Eine Neuauflage zu ihrem 274. Geburtstag

Am vergangenen Freitag ist im Anna-Göldi-Museum in Mollis der Roman von Kaspar Freuler über Anna Göldi aus dem Jahre 1945 neu aufgelegt worden. Der Zufall wollte es, dass dies genau am 274. Geburtstag von Anna Göldi geschah.



Gaby Ferndriger von der Buchhandlung Baeschlin mit dem neu aufgelegten Buch von Kaspar Freuler.
Gaby Ferndriger von der Buchhandlung Baeschlin mit dem neu aufgelegten Buch von Kaspar Freuler.

Gaby Ferndriger vom Buchverlag Baeschlin in Glarus durfte eine stattliche Schar interessierter Besucherinnen und Besucher zur Buchvernissage und Neuauflage von Kaspar Freulers Buch über Anna Göldi im Anna-Göldi-Museum willkommen heissen. Sie erinnerte daran, dass das Schicksal der Anna Göldi heute immer noch sehr interessiere und daher habe sich der Verlag entschlossen, das Original von Freuler neu aufzulegen. Da keine Filmdaten noch digitale Daten vorhanden waren, musste das ganze Buch eingescannt werden. Ergänzt wurde die Neuauflage von Freuler mit einem Glossar von Sophia Kundert. Die Literaturstudentin hat für ihre grosse Arbeit auch Kontakt mit mehreren sprachkundigen Glarnern Rücksprache genommen. Fertndriger dankte dem Kanton für die finanzielle Unterstützung aus dem Lotteriefond, die die Neuauflage erst möglich gemacht habe

Anna Göldi bewegte immer wieder


Landesarchivgar Dr. Fritz Rigendinger stellte in seiner Laudatio fest, dass die Geschichte von Anna Göldi offenbar ein Klassiker sei und mit den Ingredienzen einer klassischen Tragödie die Menschen heute noch interessiere. Der Redner erinnerte aber daran, dass der Fall Anna Göldi nicht immer gleich stark im kollektiven Gedächtnis präsent war, sondern in Konjunkturen, in denen er sichtbar wurde und wieder verschwand. Die erste historische Darstellung erfuhr der Fall 80 Jahre später durch Landammann und späteren Bundesrat Dr. Joachim Heer, der feststellte, dass der Fall «unserem Lande die wenig beneidenswerte Berühmtheit eingetragen hat, der letzte Staat gewesen zu sein, in welchem ein Mensch wegen Zauber- und Hexenkünsten mit dem Tod bestraft worden ist.» 80 Jahre später erschien der Roman von Kaspar Freuler, eine Generation nach Freuler Evelin Haslers Roman über Anna Göldi und schliesslich 2007 das Buch von Walter Hauser, das schliesslich nach etlichen Hürden zur Rehabilitation von Anna Göldi durch die Glarner Regierung und den Landrat führte.

Die Akten von dem Fall

Rigendinger befasste sich sodann mit den vorhandenen Akten aus dem Fall Anna Göldi. Weit verbreitet bestehe das Missverständnis, dass alle Akten zum Prozess verschwunden seien. Das stimme nicht, die Hauptakten des Prozesses, nämlich die Protokolle des Evangelischen Rates vom 6., 10. und 13. Juni 1782 seien im Landesarchiv vorhanden. Verschwunden seien jedoch die Original-Untersuchungsakten über den Fall Göldi. Hingegen gebe es zwei von den Originalen abgezogene Abschriften, sogernannte Copia, ein Aktenbündel von immerhin rund 700 Seiten. Sie seien allerdings unvollständig, umfassen aber den grösseren Teil der ursprünglich vorhandenen Untersuchungsakten. Bezeichnenderweise fehlen ausgerechnet jene Akten mit den mutmasslichen Einvernahmen von Dr. Tschudi über das Verhältnis zu seiner Dienstmagd.

Nach dem interessanten Vortrag von Rigendinger hatten die an der Buchvernissage Teilnehmenden Gelegenheit, unter der Führung von Walter Hauser das Anna-Göldi-Museum und unter Leitung von Gemeinderat Peter Bertschinger das Zwickahaus zu besichtigen.