Ruth Kobelts gemütvolle Improvisationen

Dass der unweit des Kunsthauses gelegene Güterschuppen Glarus einmal als Fläche für Ausstellungen, Filme, Lesungen und Kleinkunst genutzt würde, konnte sich kaum jemand konkret vorstellen. Viele trugen diese Hoffnung in sich, als der fast riesige Raum lange leer stand und sich eine neue Benützungsform abzuzeichnen begann.



Ruth Kobelt gewann dieAufmerksamkeit der Zuschauer im Nu. (Bilder: p.meier) Zwei Damen tanzten Teile des Geschehens dezent aus.
Ruth Kobelt gewann dieAufmerksamkeit der Zuschauer im Nu. (Bilder: p.meier) Zwei Damen tanzten Teile des Geschehens dezent aus.

Dass es zur glückhaften Änderung kam, hat viele nachhaltig gefreut. Eine grosse Schar von Kunstfreunden hat auf dieser riesigen Fläche Platz. Für Interpretierende besteht die Kunst darin, diese immense Fläche raumfüllend zu «bewirtschaften» – wahrlich kein leichtes Unterfangen. Ruth Kobelt meisterte diese Tatsachen mit der ihr eigenen Leichtigkeit des Seins, anfänglich zugebend, dass ein Inszenieren gar schwierig, ja beinahe unmöglich sei – um dann dank warmer, weit tragender Stimme, gar gekonntem Spiel auf Geige und Gitarre, witzigen, eigentlich banalen Texten und anmächeligen Wortspielereien dem aufmerksam mitvollziehenden Publikum willkommen abwechslungsreich das eine und andere aus dem Alltag anzubieten. Die Einstimmung erfolgte mit «Der Winter ist vergangen» und dem Lob auf den Frühling, während im Hintergrund gar diskret maskierte Tänzerinnen agierten. Dann verfiel Ruth Kobelt dem witzigen Fabulieren und dem in einst jungen Jahren dominierenden Zwang, Texte umzugestalten. Das sei bis heute so geblieben. Und alsogleich gab sie munterste Kostproben dieses Könnens ab. Banale Alltagssätze wurden kunstreich, mit herzlichem Witz umgesetzt, damit Farbe und Vielseitigkeit gewinnend. Aus Wenigem wurde lieblich Grandioses, passend zum leeren Raum des grossen Schuppens, der sich zu füllen begann, an Internationalität gewann, weil Ruth Kobelt nach China entführte, vom liebestollen Chinamann sang, der sich wohl um des Reimes willen in ein Mädchen namens Marzipan verliebte, sie umworb und – vielleicht – ehelichte. Seine finale Botschaft war klar genug: «Sag nicht nein – sei mein.» Mit der fiktiven Möblierung einer Teilfläche des Schuppens gings weiter. Urplötzlich standen Couch, Salontisch und barocker Kasten vor einem, die Wand zierte ein gar kostbares Bild im Silberrahmen. Die liebestolle Dodée – mit etwa sieben Männern leidenschaftlich liiert – erlebte Abenteuerliches mit dem Marronibrater, einem Briefträger, Bodenleger, Kulturpreisträger, Bio-Berater und anderen. Was im Übergang wohl zum fetzigen, leidenschaftlichen Telefonblues führte und demWortspiel ums Verb «gehen» endete, bleibt Geheimnis der kunstsinnigen Programmgestalterin. Freude, Schmunzeln und Genuss kamen auf, als Ruth Kobelt so virtuos und herzlich losjodelte und ihre lapidaren Sätze wie: Wir gingen auf die Alp; gingen in eine Alphütte und dort ging es zu und her musikalisch ausdeutete. Der Kunstgenuss war – im Anschluss an die HV des Kunstvereins – perfekt.