass man häufig auch mit Kollegen in anderen Kantonen in Kontakt komme. «Zum Teil sind das ganz eindrückliche Aussenansichten.» So sei es zum Beispiel in Bern nicht erlaubt, gleichzeitig im Kanton und im Bund im Parlament Einsitz zu haben. Dafür müssen die National- und Ständeräte vor der Session jeweils mit der Regierung des Kantons Bern zusammenkommen, um wichtige Themen für den Kanton zu besprechen.

Der Ordner ist bereit

Für die neue Aufgabe als Präsident habe er sich gut vorbereitet, ist sich Krieg sicher. «Das ist ja nicht etwas, das plötzlich geschieht. Im letzten Jahr habe ich mir die Arbeit von Fredo Landolt ganz genau angesehen.» Schon zwei Wochen vor der Wahl hat er sich schon auf seine erste Sitzung vorbereitet. Der Ordner für die Unterlagen ist beschriftet, das Drehbuch steht mehr oder weniger und auch die Antrittsrede ist schon weit fortgeschritten. «Die wird meine Frau Andrea dann noch ganz genau durchlesen.» Andrea ist für Kaspar Krieg ein wichtiger Rückhalt in Beruf und Politik. «Ohne ihre Unterstützung und Hilfe wäre diese Mehrbelastung nicht möglich.» Aber auch das Verständnis des Arbeitgebers sei sehr wichtig. Zum Glück arbeite er jetzt mehr im Büro und nicht mehr auf den Baustellen. So findet man zwischen den Sitzungen und dem Beruf immer wieder einen Weg. «Oder dann muss man am Abend länger oder am Wochenende arbeiten. Für den Landrat ziehe ich immer Ferientage oder Überstunden ein.»

Dialog und Meinung

In seinem präsidialen Jahr möchte sich Krieg ganz auf die möglichst reibungslose Führung der Sitzungen konzentrieren. Aus diesem Grund hat er sein Amt als Fraktionspräsident noch vor der Landsgemeinde an Toni Gisler übergeben. «Parteipolitik ist mit dem Amt nicht zu vereinbaren.» Er erhofft sich auch, dass die Diskussionen im Plenum sachbezogen und konstruktiv geführt werden. Dabei sieht der neue Präsident die Arbeit in den Sitzungen eher pragmatisch. «Nach den Vorbereitungen und den Fraktionssitzungen sind die meisten Meinungen gemacht.» Dann muss jemand in der Behandlung schon sehr gute Argumente oder Anregungen bringen, damit Meinungen sich wirklich noch ändern. Dies habe aber nicht zu bedeuten, dass die Arbeit im Landrat nicht wichtig sei, beteuert Krieg. «Der Landrat hat eine eminent wichtige Rolle im Zusammenspiel mit der Regierung.» Damit das Gremium diese Rolle auch in seinem Amtsjahr einnehmen kann, möchte Kaspar Krieg Sorge tragen.