Der automatische Lichtschranken Wasserspender


Ein Mann in seinem Auto auf der Autobahn. Fünf Kilometer vor der nächsten Raststätte. Er muss dringend auf die Toilette. Mit zusammengekniffenen Beinen fährt er, zugegebenermassen mit leicht überhöhter Geschwindigkeit, auf den Parkplatz der ersehnten Gaststätte. Als er die Toilettentüre öffnen will, ist sie abgeschlossen. Auf einem Zettel, der an die Türe gepinnt ist, liest er, dass der werte Reisende den Schlüssel zu diesem Örtchen an der Theke, nach einer Mindestkonsumation von Euro 7.50, ausgehändigt bekommt.
Nachdem er diese Hürde glücklich und ohne feuchten Zwischenfall genommen hat, befindet er sich endlich auf der Treppe runter zum Klo. Bevor er jedoch die Wunderwelt der Keramik betreten kann, erwartet ihn ein Tischchen mit einem Tellerchen und einer nicht wirklich warmherzig erscheinenden Dame dahinter. Also schnell noch unter dem furcht einflössenden Blick der Hüterin der Unterwelt, ein paar Cent Stücke rauskramen.
Endlich darf er die Kabine seines Begehrens betretten.
Aber Hilfe, kaum nestelt er an seinem Gürtel, fängt es an zu Rauschen und zu Spritzen. Die Lichtschranke der automatischen Spüle, hat seine Bewegungen missverstanden und fälschlicherweise registriert, dass er mit seinem Geschäft schon fertig sei. Beim zweiten Versuch, er bewegt sich nur noch wie ein Indianer auf dem Kriegspfad, gelingt es ihm dann endlich sich zu erleichtern. Hurra, denkt er. Hose wieder rauf. Die nächste Herausforderung jedoch, erwartet ihn bereits. Ein automatischer Lichtschranken Wasserspender. Er befolgt genau die Anweisungen, welche freundlicherweise auf den Spiegel geschrieben stehen. Aber irgendwie muss daran etwas verkehrt sein. Hält er nämlich seine Hände unter den Wasserhahn passiert gar nichts, zieht er sie wieder weg, fliesst das Wasser. Er könnte jetzt entnervt gehen ohne seine Hände zu waschen, nur wie bringt er die Seife, die er als reinlicher Mensch zuvor auf seine Handflächen fliessen liess, wieder von den Händen?
Die ganze Geschichte wurde mir erzählt. Und sie erinnerte mich an die Handwaschautomaten in unserem Restaurant. Das waren ganz ausgeklügelte Dinger. Es handelte sich um regelrechte Kästen mit einer gerade mal genug grossen Öffnung, um seine Hände rein zu stecken. Wenn man Schwein hatte und alles nach Plan lief, kam zuerst warmes Wasser, dann ein Spritzer Flüssigseife, dann wieder warmes Wasser und zu guter Letzt blies einem ein eingebauter Föhn die Hände trocken.
Nur leider lief in neunzig Prozent der Fälle nicht alles wie am Schnürchen oder eben am Wasserfällchen. Manchmal kam gar nichts und man versuchte mittels hin- und herbewegen der Hände das Ding zum laufen zu bringen. Oder man war nicht schnell genug und die Seife hing immer noch an den Händen, wenn die heisse Luft geblasen kam. Richtig erfreulich war es, wenn man mit dem Seidenblüschen davor stand, den Kopf nicht bei der Sache hatte und die Hände im falschen Moment herauszog. Dann blies nämlich der Föhn in die Pfütze mit Seife und Wasser und man wurde auf eine Weise angesprenkelt, dass man das ehrgeizige Werk eines Actionpainters vermuten konnte.
Das ganze dauerte ja seine Zeit und so bildeten sich oftmals endlose Schlangen vor dem Wunderding, was mitunter zu interessanten Diskussionen unter den „Gestauten“ führen konnte.
Eines Tages wollte sich eine Gruppe Wanderer im Restaurant erfrischen. Nicht nur mit Getränken, nein, sie hätten sich auch gerne das Gesicht und den Nacken mit kühlem Nass benetzt. Das Problem war bloss, wie kriegt man den Kopf in so eine kleine Öffnung?

Überhaupt nicht lustig war es, wenn ein Gast über den Durst getrunken hatte und sich in das lavaboähnlichen Gerät übergeben hatte. Da hiess es Handschuhe montieren und das ganze Zeugs mühselig rausfischen.
Wir alle ertrugen den Wunderautomaten mit stoischem Galgenhumor. Was blieb auch anderes übrig?
Versöhnlich stimmte es uns, wenn wir von der Bar aus beobachteten wie ein Gast mit einem leeren Glas zur Toilette ging. Um kein weiteres Getränk mehr bestellen zu müssen, wollten sich ganz Findige das Glas mit Wasser vom Lavabo in der Toilette füllen.
Muss sicher sehr gut geschmeckt haben, warmes Wasser mit Seife!
Wir an der Bar haben darauf gewartet, dass irgendwann einem Seifenblasen zum Mund herausblubbern müssten. Doch leider haben wir es nie erlebt.