Pilze bringen Vielfalt ins Glarnerland

Sparriger Schüppling, Vielgestaltige Holzkeule, Gewimperter Erdstern – schon ihre spannenden Namen verraten, wie vielfältig die Glarner Welt der Pilze sein muss. Und in der Tat: Ihre Bedeutung für die Biodiversität, also die biologische Vielfalt, ist enorm. Im Internationalen Jahr der Biodiversität 2010 geht das Naturzentrum Glarnerland auf Spurensuche.



Das Naturzentrum Glarnerland gewährt derzeit spannende Einblicke in die Vielfalt der Glarner Pilze. (Bild: Barbara Zweifel-Schielly/Naturzentrum Glarnerland)
Das Naturzentrum Glarnerland gewährt derzeit spannende Einblicke in die Vielfalt der Glarner Pilze. (Bild: Barbara Zweifel-Schielly/Naturzentrum Glarnerland)

Pilze sind etwas Besonderes. Sie sind weder Pflanze noch Tier, für ihre Ernährung jedoch auf Pflanzen und Tiere angewiesen. Das, was wir in der Regel als Pilz bezeichnen, ist nur die «Spitze des Eisbergs», nämlich der Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz lebt als ausgedehntes, fädiges Geflecht, als sogenanntes Myzel, verborgen im Boden. Dabei gibt es drei Hauptgruppen von Pilzen: Schmarotzerpilze (parasitische Pilze), welche auf lebenden Tieren und Pflanzen wachsen und diese schädigen können, Moderpilze (Saprophyten) und Partnerpilze (Mykorrhizapilze).

Recyclingstelle Moderpilz

Moderpilze leben auf toten Pflanzen und Tieren. Sie helfen, diese abzubauen und die Nährstoffe wieder in den Naturkreislauf zurückzubringen. Der ganze Vorgang passiert im Versteckten, nur die wenigen Pilzhüte an der Oberfläche offenbaren die heimlichen Helfer. Gäbe es diese nicht, würden beispielsweise im Wald immer mehr tote Pflanzen und Tiere abgelagert und kein Kohlendioxid und andere Nährstoffe mehr frei. Die grüne Natur, die diese freiwerdenden Nährstoffe immer wieder aufs Neue nutzt, würde im wahrsten Sinne in ihrem eigenen abgestorbenen Material untergehen. Im Glarnerland als Moderpilze verbreitet sind zum Beispiel die dekorative Schmetterlingstramete oder der auffällig gelb-orange Klebrige Hörnling.

Enge Partnerschaft mit Bäumen

Schweizweit kommen über 6000 Pilzarten vor, im Glarnerland dürften es schätzungsweise 1500 Arten sein. Ein beeindruckender Beitrag an die Biodiversität. Davon sind etwa ein Drittel sogenannte Mykorrhizapilze. Diese Pilze wachsen wie ein Mantel um die feinen Wurzeln von Bäumen. Über diese Verbindung liefert der Baum dem Pilz Energie in Form von Zucker, dafür bekommt er Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor. Zusätzlich sind die Holzriesen dank ihrer kleinen Partner besser gegen Schadstoffe geschützt und widerstandsfähiger. In Mitteleuropa und damit auch im Glarnerland sind die Wurzeln der Bäume praktisch durchwegs mit solchen Partnerpilzen überwachsen.

Baumart ist oft entscheidend

Oft sind die Partnerpilze an eine ganz bestimmte Baumart gebunden, was für den Pilzsammler die Suche nach Speisepilzen vereinfachen kann. Im Glarnerland lebt ein breites Spektrum an nadelwald- als auch laubwaldbewohnenden Partnerpilzarten. So wächst der Fliegenpilz vorwiegend bei Fichte und Birke, der hochgiftige Grüne Knollenblätterpilz bei Buche oder Eiche oder der begehrte Eierschwamm im bemoosten Nadelwald mit Heidelbeeren. Nicht nur die Moderpilze, sondern auch die Partnerpilze sind für die Natur und den Fortbestand des Waldes sehr wichtig. Ohne sie sähe die Biodiversität im Glarnerland anders aus. Grund genug, sich beim Pilzesammeln verbindlich an die kantonalen Pilzschutzbestimmungen (max. 2 kg pro Person und Tag und vom 1. bis 10. jeden Monats Schonzeit) zu halten.

«Mmmhs» und «Wääähs» im Naturzentrum

Noch bis Ende Oktober können in der Infostelle des Naturzentrums Glarnerland echte Pilze aus unseren Wäldern und Wiesen bestaunt werden. Sie werden wöchentlich vom Verein für Pilzkunde Glarnerland frisch geliefert. Für Interessierte liegen Infoblätter beispielsweise über häufige Pilzarten im Glarnerland, mit Tipps zum richtigen Sammeln sowie mit den kantonalen Pilzschutzbestimmungen zum Mitnehmen auf. Die Riechstation mit ausgewählten Pilzdüften garantiert für «Mmmhs» und «Wääähs». Und in der Kinder- und Forscherecke können kleine und grosse Pilzfans mit Spielen und Basteln, am Mikroskop oder einfach durch Lesen ihre Zeit verweilen. Wer Freude am Pilzebestimmen hat, kann sein Wissen an den Pilzbestimmerabenden des Vereins für Pilzkunde Glarnerland vertiefen.

Für weitere Informationen
Infostelle Naturzentrum Glarnerland, im Bahnhofsgebäude Glarus
E-Mail: <link>[email protected], Telefon: 055 622 21 82,
www.naturzentrumglarnerland.ch